Der Hauptverdächtige im Fall des Tiergartenmordes bekam Besuch von zwei Vertretern der russischen Botschaft, ausgestattet mit Diplomatenpässen.
Der Besuch habe im Juni stattgefunden, 70 Minuten angedauert und sei nicht überwacht worden, berichtet der „Spiegel”. Die Botschaft bestätigt auf Anfrage den Besuch. Die Vertreter Russlands betonten, das Treffen sei „auf Wunsch” des Mannes erfolgt. Bereits 2019 hatten Mitarbeiter den Angeklagten getroffen. Laut Botschaft besuchen russische Konsularbeamte russische Staatsbürger „regelmäßig” in der Haft. Das wird aus den Angaben der Berliner Senatsverwaltung für Justiz nicht ersichtlich. Demnach gab es von 2016 bis 2019 keine weiteren registrierten Besuche von russischen Offiziellen.
Nach Angaben des Londoner „Dossier Center”, einer vom Exilrussen Michail Chodorkowski finanzierten Organisation, ist außerdem einer der Diplomaten, der an beiden Besuchen teilnahm, angeblich in einer Datenbank des russischen Innenministeriums wegen einer Straftat gelistet. Moskaus Botschaft dementierte: „Personen mit Vorstrafen sind nicht berechtigt, im öffentlichen Dienst eingestellt zu werden.” Der Mord im Kleinen Tiergarten an dem asylsuchenden Georgier Zelimkhan Khangoshvili ereignete sich am 23. August 2019.