Kli­ma­mi­nis­te­ri­um setzt auf umstrit­te­ne CCS-Technologie

Ber­lin (dts Nach­rich­ten­agen­tur) – Das Bun­des­wirt­schafts- und Kli­ma­schutz­mi­nis­te­ri­um unter Füh­rung von Vize­kanz­ler Robert Habeck (Grü­ne) hält den Ein­satz der umstrit­te­nen CCS-Tech­no­lo­gie für not­wen­dig, damit Deutsch­land das Kli­ma­ziel der Treib­haus­gas­neu­tra­li­tät bis 2045 errei­chen kann. „Wäh­rend die vor­he­ri­ge Ziel­set­zung von 80 bis 95 Pro­zent Emis­si­ons­min­de­rung auch Ent­wick­lungs­pfa­de ohne den Ein­satz von CCS zulie­ße, ist die Erfor­der­nis von CCS mit der Ziel­set­zung von Net­to-Null-Emis­sio­nen in den aktu­el­len Stu­di­en gemein­sa­mer Kon­sens”, heißt es im Eva­lu­ie­rungs­be­richt zum Koh­len­di­oxid-Spei­che­rungs­ge­setz, der an die­sem Frei­tag in die Res­sort­ab­stim­mung gegan­gen ist, und über den die Zei­tun­gen des „Redak­ti­ons­netz­werks Deutsch­land” berich­ten. Kri­ti­ker hal­ten die Tech­no­lo­gie für über­schätzt, denn bis­lang konn­ten welt­weit nur weni­ge effek­ti­ve CCS-Anla­gen erfolg­reich gebaut werden. 

Laut Eva­lu­ie­rungs­be­richt wür­den Stu­di­en zu dem Schluss kom­men, dass trotz der „zahl­rei­chen Kli­ma­schutz­maß­nah­men bereits ab 2030 zusätz­lich eine CO2-Abschei­dung im Rah­men von CCU und CCS im Mega­ton­nen-Maß­stab not­wen­dig sein wird, wenn die Kli­ma­zie­le erreicht wer­den sol­len”. Zwar müs­se die Reduk­ti­on von Kli­ma­ga­sen durch den ver­stärk­ten Ein­satz erneu­er­ba­rer Ener­gien sowie die Erhö­hung der Effi­zi­enz grund­sätz­lich Vor­rang haben, aller­dings gebe es unver­meid­li­che „Rest­emis­sio­nen” etwa in der Zement­in­dus­trie, die nur durch den Ein­satz von CCS oder CCU neu­tra­li­siert wer­den könn­ten, so der Bericht. CCS steht für „Car­bon Cap­tu­re an Sto­rage” und meint das Auf­fan­gen, Abschei­den und unter­ir­di­sche Spei­chern von Koh­len­di­oxid, das bei indus­tri­el­len Pro­zes­sen ent­steht. Als Spei­cher­or­te kom­men ent­we­der aus­ge­beu­te­te Gas­fel­der oder salz­was­ser­füh­ren­de Gesteins­schich­ten im Mee­res­un­ter­grund, so genann­te „sali­ne Aqui­fe­re” in Fra­ge. CCU wie­der­um steht für „Car­bon Cap­tu­re and Uti­liza­ti­on” und meint die Ver­wer­tung des auf­ge­fan­ge­nen Koh­len­di­oxids in che­mi­schen Pro­zes­sen wie zum Bei­spiel der Pro­duk­ti­on von Harn­stoff. „Der Trans­port von CO2 auf ver­schie­de­nen Wegen und die kon­ven­tio­nel­len geo­lo­gi­schen Spei­cher­op­tio­nen sind tech­nisch aus­ge­reift”, fin­det das Wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um. In den ver­gan­ge­nen vier Jah­ren sei­en kei­ner­lei Unfäl­le oder Umwelt­be­ein­träch­ti­gun­gen durch den Betrieb von CCS-Anla­gen bekannt gewor­den. Aller­dings sei­en eini­ge Rechts­an­pas­sun­gen nötig, wenn die Tech­no­lo­gie zum Ein­satz kom­men sol­le. „Um den lei­tungs­ge­bun­de­nen Trans­port von CO2 zu ermög­li­chen, müss­ten Anpas­sun­gen des Immis­si­ons­schutz­rechts, um Rechts­un­si­cher­hei­ten bei der CO2-Abschei­dung zu adres­sie­ren”, schrei­ben Habecks Beam­te. Der Eva­lua­ti­ons­be­richt muss alle vier Jah­re vor­ge­legt wer­den und bil­det eine Grund­la­ge für die „Car­bon Manage­ment-Stra­te­gie”, die die Bun­des­re­gie­rung bis zum kom­men­den Jahr erar­bei­ten will. Lang­fris­ti­ges Ziel ist es, dass Deutsch­land nicht nur Treib­haus­gas­neu­tra­li­tät erreicht, son­dern Nega­tive­mis­sio­nen ent­wi­ckelt. Die Tech­no­lo­gien sind auch des­halb umstrit­ten, da Umwelt­schüt­zer fürch­te­ten, dass die­se zur Ver­län­ge­rung der Koh­le­ver­stro­mung die­nen könn­ten. Noch offen ist, ob auf­ge­fan­ge­nes Koh­le­di­oxid auch in Deutsch­land ein­ge­la­gert wer­den soll. Gegen Pilot­an­la­gen hat­te es mas­si­ve Bür­ger­pro­tes­te gege­ben. Ande­re Län­der, etwa Nor­we­gen, pla­nen dage­gen, mas­siv in die Tech­no­lo­gie zu investieren.

Foto: Wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um, über dts Nachrichtenagentur

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