Inst­Mi­kro­BioBw: Ers­ter Fall von Affen­po­cken in Deutschland

Bundeswehr - Streitkräfte - Uniform - Deutschland - Mann - Person Foto: Bundeswehrsoldat in einer Uniform, Urheber: dts Nachrichtenagentur

In Deutsch­land gibt es den ers­ten Fall von Affenpocken.

Das Insti­tut für Mikro­bio­lo­gie der Bun­des­wehr in Mün­chen hat bereits am Don­ners­tag bei einem Pati­en­ten mit cha­rak­te­ris­ti­schen Haut­ver­än­de­run­gen das Affen­po­cken­vi­rus zwei­fels­frei nach­ge­wie­sen, wie am Frei­tag mit­ge­teilt wur­de. Noch sei nicht bekannt, ob und wenn ja, wel­cher Zusam­men­hang bei dem der­zei­ti­gen Aus­bruch zwi­schen den ein­zel­nen Fäl­len bestehe. „Aller­dings sind bis­her auf­fäl­lig vie­le Män­ner betrof­fen, die Sex mit Män­nern haben”, hieß es in der Mit­tei­lung der Bundeswehr.

Affen­po­cken sind eine aus dem Tier­reich stam­men­de Virus­er­kran­kung, die nur gele­gent­lich Infek­tio­nen beim Men­schen ver­ur­sacht. Sie wird durch das Affen­po­cken­vi­rus aus­ge­löst, das zur Fami­lie der Ortho­po­cken­vi­ren gehört. Affen­po­cken kön­nen im Früh­sta­di­um über erre­ger­hal­ti­ge Tröpf­chen in der Aus­atem­luft oder spä­ter durch direk­ten Kon­takt mit den cha­rak­te­ris­ti­schen Haut­ver­än­de­run­gen über­tra­gen wer­den. In Pus­tel- und Schorf­ma­te­ri­al ist das Virus noch lan­ge über­le­bens­fä­hig und kann so auch über kon­ta­mi­nier­te Mate­ria­li­en und Ober­flä­chen wie bei­spiels­wei­se Klei­dung, Bett­zeug und ande­re per­sön­li­che Gegen­stän­de über­tra­gen werden.

Die Inku­ba­ti­ons­zeit der Affen­po­cken beträgt in der Regel 6 bis 13 Tage, kann aber auch zwi­schen 5 und 21 Tagen lie­gen. Die Krank­heit heilt typi­scher­wei­se von selbst ab, wobei die Sym­pto­me in der Regel inner­halb von zwei bis drei Wochen abklin­gen. Zu den ers­ten Sym­pto­men der Affen­po­cken gehö­ren Fie­ber, Kopf‑, Mus­kel- und Rücken­schmer­zen, geschwol­le­ne Lymph­kno­ten, Schüt­tel­frost und Abge­schla­gen­heit. Es kann sich ein anfangs stark jucken­der, fle­cki­ger Aus­schlag ein­wi­ckeln, der meist im Gesicht beginnt und sich dann auf ande­re Kör­per­tei­le, ein­schließ­lich der Geni­ta­li­en, aus­brei­tet. Die Haut­ver­än­de­run­gen durch­lau­fen dann ver­schie­de­ne Sta­di­en, die auch mit Wind­po­cken, Dell­war­zen oder der Syphi­lis ver­wech­selt wer­den kön­nen. Es bil­den sich flüs­sig­keits­ge­füll­te Bläs­chen, die eitern und auf­plat­zen kön­nen und schließ­lich ein Schorf, der spä­ter abfällt und dabei noch ver­meh­rungs­fä­hi­ges Virus ent­hal­ten kann.

Affen­po­cken wur­den, wie der Name bereits andeu­tet, erst­mals 1958 bei Affen in einer Ver­suchs­tier­hal­tung ent­deckt. Ver­mut­lich sind Affen aller­dings nicht das Haupt­re­ser­voir des Virus, wes­halb der Name irre­füh­rend ist. Viel­mehr sind nach neu­es­ten Erkennt­nis­sen wahr­schein­lich klei­ne Nage­tie­re das natür­li­che Reser­voir die­ses Virus und Affen sowie der Mensch ledig­lich Zufalls­wir­te. Es gibt zwei Abstam­mungs­li­ni­en des Affen­po­cken­vi­rus: die west­afri­ka­ni­sche Linie und die zen­tral­afri­ka­ni­sche, die vor allem im Kon­go-Becken vorkommt.

Die Sterb­lich­keits­ra­te für Infek­tio­nen mit der west­afri­ka­ni­schen Linie liegt bei etwa 1 Pro­zent, wäh­rend sie für die Kon­go­be­cken-Lini­en bis zu 10 Pro­zent betra­gen kann. Kin­der und Schwan­ge­re haben ein höhe­res Risi­ko für einen schwe­ren Ver­lauf. Im Gegen­satz zu SARS-CoV‑2 wird das Affen­po­cken­vi­rus nicht leicht von Mensch zu Mensch über­tra­gen. Eine Infek­ti­on erfor­dert in der Regel einen sehr engen Kon­takt mit infi­zier­ten Men­schen, Tie­ren oder kon­ta­mi­nier­ten Gegen­stän­den. Affen­po­cken ver­ur­sa­chen zwar ein sehr typi­sches Krank­heits­bild, mil­de Fäl­le mit sehr weni­gen Haut­ver­än­de­run­gen kön­nen jedoch unent­deckt blei­ben und stel­len somit ein Risi­ko für die wei­te­re Über­tra­gung von Mensch zu Mensch dar.

In der Ver­gan­gen­heit hat sich gezeigt, dass eine Imp­fung gegen Pocken auch vor einer Infek­ti­on mit Affen­po­cken schützt, jedoch hat der Groß­teil der Bevöl­ke­rung mitt­ler­wei­le heu­te kei­nen belast­ba­ren Schutz mehr durch frü­he­re Pocken­schutz­imp­fun­gen. Seit 2022 ist das Medi­ka­ment Teco­viri­mat in Euro­pa zur Behand­lung von Affen­po­cken auch in Euro­pa zuge­las­sen, aller­dings ist es bis­her nur begrenzt verfügbar.

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