„Nordkreuz”-Liste ent­hält fast 25.000 Namen

Polizei - Absperrung Foto: Sicht auf eine Polizeiabsperrung, Urheber: dts Nachrichtenagentur

Die rechts­extre­me Ter­ror­grup­pe „Nord­kreuz” hat neben Namen und Adres­sen von lin­ken Akti­vis­ten, Punks und Poli­ti­kern auch die von bun­des­weit bekann­ten Künst­lern zusammengetragen.

Das geht aus einer 24.522 Per­so­nen umfas­sen­den Lis­te her­vor, die Ermitt­ler der Bun­des­an­walt­schaft und des Bun­des­kri­mi­nal­am­tes (BKA) bei „Nord­kreuz” sicher­ge­stellt haben. Die Excel-Datei liegt dem „Redak­ti­ons­netz­werk Deutsch­land” sowie der Stutt­gar­ter Zei­tung und den Stutt­gar­ter Nach­rich­ten (StZN/Freitag) nach eige­nen Anga­ben vor.

Die Daten gehen auf einen Angriff rech­ter Hacker auf einen Duis­bur­ger Online-Ver­sand­han­del vom Janu­ar 2015 zurück. Die Hacker erbeu­te­ten damals rund 40.000 Daten von Kun­den und Geschäfts­part­nern. Laut Poli­zei stammt die rech­te Hacker-Trup­pe aus Bran­den­burg. Ein Beken­ner­schrei­ben wur­de mit „Natio­na­ler Wider­stand” unter­zeich­net. Der Duis­bur­ger Online-Ver­sand ver­treibt Mode, Schmink­uten­si­li­en, Haar­far­be und Ton­trä­ger für Sym­pa­thi­san­ten der lin­ken Szene.Teile der Bran­den­bur­ger Namens- und Adres­sen­lis­te stell­ten Ermitt­ler der Bun­des­an­walt­schaft im April 2018 bei einer Durch­su­chung von „Nordkreuz”-Angehörigen in Meck­len­burg-Vor­pom­mern auf elek­tro­ni­schen Daten­trä­gern sicher. Damals ging das BKA von einer „abs­trak­ten Gefah­ren­la­ge” für die auf­ge­zähl­ten Per­so­nen aus. Dar­um sei­en die­se auch nicht infor­miert worden.

Auf der Lis­te der Bran­den­bur­ger Hacker sind nach bis­he­ri­gen Erkennt­nis­sen der Sicher­heits­be­hör­den nicht die Namen der­je­ni­gen 29 Per­so­nen ver­zeich­net, die das BKA und betrof­fe­ne Lan­des­kri­mi­nal­äm­ter seit Anfang Juni über eine mög­li­che Gefähr­dung durch „Nord­kreuz” infor­mie­ren. Die­se 29 Namen befin­den sich auf rund 500 Sei­ten in Akten­or­dern, die im August 2017 bei einem „Nordkreuz”-Mitglied beschlag­nahmt wur­den. Die Poli­zei will nach RND-Infor­ma­tio­nen bis­lang nur die­se Per­so­nen kon­tak­tie­ren, weil hin­ter ihren Namen hand­schrift­li­che Noti­zen mit zusätz­li­chen Anga­ben über neue Mel­de­da­ten, Namens­än­de­run­gen oder Geburts­na­men ste­hen. Nach RND-Infor­ma­tio­nen gel­ten der­weil weit mehr Per­so­nen als poten­zi­el­le Opfer rechts­extre­mer Anschlä­ge durch das Ter­ror­netz­werk „Nord­kreuz”. Die Zahl 29 wird in Sicher­heits­krei­sen als „viel zu gering” bewer­tet. Das Bun­des­in­nen­mi­nis­te­ri­um ver­wei­gert mit Ver­weis auf die Bun­des­an­walt­schaft Anga­ben zu mög­li­chen „Todes­lis­ten”. „Da es sich um lau­fen­de Ermitt­lun­gen han­delt, müs­sen wei­te­re Aus­künf­te unter­blei­ben”, heißt es in einer Ant­wort von Innen­staats­se­kre­tär Hel­mut Teich­mann auf eine Anfra­ge von FDP-Innen­ex­per­te Ben­ja­min Stras­ser, über die die RND-Zei­tun­gen berichten.

Stras­ser übte dar­an schar­fe Kri­tik. „Die Bun­des­re­gie­rung ver­steckt sich bei nahe­zu jeder Fra­ge hin­ter den Ermitt­lun­gen des Gene­ral­bun­des­an­walts. Das kann nicht sein. Wir haben einen Anspruch, Infor­ma­tio­nen über struk­tu­rel­le Zusam­men­hän­ge im Bereich des poli­ti­schen Extre­mis­mus zu erhal­ten”, sag­te der FDP-Poli­ti­ker dem RND. „Nord­kreuz” setzt sich aus gut 30 Mit­glie­dern zusam­men, über­wie­gend aus Ange­hö­ri­gen oder ehe­ma­li­gen Ange­hö­ri­gen von Spe­zi­al­ein­hei­ten der Poli­zei und Bun­des­wehr. Die meis­ten von ihnen ver­fü­gen als Jäger und Sport­schüt­zen legal über Waf­fen und Muni­ti­on. Nach RND-Infor­ma­tio­nen plan­te „Nord­kreuz”, bun­des­weit Anschlä­ge auf „lin­ke Per­sön­lich­kei­ten” zu ver­üben und dafür rund 200 Lei­chen­sä­cke und Ätz­kalk zu bestel­len. Die Lis­te des Online-Ver­sands soll­te dazu genutzt wer­den, Anga­ben zu mög­li­chen Ziel­per­so­nen zu prä­zi­sie­ren, wie ein Ermitt­ler dem RND bestätigte.

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