Mehr als 76 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs wird es im Herbst zu einem neuen NS-Prozess kommen.
Das Landgericht Neuruppin hat die Anklage gegen einen 100 Jahre alten ehemaligen Wachmann zugelassen, der von Januar 1942 bis Februar 1945 im Konzentrationslager Sachsenhausen diente. Der Beginn der Verhandlung ist für Anfang Oktober angesetzt. Der Beschuldigte soll für zwei bis zweieinhalb Stunden am Tag verhandlungsfähig sein, sagte Gerichtspräsident Frank Stark der „Welt am Sonntag”.
Rechtsanwalt Thomas Walther, der seit Jahren Nebenkläger in den letzten NS-Verfahren vertritt und jetzt auch am Neuruppiner Prozess beteiligt ist, hält diesen für notwendig. „Sachsenhausen war der Naziführung vor den Toren Berlins der Schauplatz für ihren Wahn der Herrschaft über Leben und Tod”, sagte Walther. „Viele Nebenkläger gehören dem gleichen Alter wie der Beschuldigte an und hoffen auf Gerechtigkeit”. Die SS hielt über die Jahre etwa 200.000 Menschen im KZ Sachsenhausen nördlich von Berlin fest. Rund 20.000 Gefangene wurden dort ermordet.