AOK: Coro­na-Pati­en­ten fal­len nach Kran­ken­haus­ent­las­sung oft aus

Krankenhaus - Klinik - Bett - Krücken - Patient Foto: Patient mit Krücken in einem Krankenhausbett, Urheber: dts Nachrichtenagentur

Erwerbs­tä­ti­ge, die wegen einer Covid-19-Erkran­kung im Kran­ken­haus behan­delt wer­den müs­sen, wei­sen auch nach der sta­tio­nä­ren Behand­lung lan­ge krank­heits­be­ding­te Fehl­zei­ten in ihren Betrie­ben auf.

Das zeigt eine aktu­el­le Ana­ly­se des Wis­sen­schaft­li­chen Insti­tuts der AOK (WIDO), die am Diens­tag ver­öf­fent­licht wur­de. So lag der Kran­ken­stand der betrof­fe­nen Beschäf­tig­ten, die bei der AOK ver­si­chert waren, in den ers­ten zehn Wochen nach ihrem Kran­ken­haus­auf­ent­halt mit 6,1 Pro­zent deut­lich höher als bei der nicht infi­zier­ten Ver­gleichs­grup­pe mit glei­cher Alters- und Geschlechts­struk­tur (2,8 Prozent).

Zwi­schen dem 01. März 2020 und dem 21. April 2020 muss­ten von den ins­ge­samt 27.300 AOK-ver­si­cher­ten Beschäf­tig­ten mit einer nach­ge­wie­se­nen SARS-CoV-2-Infek­ti­on mehr als 3.700 Per­so­nen (13,6 Pro­zent) sta­tio­när behan­delt wer­den. „Die Daten zei­gen, dass in der ers­ten Infek­ti­ons­wel­le im Früh­jahr 2020 nur ver­hält­nis­mä­ßig weni­ge arbeits­un­fä­hi­ge Erwerbs­tä­ti­ge auf­grund einer Covid-19-Erkran­kung im Kran­ken­haus behan­delt wer­den muss­ten. War jedoch ein Kran­ken­haus­auf­ent­halt not­wen­dig, erga­ben sich auch wei­te­re schwe­re gesund­heit­li­che Beein­träch­ti­gun­gen, die über die aku­te Erkran­kung hin­aus­gin­gen”, sag­te Hel­mut Schrö­der, stell­ver­tre­ten­der Geschäfts­füh­rer des WIDO.

Die Aus­wir­kun­gen der Erkran­kung zei­gen sich auch in der Sterb­lich­keits­ra­te der sta­tio­när behan­del­ten Beschäf­tig­ten, die im Beob­ach­tungs­zeit­raum bei 3,3 Pro­zent lag. „Ange­sichts der Tat­sa­che, dass hier AOK-ver­si­cher­te Erwerbs­tä­ti­ge mit einem durch­schnitt­li­chen Lebens­al­ter von 47 Jah­ren betrof­fen sind, ist die hohe Ster­be­ra­te durch­aus besorg­nis­er­re­gend”, so Schröder.

Unter den mehr als 10,1 Mil­lio­nen AOK-ver­si­cher­ten Beschäf­tig­ten, die zwi­schen dem 01. März 2020 und dem 30. Juni 2020 durch­gän­gig ver­si­chert waren, fehl­ten im Beob­ach­tungs­zeit­raum vom 01. März 2020 bis 21. April mehr als 27.300 AOK-Mit­glie­der wegen einer bestä­tig­ten SARS-CoV-2-Infek­ti­on im Betrieb. Dies ent­spricht 270 Covid-19-Erkrank­ten je 100.000 AOK-ver­si­cher­ten Beschäf­tig­ten. Beob­ach­tet man aus­ge­hend von der Krank­schrei­bung das Gesche­hen in den nach­fol­gen­den zehn Wochen, lag der Kran­ken­stand für die­se Grup­pe bei 3,5 Pro­zent. In der Grup­pe der AOK-Mit­glie­der ohne Covid-19-Erkran­kung war dage­gen im Ver­gleichs­zeit­raum ein Kran­ken­stand von nur 2,6 Pro­zent zu verzeichnen.

Für einen fai­ren Ver­gleich zwi­schen Beschäf­tig­ten mit und ohne Covid-19-Erkran­kung wur­den Alters- und Geschlechts­un­ter­schie­de zwi­schen den jewei­li­gen Ver­gleichs­grup­pen in der gesam­ten Ana­ly­se rech­ne­risch aus­ge­gli­chen. Ursäch­lich für die Fehl­zei­ten bei den Erwerbs­tä­ti­gen, die zuvor wegen Covid-19 im Kran­ken­haus behan­delt wur­den, waren vor allem Infek­ti­ons- und Atem­wegs­er­kran­kun­gen, psy­chi­sche Erkran­kun­gen, Herz-Kreis­lauf-Krank­hei­ten und Stoffwechsel-Erkrankungen.

Auf­grund von Infek­tio­nen oder Atem­wegs­er­kran­kun­gen, die ver­mut­lich im Covid-19-Zusam­men­hang ste­hen, fehl­ten die­se Beschäf­tig­ten in den ers­ten zehn Wochen nach dem sta­tio­nä­ren Auf­ent­halt gut sie­ben­mal so lan­ge wie die Ver­gleichs­grup­pe ohne SARS-CoV-2-Infek­ti­on, auf­grund von psy­chi­schen, Herz-Kreis­lauf- oder Stoff­wech­sel-Erkran­kun­gen etwa drei­mal so lan­ge. Unter den Atem­wegs­er­kran­kun­gen sticht dabei auf Ebe­ne der Ein­zel­dia­gno­sen nicht über­ra­schend vor allem die Lun­gen­ent­zün­dung her­vor: Im Ver­gleich zu den Erwerbs­tä­ti­gen, die nicht von Covid-19 betrof­fen waren, führ­te sie bei den Beschäf­tig­ten mit SARS-CoV-2-Infek­ti­on zu 130-mal so vie­len Arbeitsunfähigkeitstagen.

Bei den psy­chi­schen Erkran­kun­gen kam es auf­grund der Dia­gno­se „Reak­tio­nen auf schwe­re Belas­tun­gen und Anpas­sungs­stö­run­gen” zu gut drei­mal so vie­len Arbeits­un­fä­hig­keits­ta­gen. Zusätz­lich fal­len die Ein­zel­dia­gno­sen „Unwohl­sein und Ermü­dung” sowie „Stö­run­gen der Atmung” durch 12- bezie­hungs­wei­se 17-mal so hohe Fehl­zei­ten im Ver­gleich zu den Beschäf­tig­ten ohne Covid-19-Erkran­kung auf. „Die­se Ergeb­nis­se deu­ten dar­auf hin, dass die Ursa­chen der krank­heits­be­ding­ten Fehl­ta­ge, die nach einem sta­tio­nä­ren Auf­ent­halt wegen einer Covid-19-Infek­ti­on auf­tre­ten, vor allem in Beschwer­den der Atmungs­or­ga­ne zu suchen sind, aber auch psy­chi­sche Pro­ble­me eine Rol­le spie­len”, sag­te Schröder.

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