Ber­lin: Coro­na-Demo löst Debat­te über Ver­samm­lungs­frei­heit-Umgang aus

Demonstration - Corona-Demo - Skeptiker - Öffentlichkeit - August 2020 - Friendrichstraße - Berlin Foto: Demo von Corona-Skeptikern am 01.08.2020 (Berlin), Urheber: dts Nachrichtenagentur

Die Groß­de­mons­tra­ti­on von Geg­nern staat­li­cher Coro­na-Auf­la­gen in Ber­lin hat eine Debat­te über den Umgang mit der Ver­samm­lungs­frei­heit ausgelöst.

Jus­tiz­mi­nis­te­rin Chris­ti­ne Lam­brecht (SPD) kri­ti­sier­te in der „Süd­deut­schen Zei­tung” (Mon­tags­aus­ga­be) das Ver­hal­ten der Teil­neh­mer. Die Auf­la­gen zum Coro­na-Schutz müss­ten ein­ge­hal­ten wer­den, um ande­re nicht zu gefähr­den. „Mir fehlt jedes Ver­ständ­nis für Demons­tran­ten, die sich hier­über selbst­herr­lich hin­weg­set­zen”, sag­te Lam­brecht der Zei­tung. Die Demons­tra­ti­ons­frei­heit sei „ein beson­ders wich­ti­ges Rechts­gut”, füg­te sie hin­zu. Es sei für die Demo­kra­tie wich­tig, dass Demons­tra­tio­nen wie­der statt­fin­den könnten.

Lam­brecht bezeich­ne­te es als „gut”, dass die Ber­li­ner Behör­den „kon­se­quent durch­ge­grif­fen” hät­ten. Aller­dings hat­te die Poli­zei erst spät damit begon­nen, die Ver­samm­lung auf­zu­lö­sen. Sie stieß dann auf erheb­li­chen Pro­test der Teil­neh­mer. Trotz stei­gen­der Infek­ti­ons­zah­len hat­ten am Sams­tag Tau­sen­de Men­schen in Ber­lin pro­tes­tiert. Nach Schät­zun­gen der Poli­zei schlos­sen sich bis zu 17.000 Men­schen einem Demons­tra­ti­ons­zug im Stadt­zen­trum an, etwa 20.000 betei­lig­ten sich anschlie­ßend an einer Kundgebung.

Georg Mai­er (SPD), Innen­mi­nis­ter in Thü­rin­gen und der­zeit Vor­sit­zen­der der Innen­mi­nis­ter­kon­fe­renz, zeig­te sich empört. Das Ver­hal­ten der Demons­tran­ten bezeich­ne­te er in der SZ als „unver­ant­wort­lich”. Und wei­ter: „Man mag sich gar nicht die Fol­gen aus­ma­len, wenn aus die­ser Demons­tra­ti­on ein Infek­ti­ons­herd wird”. Mai­er plä­dier­te dafür, kei­ne Nach­sicht wal­ten zu las­sen, wenn sich Demons­tra­ti­ons­teil­neh­mer nicht an die Regeln hal­ten. „Die schie­re Mas­se an Teil­neh­mern, wie wir es am Wochen­en­de in Ber­lin gese­hen haben, macht es schwie­rig, das Ein­hal­ten der Auf­la­gen not­falls robust durch­zu­set­zen. Aber das muss die Bot­schaft sein: Sol­che Ver­samm­lun­gen wer­den kon­se­quent auf­ge­löst, wenn sich Teil­neh­mer nicht dar­an hal­ten.” Auch er ver­tei­dig­te die Ver­samm­lungs­frei­heit „als eines unse­rer höchs­ten Güter”. Das bedeu­te aber nicht, „dass jeder machen kann, was er will”.

Dass sich zuneh­mend rech­te Grup­pen bei sol­chen Demons­tra­tio­nen zeig­ten, alar­mie­re die Sicher­heits­be­hör­den. „Ich beob­ach­te mit Sor­ge, wie rech­te Grup­pen das The­ma beset­zen. Es geht ihnen dar­um, sich damit in die Mit­te der Gesell­schaft vor­zu­ar­bei­ten. Der Zulauf durch rech­te Grup­pen ist enorm. Es ist höchs­te Vor­sicht gebo­ten.” Die Poli­zei müs­se mit aus­rei­chen­den Kräf­ten bei sol­chen Demos unter­wegs sein. Mai­er will, dass sich die Län­der gegen­sei­tig mit Per­so­nal aus­hel­fen. „Wir müs­sen alles dran­set­zen, uns bei der­ar­ti­gen Ver­samm­lungs­la­gen län­der­über­grei­fend zu unter­stüt­zen.” Dazu gehö­re auch, dass die Ver­samm­lungs­be­hör­den und Gesund­heits­äm­ter zuvor kla­re Auf­la­gen mach­ten und die­se genau­so klar kom­mu­ni­zier­ten. „Dazu kann gege­be­nen­falls auch eine Grö­ßen­be­gren­zung für die Demons­tra­ti­on gehö­ren”, sag­te Maier.

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