Der neue Verdi-Vorsitzende Frank Werneke fordert eine deutlich bessere Bezahlung für Leiharbeiter.
„Wir wollen, dass jemand, der Leiharbeit in einem Betrieb macht, ab dem ersten Tag genauso viel bekommt wie die Stammbeschäftigten”, sagte Werneke in der Sendung „Frühstart” der RTL/n‑tv-Redaktion. Wie das in vielen Ländern Europas „auch jetzt schon Normalität” sei, solle es „nochmal einen Zuschlag dafür geben, dass es ja wechselnde Beschäftigungs- oder Arbeitsplatzeinsätze gibt. Also nochmal einen Zuschlag darauf”, so der Verdi-Chef weiter.
Dann sei Leiharbeit ein Instrument, das nicht den Eindruck erwecke, „dass da schlechtere Konditionen durchgesetzt werden im Betrieb, sondern ein Instrument, um Flexibilität zum Beispiel bei schwankender Auftragslage zu realisieren oder da, wo es Vertretungssituationen gibt, etwa bei Elternzeiten. Dann wird Leiharbeit auch besser akzeptiert und attraktiver”, sagte Werneke. Auf dem Verdi-Bundeskongress vor wenigen Tagen hatten die Delegierten beschlossen, langfristig müsse auf eine Gesetzesänderung hingewirkt werden, die Leiharbeit abschaffe. „Es gab eine lange Diskussion dort, in der diese Grundskepsis, ob Leiharbeit überhaupt ein geeigneter Weg ist, zum Ausdruck kam”, so der neue Verdi-Chef. Aber man wolle „nicht morgen Leiharbeit abschaffen”, sondern erst mal Leiharbeit „gerechter gestalten”. Die Regel, ab dem ersten Tag denselben Lohn wie der Stammbelegschaft zu zahlen, sei „in fast allen europäischen Ländern absoluter Standard”, sagte Werneke in der Sendung „Frühstart” der RTL/n‑tv-Redaktion. Dazu werde man das einfordern, was bereits „konkret im Koalitionsvertrag verankert” sei.
„Ganz wichtig für uns jetzt im Herbst ist die Abschaffung von sachgrundlosen Befristungen. Das ist ein Grundübel, vier von fünf Einstellungen sind nur in befristeten Beschäftigungsverhältnissen”, so der Verdi-Chef. Junge Menschen seien damit besonders konfrontiert. „Wer hier in Berlin mit einem befristeten Beschäftigungsverhältnis versucht, eine Wohnung zu finden, hat keine Chance. Das hat einen riesigen sozialen Sprengstoff”, so Werneke. Dies sei im Koalitionsvertrag verankert. „Da wollen wir die Umsetzung jetzt auch sehen”, so der Verdi-Chef weiter.
Um Pflegebedürftige und ihre Familien zu entlasten, forderte er eine Pflegevollversicherung. „Es kann ja nicht sein, dass die Kosten für die Pflege, für die Unterbringung letztendlich dazu führen, dass Menschen und auch Angehörige, ihr letztes, was sie noch haben, womöglich auch die selbstgenutzte Wohnung in Frage stellen müssen. Das ist ein riesiges Problem”, sagte Werneke in der Sendung „Frühstart” der RTL/n‑tv-Redaktion. Sämtliche Pflegekosten müssten seiner Ansicht nach abgedeckt sein. „Das heißt, alle müssen in die Pflegeversicherung einbezahlen, damit das geht”, so der Verdi-Chef weiter. Dazu brauche es politischen Willen. Aber der „gesellschaftliche Sprengstoff” sei ja „absolut erkennbar. Ich bin optimistisch, dass wir da Dinge nach vorne bewegen können in den nächsten Wochen und Monaten”, sagte Werneke.