Bun­des­bank: Erst­mals seit über 40 Jah­ren kein Gewinn ausgeschüttet

Bank - Deutsche Bundesbank - Mauer - Gebäude - Glasdach Foto: Die Deutsche Bundesbank, Urheber: dts Nachrichtenagentur

Die Deut­sche Bun­des­bank über­weist zum ers­ten Mal seit 1979 kei­nen Gewinn an den Bund.

Das teil­te das Geld­haus am Mitt­woch mit. Die „geld­po­li­ti­schen Kri­sen­maß­nah­men” in der Coro­na-Pan­de­mie hät­ten sich deut­lich in der Bilanz der Bun­des­bank nie­der­ge­schla­gen. Ange­sichts der damit ein­her­ge­hen­den Risi­ken stock­te man die Wag­nis­rück­stel­lung auf. Das Jah­res­er­geb­nis für 2020 sei aber trotz­dem noch aus­ge­gli­chen. Im Vor­jahr hat­te die Gewinn­aus­schüt­tung 5,9 Mil­li­ar­den Euro betra­gen. Die Wag­nis­rück­stel­lung wur­de dem­nach um 2,4 Mil­li­ar­den Euro auf 18,8 Mil­li­ar­den Euro aufgestockt.

Die modell­ge­stütz­te Bewer­tung der Risi­ken zei­ge „einen erheb­li­chen Anstieg” an. Ins­be­son­de­re die Zins­än­de­rungs­ri­si­ken und die Aus­fall­ri­si­ken im geld­po­li­ti­schen Port­fo­lio näh­men zu, so die Bun­des­bank am Mitt­woch. „Damit wird der Anstieg der Risi­ken im ver­gan­ge­nen Jahr aber nur zu einem Teil abge­deckt”, sag­te Bun­des­bank­prä­si­dent Jens Weid­mann. Für das lau­fen­de Jahr soll die Wag­nis­rück­stel­lung noch wei­ter auf­ge­stockt wer­den. „Zumal mit einer grund­le­gen­den Ände­rung der Risi­ko­la­ge nicht zu rech­nen ist”, sag­te Weid­mann. Neben der Risi­ko­vor­sor­ge wur­de das Jah­res­er­geb­nis 2020 vor allem durch gestie­ge­ne Zins­auf­wen­dun­gen und zurück­ge­gan­ge­ne Zins­er­trä­ge beeinflusst

Die Bun­des­bank muss­te mehr Zins­auf­wen­dun­gen leis­ten, weil sich die Kre­dit­in­sti­tu­te im Zuge der Not­fall­maß­nah­men güns­ti­ger bei ihr refi­nan­zie­ren konn­ten und die­se Refi­nan­zie­rung stär­ker in Anspruch nah­men. Gleich­zei­tig san­ken die Zins­er­trä­ge, weil die Erträ­ge aus den geld­po­li­ti­schen Wert­pa­pier­be­stän­den und den Devi­sen zurück­gin­gen und die höhe­ren Erträ­ge aus der Nega­tiv­ver­zin­sung der Ein­la­gen die­sen Rück­gang nicht ausglichen.

Als Aus­druck der geld­po­li­ti­schen Stüt­zungs­maß­nah­men und der all­ge­mei­nen Unsi­cher­heit in der Coro­na-Pan­de­mie wei­te­te sich die Bilanz­sum­me der Bun­des­bank im ver­gan­ge­nen Jahr um 42 Pro­zent aus. Die Bilanz­sum­me liegt nun bei mär­chen­haf­ten 2,53 Bil­lio­nen Euro und damit auch deut­lich über dem bis­he­ri­gen Höchst­stand des Jah­res 2018 von 1,84 Bil­lio­nen Euro.

Auf der Aktiv­sei­te tru­gen beson­ders die län­ger­fris­ti­gen Refi­nan­zie­rungs­ge­schäf­te und das Not­fall­an­kauf­pro­gramm PEPP zum Anstieg der Bilanz­sum­me bei. Hin­zu kamen die Liqui­di­täts­zu­flüs­se aus dem euro­päi­schen Aus­land, wodurch die Tar­ge­t2-For­de­rung gegen­über der Euro­päi­schen Zen­tral­bank erst­mals die Mar­ke von einer Bil­li­on Euro über­schritt und zum Jah­res­en­de bei 1,14 Bil­lio­nen Euro lag.

Auf der Pas­siv­sei­te der Bilanz kam es im ver­gan­ge­nen Jahr durch die inlän­di­sche Liqui­di­täts­be­reit­stel­lung über die Refi­nan­zie­rungs­ge­schäf­te und Wert­pa­pier­an­käu­fe sowie durch Liqui­di­täts­zu­flüs­se aus dem Aus­land zu einem deut­li­chen Anstieg der Einlagen.

Die Bun­des­bank rech­net auf­grund der zwei­ten Infek­ti­ons­wel­le und der Maß­nah­men zur Ein­däm­mung der Pan­de­mie mit einem Rück­schlag der gesamt­wirt­schaft­li­chen Akti­vi­tät in Deutsch­land im lau­fen­den Quar­tal. Er dürf­te jedoch erheb­lich schwä­cher aus­fal­len als der Wirt­schafts­ein­bruch in der ers­ten Jah­res­hälf­te 2020. Sobald ange­ord­ne­te und frei­wil­li­ge Schutz­maß­nah­men Stück um Stück gelo­ckert wür­den, kön­ne die deut­sche Wirt­schaft ihre Erho­lung wie­der­auf­neh­men, so die Bundesbank.

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