Ener­gie­ar­mut: Über 20 Mil­lio­nen Men­schen in Deutsch­land bedroht

Drehstrom-Wirkverbrauchszähler - Moderne Stromzähler Foto: Drehstrom-Wirkverbrauchszähler in einem Raum, Urheber: dts Nachrichtenagentur

Mehr als 20 Mil­lio­nen Bür­ger in Deutsch­land sind von Ener­gie­ar­mut bedroht.

Das geht aus einer Berech­nung des Insti­tuts der deut­schen Wirt­schaft her­vor, über die die „Welt am Sonn­tag” berich­tet. Dem­nach muss­ten im Mai die­ses Jah­res hier­zu­lan­de rund 25 Pro­zent aller Men­schen mehr als zehn Pro­zent ihres Haus­halts­net­to­ein­kom­mens für Ener­gie auf­wen­den. Die Zahl der Betrof­fe­nen steigt rasant. Im ver­gan­ge­nen Jahr lag der Anteil bei gera­de ein­mal 14,5 Pro­zent. „Die Gefahr für Ener­gie­ar­mut ist enorm gestie­gen”, sag­te Ralph Hen­ger, Öko­nom für Woh­nungs­po­li­tik beim IW. „Galop­pie­ren­de Ener­gie­prei­se set­zen pri­va­te Haus­hal­te zuneh­mend unter finan­zi­el­len Druck”.

Laut IW-Berech­nun­gen droht Ener­gie­ar­mut spe­zi­ell Gering­ver­die­nern und Haus­hal­ten, die sich in schwie­ri­gen Über­gangs­pha­sen befin­den. Dazu zäh­len Arbeits­lo­se, Per­so­nen zum Zeit­punkt des Ren­ten­ein­tritts oder Allein­er­zie­hen­de. In der unters­ten Ein­kom­mens­grup­pe muss­ten den Berech­nun­gen zufol­ge im Mai die­ses Jah­res fast zwei von drei Per­so­nen (65 Pro­zent) mehr als zehn Pro­zent ihres Ein­kom­mens für Ener­gie auf­wen­den. Zu die­ser Grup­pe zäh­len Men­schen, die weni­ger als 60 Pro­zent des mitt­le­ren bedarfs­ge­wich­te­ten Haus­halts­net­to­ein­kom­mens ver­die­nen. „Der Unter­schied zwi­schen den Ein­kom­mens­grup­pen ist aber gerin­ger als in der öffent­li­chen Debat­te sug­ge­riert wird”, sag­te IW-Öko­nom Hen­ger. „Die Gefahr für Ener­gie­ar­mut geht auch weit in die Mit­tel­schicht hinein”.

Der Anteil der von Ener­gie­ar­mut bedroh­ten Men­schen in der unte­ren Mit­tel­schicht ist im Mai auf mehr als 40 Pro­zent gesprun­gen – und hat sich gegen­über dem Jahr 2021 fast ver­dop­pelt. Zu die­ser Grup­pe zäh­len Per­so­nen, die zwi­schen 60 und 80 Pro­zent des mitt­le­ren bedarfs­ge­wich­te­ten Haus­halts­net­to­ein­kom­mens ver­die­nen. Eine all­ge­mei­ne Defi­ni­ti­on von Ener­gie­ar­mut gibt es in Deutsch­land nicht. In der Regel wer­den damit Per­so­nen bezeich­net, die mehr als zehn Pro­zent ihres Haus­halts­net­to­ein­kom­mens für Hei­zen, Warm­was­ser­auf­be­rei­tung, Kochen und Strom auf­wen­den müs­sen. Grund­la­ge der IW-Berech­nun­gen sind die jüngs­ten Haus­halts­be­fra­gun­gen des sozio-öko­no­mi­schen Panels.