Van­da­lis­mus: Wei­te­re Ölan­schlä­ge in deut­schen Muse­en bekannt

Polizei - Polizeiauto - Einsatzwagen - Einsatzfahrzeug - Gebäude - Spiegel - Streifenwagen Foto: Sicht auf ein Polizeiauto, Urheber: dts Nachrichtenagentur

Die Van­da­lis­mus-Akti­on auf die Ber­li­ner Muse­ums­in­sel hat­te mehr Vor­bil­der als bis­lang bekannt.

Nach Recher­chen von „Zeit-Online” und Deutsch­land­funk gab im Som­mer bei Pader­born eine ähn­li­che Tat, nur zwei Wochen vor der Ber­li­ner Atta­cke sei ein ähn­li­cher Vor­fall auch im Schloss Ceci­li­en­hof in Pots­dam ent­deckt wor­den. Dort sol­len Unbe­kann­te unter ande­rem die Skulp­tur einer Ama­zo­ne des fran­zö­si­schen Bild­hau­ers Lou­is Tuail­lon atta­ckiert haben. Die Ölspu­ren erstreck­ten sich vom Hals des Pfer­des, auf dem die Krie­ge­rin sitzt, bis auf deren Ober­schen­kel. Wie bei den bei­den ande­ren Tat­or­ten ist auch für Pots­dam ein poli­ti­scher Hin­ter­grund als Motiv offen­bar nicht auszuschließen.

Auf Schloss Ceci­li­en­hof fand unmit­tel­bar nach dem Ende des Zwei­ten Welt­kriegs im Juli und August 1945 die Pots­da­mer Kon­fe­renz statt, bei der die USA, Groß­bri­tan­ni­en und die Sowjet­uni­on über die Neu­ord­nung Deutsch­lands berieten.

Im Pots­da­mer Abkom­men wur­den die poli­ti­schen und geo­gra­fi­schen Rah­men­be­din­gun­gen für den neu­en deut­schen Staat, sei­ne Ent­mi­li­ta­ri­sie­rung, die Höhe der Repa­ra­ti­ons­zah­lun­gen und der Umgang mit Kriegs­ver­bre­chern festgelegt.

Die damit in Ceci­li­en­hof auch völ­ker­recht­lich bestä­tig­te Nie­der­la­ge und das Ende des natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Deut­schen Reichs erkennt die zu Tei­len rechts­ra­di­ka­le Reichs­bür­ger­be­we­gung nicht an.

Die atta­ckier­te Ama­zo­nen-Skulp­tur steht im ehe­ma­li­gen Arbeits­zim­mer der US-Dele­ga­ti­on. Wei­te­re Ölspu­ren fan­den sich im Kamin­zim­mer und in jenem Raum, in dem in die his­to­ri­sche Aus­stel­lung zur Geschich­te des Schlos­ses und der Pots­da­mer Kon­fe­renz ein­ge­führt wird.

Auch die Tat in der Wewels­burg bei Pader­born, wo bereits im Juli Ölspu­ren an rund 50 Objek­ten fest­ge­stellt wur­den, weist einen mög­li­chen Bezug zur rech­ten Sze­ne auf. Im soge­nann­ten Ober­grup­pen­füh­rer­saal im Nord­turm der Burg, die die Natio­nal­so­zia­lis­ten zwi­schen 1933 und 1945 als Kult­stät­te, Wall­fahrts­ort und Ver­samm­lungs­ort für SS-Füh­rer nutz­ten, befin­det sich ein gro­ßes Boden­mo­sa­ik aus dun­kel­grü­nem Mar­mor mit der soge­nann­ten Schwar­zen Son­ne. Das Sym­bol dient der rech­ten sowie Tei­len der völ­ki­schen Eso­te­rik­sze­ne als Identifikationszeichen.

Auch vor dem abge­sperr­ten Saal fan­den sich Ölspu­ren. Öl wird in man­chen reli­giö­sen oder kul­ti­schen Zusam­men­hän­gen eine rei­ni­gen­de oder hei­len­de Kraft zuge­spro­chen. Ein sich selbst als rechts­extrem bezeich­nen­der vega­ner Koch hat­te über sei­nen Tele­gram-Account Bot­schaf­ten geteilt, in denen das Per­ga­mon­mu­se­um als Sitz des Satan-Throns und als Zen­trum der „glo­ba­len Sata­nis­ten-Sze­ne und Coro­na-Ver­bre­cher” bezeich­net wurde.

Sechs Wochen spä­ter, am ers­ten Tag, an dem das Per­ga­mon­mu­se­um nach einer coro­nabe­ding­ten Schlie­ßung wie­der geöff­net war, fan­den dort und in drei wei­te­ren Häu­sern der Muse­ums­in­sel die Ölat­ta­cken statt.

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