Immer häufiger beschweren sich die Bundesbürger über die Medienberichterstattung im Land.
„Im vergangenen Jahr sind die Beschwerden beim Deutschen Presserat sprunghaft angestiegen”, teilte eine Sprecherin des Gremiums am Dienstag mit. „Presseethische Aspekte der Corona-Berichterstattung” sowie „öffentlichkeitswirksame Massenbeschwerden” hätten die Arbeit des Presserates maßgeblich bestimmt, wie es hieß.
Das schärfste Schwert des Vereins ist die Aussprache von öffentlichen Rügen, 53 davon wurden für das Jahr 2020 veröffentlicht. Im Jahr davor waren es noch 34, nachdem sich damals 2.175 Leser innerhalb eines Jahres beklagt hatten. Auch damals hatte der Presserat schon „weiter steigende Beschwerdezahlen” gemeldet, 2018 waren nur 28 Rügen ausgesprochen worden, 2017 waren es 21.
Einer der Einzelfälle mit den womöglich meisten Reaktionen in der Geschichte des Gremiums war 2020 die „taz”-Kolumne „All cops are berufsunfähig”, über die 382 Beschwerden beim Presserat eingingen, darunter eine von Bundesinnenminister Horst Seehofer. Alle wurden vom Presserat als unbegründet zurückgewiesen.
Ende Februar will das Gremium seinen Jahresbericht 2020 offiziell vorstellen. Der Presserat ist eine Organisation der großen deutschen Verleger- und Journalistenverbände. Gegründet wurde er 1956 im Sinne einer Selbstkontrolle, um ein damals geplantes Bundespressegesetz zu verhindern.