BKA: Mafia ver­ur­sacht in Deutsch­land 691 Mil­lio­nen Euro Schaden

Ecstasy - Ecstasy-Tabletten - Drogen - Rauschgift Foto: Sicht auf Ecstasy-Tabletten, Urheber: dts Nachrichtenagentur

Das Bun­des­kri­mi­nal­amt (BKA) bezif­fert den durch Orga­ni­sier­te Kri­mi­na­li­tät in Deutsch­land ver­ur­sach­ten Gesamt­scha­den auf rund 691 Mil­lio­nen Euro.

Das geht aus dem Bun­des­la­ge­bild „OK” für das Jahr 2018 her­vor, das BKA-Prä­si­dent Hol­ger Münch und Bun­des­in­nen­mi­nis­ter Horst See­ho­fer in Ber­lin vor­stel­len wol­len und über das die „Welt” bereits vor­ab berich­te­te. 2017 betrug der Scha­den noch 209 Mil­lio­nen Euro.

Die stark gestie­ge­ne Scha­den­sum­me basiert dem Lage­bild zufol­ge haupt­säch­lich auf den gemel­de­ten Schä­den bei der Eigen­tums- und Wirt­schafts­kri­mi­na­li­tät sowie Steu­er- und Zoll­de­lik­ten. Die Zahl der OK-Ermitt­lungs­ver­fah­ren ist danach um 6,5 Pro­zent auf ins­ge­samt 535 zurück­ge­gan­gen. Das BKA gibt aber kei­ne Ent­war­nung, weil das „Scha­dens- und Bedro­hungs­po­ten­zi­al” durch OK-Grup­pie­run­gen unver­än­dert hoch sei.

In das Lage­bild wur­de erst­mals Clan­kri­mi­na­li­tät, die Betei­li­gung von Zuwan­de­rern und Bezü­ge zwi­schen „OK” und Ter­ro­ris­mus auf­ge­nom­men. Zur OK rech­net das BKA auch die Rocker­kri­mi­na­li­tät und ita­lie­ni­sche Mafia-Orga­ni­sa­tio­nen. Bei der Ana­ly­se der Kri­mi­na­li­täts­be­rei­che fällt auf, dass die poli­zei­lich fest­ge­stell­ten Dro­gen­de­lik­te (201 Ver­fah­ren) leicht um 2,9 Pro­zent zurück­gin­gen. Ein Groß­teil der OK-Grup­pie­run­gen ver­übt jedoch nach wie vor über­wie­gend in die­sem Kri­mi­na­li­täts­feld Straf­ta­ten. Bei der Eigen­tums­kri­mi­na­li­tät blieb die Anzahl der geführ­ten OK-Ver­fah­ren mit 93 und einem Anteil von 17,4 Pro­zent laut BKA „rela­tiv kon­stant”. Die­se bei­den Kri­mi­na­li­täts­fel­der mach­ten erneut mehr als die Hälf­te aller gemel­de­ten OK-Ver­fah­ren (294 von 535) aus.

Bemer­kens­wert ist, dass die Anzahl der OK-Grup­pie­run­gen bei der Schleu­sungs­kri­mi­na­li­tät um 3,9 Pro­zent auf ins­ge­samt 53 (2017: 51) wei­ter ange­stie­gen ist. Damit setzt sich der Trend der letz­ten Jah­re fort. Ins­ge­samt wur­den 6483 OK-Tat­ver­däch­ti­ge (davon 2023 Deut­sche, 4460 „Nicht­deut­sche”) poli­zei­lich regis­triert, dar­un­ter 464 (7,2 Pro­zent) tat­ver­däch­ti­ge Zuwan­de­rer. Das BKA defi­niert eine Per­son als Zuwan­de­rer genau so wie bereits in der Poli­zei­li­chen Kri­mi­nal­sta­tis­tik (PKS), dazu gehö­ren zum Bei­spiel Asyl­be­wer­ber, Gedul­de­te und Kon­tin­gent­flücht­lin­ge. Bei 87 von den ins­ge­samt 535 OK-Ver­fah­ren wur­den Zuwan­de­rer als Tat­ver­däch­ti­ge ermit­telt – dies ent­spricht einem Anteil von 16,3 Pro­zent. Kri­mi­na­li­täts­be­rei­che, in denen Zuwan­de­rer als Ver­däch­ti­ge regis­triert wur­den, sind Rausch­gift­han­del und Schmug­gel (37 Ver­fah­ren), Eigen­tums­kri­mi­na­li­tät (16 Ver­fah­ren) sowie Schleu­sungs­kri­mi­na­li­tät (15 Verfahren).

Zum ers­ten Mal hat das BKA auch 45 OK-Ver­fah­ren in das Lage­bild ein­flie­ßen las­sen, die es „Mit­glie­dern eth­nisch abge­schot­te­ter Sub­kul­tu­ren” (Clan­kri­mi­na­li­tät) zurech­net. Knapp die Hälf­te die­ser Ver­fah­ren haben Poli­zei und Jus­tiz in Nord­rhein-West­fa­len geführt. Bei den Clans wur­den 654 Tat­ver­däch­ti­ge erfasst. Allein die Grup­pie­run­gen der Clan­kri­mi­na­li­tät ver­ur­sach­ten dem BKA-Lage­bild zufol­ge einen fest­ge­stell­ten Scha­den in Höhe von rund 17 Mil­lio­nen Euro. Sie erwirt­schaf­te­ten einen kri­mi­nel­len Ertrag von etwa 28 Mil­lio­nen Euro. Einen Groß­teil davon konn­te der Staat aller­dings vor­läu­fig sichern – rund 22 Mil­lio­nen Euro. Haupt­ge­schäfts­fel­der der Clans sind der Rausch­gift­han­del und Schmug­gel (mehr als die Hälf­te der Ver­fah­ren) sowie Eigen­tums­de­lik­te (rund ein Vier­tel der Verfahren).

Bei Gewalt­kri­mi­na­li­tät und Geld­wä­sche gab es jeweils ledig­lich ein OK-Ver­fah­ren. Aller­dings betont das BKA, dass es sich bei den ins­ge­samt 535 Ermitt­lungs­ver­fah­ren in Deutsch­land bloß um das poli­zei­lich bekannt gewor­de­ne „Hell­feld” han­delt. Ermitt­ler gehen von einem gro­ßen Dun­kel­feld aus. Inso­fern kön­ne der Scha­den in Höhe von 691 Mil­lio­nen Euro nicht „als abschlie­ßen­de Grö­ßen­ord­nung für das tat­säch­li­che Bedro­hungs- und Scha­dens­po­ten­zi­al ange­se­hen wer­den, das von in Deutsch­land täti­gen OK-Grup­pie­run­gen ausgeht.”

Bei der Rocker­kri­mi­na­li­tät und Mafia-Orga­ni­sa­tio­nen zeich­net das BKA fol­gen­des Bild: So sank die Anzahl der OK-Ver­fah­ren gegen Ange­hö­ri­ge von rocker­ähn­li­chen Grup­pie­run­gen (127 tat­ver­däch­ti­ge Mit­glie­der) auf neun Ver­fah­ren (2017: 22). Außer­dem gab es 13 Ver­fah­ren (2017: 14) gegen Mit­glie­der von ita­lie­ni­schen Mafia-Grup­pie­run­gen. Die Haupt­ak­ti­vi­tät die­ser Grup­pie­run­gen kon­zen­triert sich auf den Han­del mit Koka­in, zudem auf Geld­wä­sche und Kfz-Delik­te. Ins­ge­samt wur­den zu die­sen Ver­fah­ren 197 Tat­ver­däch­ti­ge gemel­det, von denen 118 ita­lie­ni­sche Staats­an­ge­hö­ri­ge waren. Der größ­te Anteil der Ver­fah­ren (neun) rich­te­te sich gegen Ange­hö­ri­ge der aus Cala­bri­en stam­men­den ‘Ndran­ghe­ta.

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