Lidl: Per­so­nal­chef Jens Urich kri­ti­siert Lohn­dum­ping im Handel

Lidl-Logo - Schild - Bäume - Lidl Foto: Sicht auf das Lidl-Logo, Urheber: dts Nachrichenagentur

Der Kampf um den knap­pen Nach­wuchs im Han­del erreicht eine neue Dimen­si­on: Der Dis­coun­ter Lidl zahlt sei­nen Aus­zu­bil­den­den künf­tig eine Min­dest­ver­gü­tung von 1.000 Euro monatlich.

Das sag­te der für Deutsch­land zustän­di­ge Lidl-Per­so­nal­chef Jens Urich der „Welt am Sonn­tag”. „Wir glau­ben fest dar­an, dass wir durch fai­re Bezah­lung die bes­se­ren Mit­ar­bei­ter bekom­men. Und die Azu­bis von heu­te sind die Fach- und Füh­rungs­kräf­te von mor­gen”, so der Per­so­nal­chef weiter.

In der kom­men­den Woche berät der Bun­des­tag über eine Anhe­bung der gesetz­li­chen Min­dest­ver­gü­tung für Aus­zu­bil­den­de auf 515 Euro monat­lich. „Die geplan­te Anhe­bung der gesetz­li­chen Min­dest­aus­bil­dungs­ver­gü­tung geht in die rich­ti­ge Rich­tung, aber es ist ein klei­ner Schritt”, sag­te Urich. Lidl habe bereits bis­her frei­wil­lig mehr gezahlt und sto­cke nun um 50 auf min­des­tens 1.000 Euro auf. Bis zum drit­ten Aus­bil­dungs­jahr stei­ge die Ver­gü­tung auf 1.250 Euro. Die Ände­rung tre­te Anfang kom­men­den Jah­res in Kraft und gel­te für die gesam­te Schwarz-Grup­pe in Deutschland.

Zum größ­ten deut­schen Han­dels­un­ter­neh­men mit 104 Mil­li­ar­den Euro Umsatz im Jahr 2018 zählt auch die SB-Waren­haus­ket­te Kauf­land. Lidl beschäf­ti­ge der­zeit rund 3.500 Azu­bis plus 300 dual Stu­die­ren­de, sag­te Urich. Eine gute Bezah­lung auch der regu­lä­ren Mit­ar­bei­ter lie­ge im Eigen­in­ter­es­se der Unter­neh­men und der Bran­che. Andern­falls wer­de der Han­del nicht mehr als attrak­ti­ver Arbeit­ge­ber wahr­ge­nom­men und den Kampf um gute Fach­kräf­te ver­lie­ren, so der Lidl-Per­so­nal­chef wei­ter. Es sei „erschre­ckend”, dass nur noch 36 Pro­zent der Ein­zel­han­dels-Beschäf­tig­ten in einem tarif­ge­bun­de­nen Unter­neh­men arbei­te­ten. „Des­halb ist aus unse­rer Sicht die All­ge­mein­ver­bind­lich­keit von Tarif­ver­trä­gen not­wen­dig”, sag­te Urich der „Welt am Sonntag”.

Das wür­de bedeu­ten, dass zwi­schen Gewerk­schaf­ten und Arbeit­ge­ber­ver­bän­den aus­ge­han­del­te Tarif­ver­trä­ge auch von Unter­neh­men ange­wen­det wer­den müss­ten, die dem Arbeit­ge­ber­ver­band nicht ange­hö­ren. Mit sei­ner For­de­rung steht der Lidl-Per­so­nal­chef quer zum Bran­chen­trend. Tarif­flucht sei jedoch der fal­sche Weg, so Urich. „Wenn ein Unter­neh­men nur noch dadurch im Wett­be­werb bestehen kann, dass es zu Las­ten der wich­tigs­ten Res­sour­ce – der Mit­ar­bei­ter – Kos­ten senkt, dann steht es um die Zukunft die­ses Unter­neh­mens schlecht”, so der Lidl-Per­so­nal­chef wei­ter. Das Geheim­nis erfolg­rei­cher Unter­neh­men sei „Effi­zi­enz, nicht Lohndumping”.

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