Bun­des­netz­agen­tur: Mini-Solar­an­la­gen für Bal­kon und Gar­ten boomen

Umspannwerk - Strom - Zaun - Wiese - Gras Foto: Sicht auf ein Umspannwerk, Urheber: dts Nachrichtenagentur

 Ange­sichts der Ener­gie­kri­se und stei­gen­der Strom­prei­se ent­schei­den sich immer mehr Haus­hal­te für eine Min­iso­lar­an­la­ge für Bal­kon, Car­port oder Garten.

Laut Bun­des­netz­agen­tur hat sich die Anzahl der ange­mel­de­ten soge­nann­ten Bal­kon-Solar-Gerä­te bis 600 Watt Leis­tung seit Juli letz­ten Jah­res auf nun rund 23.500 mehr als ver­dop­pelt, wie der „Spie­gel” berich­tet. Damals waren es noch etwa 10.100 gewe­sen. Die Anzahl der Klein­an­la­gen bis ein Kilo­watt hat sich nach Anga­ben der Behör­de sogar ver­drei­facht: auf nun etwa 46.000. Die Zahl der tat­säch­lich in Deutsch­land betrie­be­nen Mini-Foto­vol­ta­ik-Anla­gen liegt weit dar­über, die Mehr­heit mel­det ihre Gerä­te nicht an und betreibt sie schwarz.

Der Markt wach­se gera­de dyna­misch, sag­te die Volks­wir­tin Bar­ba­ra Prae­to­ri­us von der Ber­li­ner Hoch­schu­le für Tech­nik und Wirt­schaft dem „Spie­gel”. Mit ihren Kol­le­gen hat sie hoch­ge­rech­net, dass bis Ende 2021 in Deutsch­land zwi­schen 140.000 und 190.000 Kom­plett­an­la­gen ver­kauft wur­den. Allein von 2020 bis 2021 habe sich die Anzahl der ver­kauf­ten Anla­gen bei den befrag­ten Unter­neh­men fast ver­dop­pelt, heißt es in einer HTW-Stu­die über den Markt. Ande­re Exper­ten schät­zen die Zahl der lau­fen­den Mini­an­la­gen inklu­si­ve der Eigen­bau­ten sogar bereits auf 300.000 bis 500.000.

Bei Bal­kon-Solar­an­la­gen, die auch als Ste­cker-Solar­ge­rä­te bekannt sind, han­delt es sich in der Regel um ein oder zwei Solar­mo­du­le, die an einen Wech­sel­rich­ter ange­schlos­sen und dann mit der Haus­elek­trik ver­bun­den wer­den, um dort direkt Son­nen­strom ein­zu­spei­sen. Bis zu einer Leis­tung von 600 Watt dür­fen die soge­nann­ten Bal­kon-Solar-Gerä­te ohne Elek­tri­ker in Betrieb genom­men wer­den. Aller­dings gilt eine Anmel­de­pflicht beim Netz­be­trei­ber und bei der Bun­des­netz­agen­tur. HTW-Exper­tin Prae­to­ri­us for­dert, die Mini­an­la­gen in Deutsch­land anmel­de­frei zu machen und die erlaub­te Leis­tung auf 900 Watt zu erhö­hen: „Bis­lang gel­ten für die Mini­ge­rä­te die­sel­ben Regeln wie für Groß­an­la­gen, das ist his­to­risch ver­ständ­lich, aber natür­lich Quatsch”, sag­te sie dem „Spie­gel”. Sicher­heits­be­den­ken der Netz­be­trei­ber hält sie für vor­ge­scho­ben. Selbst wenn der Solar­boom auf Bal­ko­ni­en wei­ter­ge­he, wer­de es des­we­gen „nie­mals Pro­ble­me für die Ver­teil­net­ze” geben.

Bei der Bun­des­netz­agen­tur heißt es zu der gerin­gen Anmel­de­be­reit­schaft vie­ler Klein­strom­erzeu­ger, die­se ent­spre­che „nicht den Erwar­tun­gen”. Die Behör­de könn­te theo­re­tisch ein Zwangs­geld ver­hän­gen, dies sei aber ein „schar­fes Schwert”, das man zu ver­mei­den ver­su­che. Die Anmel­dung sei aber gera­de wegen der wach­sen­den Nach­fra­ge wei­ter­hin sinn­voll und not­wen­dig: „Ange­sichts der gro­ßen Zahl von Kleinst­an­la­gen, die bereits instal­liert sind oder künf­tig instal­liert wer­den, ist es von immer grö­ße­rer Bedeu­tung, die­ses Markt­seg­ment in die Sta­tis­ti­ken auf­zu­neh­men”, heißt es bei der Behörde.

Im Vor­feld der Bun­des­tags­ent­schei­dung über die Novel­le des Erneu­er­ba­re Ener­gien Geset­zes am vor­ver­gan­ge­nen Don­ners­tag hat­te es in der Bal­kon-Solar-Sze­ne Unru­he gege­ben. Einem Geset­zes­ent­wurf zufol­ge hät­te Betrei­bern künf­tig eine Straf­zah­lung von bis zu 100 Euro jähr­lich dro­hen kön­nen. Das Minis­te­ri­um für Wirt­schaft und Kli­ma­schutz von Robert Habeck sen­det nun beru­hi­gen­de Signa­le: Für bestehen­de Ste­cker-PV-Anla­gen „ändert sich aus unse­rer Sicht nichts”, heißt es dort. Das Anmel­den sol­le zwar nicht ent­fal­len, aber „ver­ein­facht und beschleu­nigt” werden.