Bun­des­amt: Tau­sen­de Hit­ze­to­te in Deutsch­land im letz­ten Som­mer 2018

Strandkorb - Strand - Sand - Meer Foto: Leerer Strandkorb an einem Strand am Meer, Urheber: dts Nachrichtenagentur

Der extre­me Som­mer des Jah­res 2018 könn­te in Deutsch­land Tau­sen­de von Men­schen das Leben gekos­tet haben.

In den beson­ders hei­ßen Mona­ten Juli und August sei die Sterb­lich­keit hoch­ge­schnellt, berich­tet die „Frank­fur­ter All­ge­mei­ne Sonn­tags­zei­tung” unter Beru­fung auf ers­te Daten deut­scher Behör­den. Man­che Fach­leu­te sprä­chen von etwa zehn­tau­send zusätz­li­chen Hitzetoten.

In nor­ma­len Jah­ren ster­ben im Juli und August rela­tiv wenig Men­schen. Die meis­ten Todes­fäl­le gibt es wäh­rend der Grip­pe­pha­se im Win­ter. Im ver­gan­ge­nen Jahr aber war die Sterb­lich­keit nach Anga­ben des Sta­tis­ti­schen Bun­des­am­tes im August mit 8,14 Pro­zent der Jah­res­sum­me so hoch wie seit dem Extrem­som­mer von 2003 nicht mehr.

Auch das Jahr 2018 hat­te einen Rekord­som­mer. Die Mona­te zwi­schen April und August sei­en die hei­ßes­ten seit Beginn der regel­mä­ßi­gen Mes­sun­gen im Jahr 1881 gewe­sen. Obwohl genaue­re Berech­nun­gen noch feh­len, sehen eini­ge Fach­leu­te des­halb einen Zusam­men­hang zwi­schen der extre­men Hit­ze und der hoch­schnel­len­den Som­mer­sterb­lich­keit, die sich jetzt aus neu­en Daten der sta­tis­ti­schen Ämter in Bund und Län­dern ergibt.

„Dass im August 2018 mehr Men­schen gestor­ben sind als in ande­ren Jah­ren, könn­te auf die Hit­ze zurück­zu­füh­ren sein. Direkt bele­gen kön­nen wir das aber nicht”, sag­te die zustän­di­ge Fach­frau beim Sta­tis­ti­schen Bun­des­amt, Bet­ti­na Som­mer, der „Frank­fur­ter All­ge­mei­nen Sonntagszeitung”.

Die Ster­be­zah­len aus den beson­ders hei­ßen Tagen zwi­schen dem 23. Juli und dem 9. August 2018 geben zusätz­li­che Hin­wei­se: An die­sen 18 Tagen star­ben in Deutsch­land nach Anga­ben der sta­tis­ti­schen Ämter aus 15 Bun­des­län­dern über 8.000 Men­schen mehr als im Ver­gleichs­zeit­raum 2017. Das Saar­land fehlt in die­ser Auf­stel­lung aller­dings. Sein sta­tis­ti­sches Amt habe einer Bit­te der Zei­tung um Über­mitt­lung der Tages­da­ten nicht ent­spro­chen. Aller­dings müs­se bei der beob­ach­te­ten Stei­ge­rung der Ster­be­quo­te mit bedacht wer­den, dass die Todes­zah­len in Deutsch­land ohne­hin stän­dig wach­sen, weil es immer mehr Alte gibt.

Wenn man die­sen Alte­rungs­ef­fekt her­aus­rech­net, blei­be trotz­dem ein auf­fäl­li­ger Anstieg der Ster­be­zif­fern im Som­mer 2018 übrig. Wer­ner Brachat-Schwarz vom Sta­tis­ti­schen Lan­des­amt Baden-Würt­tem­berg hat auf Bit­ten der „Frank­fur­ter All­ge­mei­nen Sonn­tags­zei­tung” errech­net, dass die Zahl der tem­pe­ra­tur­be­ding­ten Ster­be­fäl­le allein wäh­rend der Hit­ze­wel­le zwi­schen Ende Juli und Anfang August im Ver­gleich zum Vor­jahr um etwa 7100 gestie­gen sein könnte.

Betrach­te man den gan­zen Som­mer 2018, könn­ten etwa 10.000 Ster­be­fäl­le „von sehr hohen Tem­pe­ra­tu­ren mit­ver­ur­sacht” wor­den sein. Ande­re sehen im neu­en sta­tis­ti­schen Mate­ri­al auch Hin­wei­se dar­auf, dass der Kli­ma­wan­del schon heu­te zu höhe­rer Sterb­lich­keit füh­re. „Die vor­lie­gen­den Daten könn­ten ein Indiz dafür sein, dass die Som­mer­mor­ta­li­tät in den letz­ten Jah­ren ange­stie­gen ist. Die Hit­ze­pe­ri­oden dau­ern län­ger und sind inten­si­ver, und das könn­te am Kli­ma­wan­del lie­gen”, sag­te der Umwelt­me­teo­ro­lo­ge Andre­as Matz­ara­kis vom Deut­schen Wetterdienst.

Aller­dings sei die Daten­ba­sis noch zu gering für end­gül­ti­ge Aus­sa­gen. Nach Ansicht von Jür­gen Kropp vom Pots­dam-Insti­tut für Kli­ma­fol­gen­for­schung sei­en die bis­he­ri­gen Daten „sicher nicht geeig­net, Kata­stro­phen­sze­na­ri­en abzu­lei­ten”. Hit­ze­wel­len erhöh­ten „das Ster­be­ri­si­ko für älte­re Men­schen”, aber hohe Tem­pe­ra­tu­ren allein führ­ten nicht zum Hit­ze­tod, sag­te Kropp der „Frank­fur­ter All­ge­mei­nen Sonn­tags­zei­tung”. Es kom­me auch auf die Luft­feuch­tig­keit an oder auf die sozia­le Lage. Um zu klä­ren, ob die Sterb­lich­keit im Juli und August 2018 allein auf die hohen Tem­pe­ra­tu­ren zurück­ge­he, sei­en noch „detail­lier­te­re Unter­su­chun­gen” nötig.

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