In den Berliner Impfzentren und mobilen Impfteams hat es im vergangenen Jahr teils massives Fehlverhalten einzelner Ärzte gegeben.
Das belegt eine interne Dokumentation der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin, über die der „Spiegel” berichtet. Demnach gab es von Januar bis November 2021 rund 150 Beschwerden. Ärzte verstießen gegen medizinische Standards, beschimpften Kollegen und Patienten oder bevorzugten eigene Angehörige bei der Impfung.
Ein Arzt benutzte eine Spritze, nachdem sie ihm auf den Boden gefallen war, andere vergaßen die Desinfektion der Impfstelle oder die Dokumentation der Impfung. Manche Ärzte waren erkennbar nicht einsatzfähig, hatten zittrige Hände, zeigten Zeichen von Demenz oder wirkten alkoholisiert.
Die Mediziner wurden oft sogar dann bezahlt, wenn ihr Einsatz ausfiel. Wurde ein Dienst ein bis zwei Wochen vorher abgesagt, gab es eine Ausfallentschädigung von 300 Euro, für Absagen bis zu 48 Stunden vorher erhielten Ärzte 500 Euro – und unter 48 Stunden das volle Honorar. Insgesamt wurden 4.626 Dienste bis zu zwei Wochen vorher abgesagt, wie aus einer internen Liste der KV Berlin hervorgeht, über die der „Spiegel” ebenfalls berichtet. Die Kosten für die Ausfallhonorare dürften damit bei mindestens zwei Millionen Euro gelegen haben.
Die KV Berlin bestätigte die Dienstabsagen und Beschwerden. Bei rund 4.800 Impfärzten sei die Beschwerdequote mit drei Prozent gering, teilte die KV mit. Je nach Fall seien die Kollegen ermahnt oder vom Dienst ausgeschlossen worden. Lediglich sieben Prozent der Dienste seien abgesagt worden – das sei „eine geringe Quote bei den Herausforderungen und dem öffentlichen Anspruch der damaligen Zeit”, so die KV. Wegen „des erheblichen organisatorischen Aufwands” habe man die Ärzte dann entschädigt.