Netz­agen­tur: Ein Fünf­tel Gas-Ein­spa­rung von Indus­trie verlangt

Bundesnetzagentur - Bundesbehörde - Tulpenfeld-Hochhaus - Bonn Foto: Sicht auf die Bundesnetzagentur (Bonn), Urheber: dts Nachrichtenagentur

Klaus Mül­ler hat die Unter­neh­men für zu gerin­ge Anstren­gun­gen in der Gas­kri­se kri­ti­siert und ver­langt, dass die Betrie­be auf ein Fünf­tel ihres Bedarfs verzichten.

„Nicht nur die pri­va­ten Haus­hal­te müs­sen ver­stärkt Ener­gie spa­ren. Auch die Indus­trie muss mehr tun, als sie bis­her in Aus­sicht gestellt hat”, sag­te Mül­ler der „Frank­fur­ter All­ge­mei­nen Sonn­tags­zei­tung”. „Wenn wir in einer Man­gel­la­ge zwangs­wei­se das Gas abstel­len: Das wäre das viel schlim­me­re Sze­na­rio. Um das zu ver­mei­den, soll­ten wir im Schnitt 20 Pro­zent Ein­spa­rung über alle Berei­che hin­weg erzie­len”. Der Che­mie­ver­band VCI hat­te zuletzt erklärt, kurz­fris­tig sei nur eine Ver­brauchs­min­de­rung um zwei Pro­zent möglich.

Zugleich nann­te Mül­ler erst­mals einen kon­kre­ten Ter­min für den Start des Ver­stei­ge­rungs­mo­dells, das den Unter­neh­men einen finan­zi­el­len Anreiz zum Ener­gie­spa­ren geben soll. „Das Auk­ti­ons­por­tal, auf dem Indus­trie­be­trie­be nicht ver­brauch­te Gas­men­gen ver­kau­fen kön­nen, wird am 01. Okto­ber funk­ti­ons­fä­hig sein”, sag­te er dem Blatt. „Wir hät­ten uns das frü­her gewünscht, aber schnel­ler ging es nicht”. Bis­lang habe Deutsch­land in die­sem war­men Som­mer 14 Pro­zent weni­ger Gas ver­braucht als im Vor­jahr, tem­pe­ra­tur­be­rei­nigt lie­ge die Ein­spa­rung bei fünf Prozent.

Nach der Wie­der­auf­nah­me der Lie­fe­run­gen durch die Pipe­line Nord Stream 1 sieht der Netz­agen­tur-Chef eine leich­te Ent­span­nung der Lage. „Wir haben eine gute Chan­ce, die Not­fall­stu­fe in die­sem Win­ter zu ver­mei­den – wenn wir wei­te­re Gas­lie­fe­run­gen aus ande­ren Län­dern orga­ni­sie­ren kön­nen, wenn Nord Stream 1 min­des­tens auf dem jet­zi­gen Niveau Gas lie­fert und wenn wir die ange­streb­ten Spar­zie­le errei­chen”, sag­te er. „Und wenn wir die Spei­cher nicht fahr­läs­sig ent­lee­ren und in unse­ren Nach­bar­län­dern kei­ne uner­war­te­ten Pro­ble­me auf­tre­ten, kom­men wir auch durch den über­nächs­ten Win­ter. Wenn sich die­se Gesell­schaft anstrengt und zusam­men­hält, muss es kei­ne Gas­not­la­ge geben”.

Zwangs­maß­nah­men sind nach Mül­lers Wor­ten unter Umstän­den auch nur für ein­zel­ne Tei­le Deutsch­lands mög­lich. „Ein aku­ter Gas­man­gel kann auch regio­nal begrenzt auf­tre­ten, und Lie­fe­run­gen aus ande­ren Tei­len Deutsch­lands wer­den auf­grund des Lei­tungs­net­zes nicht immer mög­lich sein”, sag­te er. „Dann wird es regio­nal begrenz­te Reduk­ti­ons­maß­nah­men durch uns als Bun­des­last­ver­tei­ler geben müssen”.

In der Debat­te um den Wei­ter­be­trieb der deut­schen Atom­kraft­wer­ke ver­wies Mül­ler auf die Schwie­rig­kei­ten mit der Ener­gie­ver­sor­gung im west­li­chen Nach­bar­land. „Durch die tech­ni­schen Pro­ble­me in den fran­zö­si­schen Atom­kraft­wer­ken kön­nen wir nicht mehr sicher sein, dass wir im Win­ter Strom aus Frank­reich bezie­hen könn­ten” sag­te er. „Das ist der Grund für den zwei­ten Stress­test. Das Ergeb­nis ist offen”.