Kran­ken­kas­sen: Über­ra­schend gute Finanz­zah­len gemeldet

Techniker Krankenkasse - TK - Habsburgerring - Eingang - Pilgrimstraße - Köln-Altstadt-Süd Foto: Habsburgerring Eingang der Techniker Krankenkasse (Köln-Altstadt)

Kurz nach­dem das Bun­des­ka­bi­nett einen Rekord­zu­schuss beschlos­sen hat, geben die Kran­ken­kas­sen über­ra­schend gute Finanz­da­ten bekannt.

Der Sal­do aus Ein­nah­men und Aus­ga­ben ist laut eines Berichts der FAZ (Sams­tag­aus­ga­be) nicht nur bes­ser als erwar­tet, son­dern auch bes­ser als vor einem Jahr, als die Coro­na-Pan­de­mie gera­de begon­nen hat­te. So haben die Ersatz­kas­sen in den ers­ten drei Mona­ten einen Über­schuss von 435 Mil­lio­nen Euro erzielt. Vor Jah­res­frist hat­ten sie noch ein Defi­zit von 542 Mil­lio­nen verzeichnet.

Auch die Innungs­kran­ken­kas­sen ver­bu­chen jetzt ein Plus von 49,2 Mil­lio­nen Euro, nach­dem sie im ers­ten Quar­tal 2020 noch ein Minus von 99 Mil­lio­nen ein­ge­fah­ren hat­ten. Die Knapp­schaft weist zwar einen Ver­lust von 20 Mil­lio­nen Euro aus, vor einem Jahr war er mit 58 Mil­lio­nen aber fast drei­mal so groß gewe­sen. Aus der Rei­he in der an sich güns­ti­gen Ent­wick­lung tan­zen die All­ge­mei­nen Orts­kran­ken­kas­sen. Sie ver­zeich­ne­ten zwi­schen Janu­ar und März 2021 eine Unter­de­ckung von 563 Mil­lio­nen Euro. Damit hat sich das Minus im Vor­jah­res­ver­gleich um 128 Mil­lio­nen Euro erhöht. Die Zah­len beru­hen auf vor­läu­fi­gen Anga­ben der Versicherungsverbände.

Die Daten der Betriebs- und der Land­wirt­schafts­kas­sen lie­gen noch nicht vor, doch ist schon jetzt klar, dass das Ergeb­nis der mehr als 100 gesetz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­run­gen ins­ge­samt bes­ser aus­ge­fal­len ist als im ver­gan­ge­nen Jahr zur glei­chen Zeit. Damals betrug das Defi­zit 1,3 Mil­li­ar­den Euro, dies­mal erreicht es den bis­he­ri­gen Daten zufol­ge etwa 100 Mil­lio­nen Euro. Die Kas­sen­fi­nan­zen sind in der Coro­na-Pan­de­mie gehö­rig durch­ein­an­der­ge­ra­ten. Bestimm­te Aus­ga­ben stei­gen ange­sichts der Krank­heits­wel­le und auch wegen der Hygie­ne- und Test­erfor­der­nis­se. Ein­nah­me­sei­tig schla­gen sich Kurz­ar­beit und Rezes­si­on nega­tiv nieder.

Auf der ande­ren Sei­te wer­den Behand­lun­gen und Ope­ra­tio­nen zurück­ge­stellt: um Platz für Covid-19-Fäl­le zu schaf­fen, aber auch weil Pati­en­ten aus Angst vor Anste­ckung von sich aus den Kran­ken­häu­sern, den Pra­xen, den The­ra­peu­ten oder der Reha­bi­li­ta­ti­on fern­blei­ben. Der Net­to­ef­fekt von „Coro­na” ist immer noch unklar, auch weil nie­mand weiß, wie vie­le der teu­ren Behand­lun­gen und Ein­grif­fe nach­ge­holt wer­den. Gewiss ist jedoch, dass ganz unab­hän­gig davon die Defi­zi­te im Sys­tem seit Jah­ren stei­gen. Des­halb hat die Regie­rung den Bun­des­zu­schuss erhöht, der regu­lär 14,5 Mil­li­ar­den Euro im Jahr beträgt.

Für 2021 beläuft sich die Extra­sum­me aus Steu­er­mit­teln auf 5 Mil­li­ar­den Euro. 2022 soll sie, wie soeben im Kabi­nett ver­ein­bart, sogar 7 Mil­li­ar­den errei­chen, so dass der Bun­des­zu­schuss ins­ge­samt 21,5 Mil­li­ar­den Euro erreicht – mehr als je zuvor. Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn hat­te ursprüng­lich sogar 27 Mil­li­ar­den gewollt. Das Argu­ment, die Zuwen­dun­gen von Finanz­mi­nis­ter Olaf Scholz stie­gen womög­lich über­trie­ben stark, las­sen die Kas­sen nicht gel­ten. Allein vom ers­ten Quar­tal aus lie­ßen sich „kei­ne Rück­schlüs­se auf das Gesamt­jahr 2021 zie­hen, denn es ist maß­geb­lich von ver­schie­de­nen Son­der­ef­fek­ten (mit teil­wei­se ent­ge­gen­ge­setz­ten Wir­kun­gen) beein­flusst, die das tat­säch­li­che Bild deut­lich ver­zer­ren”, teil­te der Ver­band der Ersatz­kas­sen mit.

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