Poli­tik: Jus­tiz­mi­nis­te­rin will här­ter gegen Rechts­extre­me vorgehen

Rechtsextreme Personen - Öffentlichkeit Foto: Rechtsextreme Personen in der Öffentlichkeit, Urheber: dts Nachrichtenagentur

Nach dem Mord an dem Poli­ti­ker Wal­ter Lüb­cke und dem Mord­ver­such an einem Eri­tre­er in Wäch­ters­bach hat sich Bun­des­jus­tiz­mi­nis­te­rin Chris­ti­ne Lam­brecht für eine stär­ke­re Bekämp­fung des Rechts­extre­mis­mus ausgesprochen.

„Wir müs­sen den Ver­fol­gungs­druck auf Rechts­extre­mis­ten mas­siv erhö­hen”, sag­te Lam­brecht der FAZ. Poli­zei und Staats­an­walt­schaf­ten müss­ten alles tun, um Hass­kri­mi­na­li­tät im Inter­net effek­tiv zu ver­fol­gen. „Wir sehen, wie Hass im Netz in bru­ta­le Gewalt umschla­gen kann”, sag­te sie.

Der Bund unter­stüt­ze die Län­der mit dem Pakt für den Rechts­staat dar­in, das Per­so­nal und die digi­ta­len Kom­pe­ten­zen der Jus­tiz wei­ter aus­zu­bau­en. Straf­rechts­re­for­men hält man im Bun­des­jus­tiz­mi­nis­te­ri­um zur Bekämp­fung von Hass­kri­mi­na­li­tät nicht für erfor­der­lich. Die zahl­rei­chen Straf­tat­be­stän­de müss­ten kon­se­quent ange­wandt wer­den, sag­te ein Sprecher.

Auch SPD und Grü­nen sehen kei­nen Reform­be­darf. Die für die Straf­ver­fol­gung zustän­di­gen Län­der müss­ten aber über die Jus­tiz­res­sorts und die Gene­ral­staats­an­walt­schaf­ten „für ein ein­heit­li­ches Vor­ge­hen und ein­heit­li­che Maß­stä­be” sor­gen, sag­te die Netz­po­li­ti­ke­rin Rena­te Kün­ast (Grü­ne) der FAZ. Die FDP moniert, die Durch­set­zung gel­ten­den Rechts dür­fe man nicht den Platt­form­be­trei­bern über­las­sen. „Sie sind kei­ne Zen­sur­be­hör­den. Poli­zei und Staats­an­walt­schaft müs­sen finan­zi­ell und per­so­nell ange­mes­sen aus­ge­stat­ten wer­den, um das Straf­ver­fol­gungs­mo­no­pol des Staa­tes kon­se­quent durch­set­zen zu kön­nen”, sag­te der FDP-Rechts­po­li­ti­ker Jür­gen Mar­tens der FAZ.

Grü­ne, FDP und SPD wol­len sich für mehr Schwer­punkt­staats­an­walt­schaf­ten ein­set­zen, wie es sie in Nord­rhein-West­fa­len etwa schon gibt. Bie­sen­bach: In 40 Pro­zent der Anfra­gen an Netz­wer­ke wer­den Daten nicht über­mit­telt. NRW-Jus­tiz­mi­nis­ter Peter Bie­sen­bach (CDU) die man­geln­de Koope­ra­ti­on der sozia­len Netz­wer­ke. Von Goog­le und Face­book ver­öf­fent­lich­te Zah­len zeig­ten, dass in etwa vier­zig Pro­zent der Anfra­gen deut­scher Straf­ver­fol­ger Daten nicht über­mit­telt wür­den. „Das ist eine inak­zep­ta­ble Quo­te”, sag­te Bie­sen­bach der FAZ.

Bie­sen­bach kri­ti­sier­te jedoch auch die Jus­tiz: Teil­wei­se sei­en die Anfra­gen an sozia­le Netz­wer­ke nicht ein­deu­tig gewe­sen. Ziel sei es, die Qua­li­tät der Anfra­gen zu erhö­hen. In NRW habe man des­halb ein Fort­bil­dungs­kon­zept gemein­sam mit Goog­le, Face­book und dem Ver­band Inter­net­wirt­schaft erar­bei­tet. Die rechts­po­li­ti­sche Spre­che­rin der Uni­on im Bun­des­tag, Eli­sa­beth Win­kel­mei­er-Becker, for­dert, die Aus­kunfts­pflicht von sozia­len Netz­wer­ken zu erwei­tern, wie es bereits in Frank­reich in einem Gesetz umge­setzt wur­de. „Wir wer­den den Vor­schlag zu einer gesetz­li­chen Rege­lung in die anste­hen­den Bera­tun­gen zum NetzDG ein­brin­gen”, sag­te sie der FAZ.

Der rechts­po­li­ti­sche Spre­cher der SPD, Johan­nes Fech­ner, hin­ge­gen will kei­ne Ände­run­gen am Netz­werk­durch­su­chungs­ge­setz (NetzDG) vor­neh­men, son­dern höhe­re Buß­gel­der für sozia­le Netz­wer­ke ein­füh­ren. Die Belei­di­gung im Inter­net, die eine höhe­re Reich­wei­te bekommt, soll mit einem höhe­ren Straf­maß belegt wer­den kön­nen, for­dert Win­kel­mei­er-Becker außer­dem. „Die heu­ti­gen Belei­di­gungs­tat­be­stän­de sind auf die ana­lo­ge Welt zuge­schnit­ten, eine öffent­li­che Belei­di­gung im Netz kann aber deut­lich gra­vie­ren­der sein, als eine Belei­di­gung am Stamm­tisch oder in einem Leser­brief in der Zeitung.”

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