Ber­li­ner Oppo­si­ti­on kri­ti­siert Gif­fey nach Silvester-Eskalation

Ber­lin (dts Nach­rich­ten­agen­tur) – Nach der an man­chen Orten der Haupt­stadt kom­plett aus dem Ruder gelau­fe­nen Sil­ves­ter­nacht hagelt es Kri­tik von der Oppo­si­ti­on. Ber­lins FDP-Frak­ti­ons­chef Sebas­ti­an Cza­ja warf der rot-rot-grü­nen Regie­rung um die Regie­ren­de Bür­ger­meis­te­rin Fran­zis­ka Gif­fey (SPD) eine innen­po­li­ti­sche „Lais­sez-Fai­re-Hal­tung” vor­ge­wor­fen. Jah­re­lan­ges Weg­schau­en habe dazu geführt, dass Gewalt gegen Sicher­heits­kräf­te – wie etwa am Sil­ves­ter­abend – zur Nor­ma­li­tät wurde. 

Dem Fern­seh­sen­der „Welt” sag­te Cza­ja: „Ich glau­be, dass in die­ser Stadt all­zu oft weg­ge­schaut wird und nicht hin­ge­schaut wird, wenn es um Gewalt gegen die Sicher­heits­be­hör­den geht.” Jus­tiz- und Innen­ver­wal­tung wür­den nicht schlüs­sig mit­ein­an­der zusam­men­ar­bei­ten, die Ber­li­ner Poli­zei und ande­re Ord­nungs­kräf­te hät­ten zu wenig Befug­nis­se. „Also, einen Platz­ver­weis zu ertei­len und am nächs­ten Tag ist der Glei­che, der den Platz­ver­weis bekom­men hat, schon wie­der an Ort und Stel­le – das führt natür­lich auch zu Resi­gna­ti­on”, sag­te Cza­ja. „Und wenn ich gegen Sicher­heits­kräf­te in dem Aus­maß vor­ge­hen kann, wie das in den letz­ten Jah­ren zum 1. Mai und auch dar­über hin­aus pas­siert ist, dann ist das schon beschä­mend für die Stadt. Und dann beschreibt es auch was – näm­lich, dass das Maß hier in Ber­lin ver­lo­ren gegan­gen ist.” Das sei vor allem auf ein poli­ti­sches Ver­sa­gen von Rot-Rot-Grün in der Haupt­stadt zurück­zu­füh­ren, so Cza­ja. „Wir brau­chen ein poli­ti­sches Kli­ma in Ber­lin, eine Regie­rungs­kon­stel­la­ti­on, die mehr hin­schaut und nicht weg­schaut, die das nicht tole­riert, die nicht die­se Lais­sez-Fai­re-Hal­tung an den Tag legt.” Die Debat­te um Böl­ler­ver­bo­te hält Cza­ja für eine Phan­tom­dis­kus­si­on, die nur von den eigent­li­chen innen­po­li­ti­schen Pro­ble­men ablen­ke: „Wenn der 1. Janu­ar zum 1. Mai wird in der Stadt und wir das ja auch an ande­ren Tagen in Ber­lin erle­ben, dann müs­sen wir jetzt nicht Phan­tom­dis­kus­sio­nen über die Fra­ge eines Böl­ler­ver­bots füh­ren, son­dern wir müs­sen an die Ursa­chen ran. Und das heißt natür­lich, dass wir den Rechts­staat stark machen müs­sen und stär­ken müs­sen. Schnel­ler urtei­len müs­sen, schnel­ler hier an die­ser Stel­le han­deln müs­sen. Das wur­de in den letz­ten Jah­ren ver­säumt, und daher ist natür­lich die Hemm­schwel­le immer gerin­ger gewor­den.” Ganz ähn­lich äußer­te sich Cza­jas Bru­der, CDU-Gene­ral­se­kre­tär Mario Cza­ja: „Wir brau­chen schnel­le Stra­fen, har­te Stra­fen, Frei­heits­stra­fen, wir brau­chen Tech­nik statt Sprach­fi­beln für die Poli­zei, wir brau­chen Video­tech­nik auch für die Feu­er­wehr”, sag­te Cza­ja dem Por­tal „T‑Online”. Der stell­ver­tre­ten­de Vor­sit­zen­de der Bun­des­tags­frak­ti­on Jens Spahn sag­te dem glei­chen Maga­zin, Kra­wal­le bekämp­fe man aber nicht mit einem bun­des­wei­ten Böl­ler­ver­bot: Viel­mehr sol­le sich Deutsch­land ernst­haft die Fra­ge stel­len, war­um Sil­ves­ter immer wie­der an den­sel­ben Orten mit den glei­chen Betei­lig­ten so eska­lie­re; „Da geht es eher um unge­re­gel­te Migra­ti­on, geschei­ter­te Inte­gra­ti­on und feh­len­den Respekt vor dem Staat statt um Feu­er­werk”, sag­te Spahn. Ähn­lich äußer­te sich auch Schles­wig-Hol­steins Minis­ter­prä­si­dent Dani­el Gün­ther. Mit einem gene­rel­len Böl­ler­ver­bot wür­den Mil­lio­nen Men­schen bestraft, die sich beson­nen und ver­nünf­tig benom­men hät­ten. „Wenn Städ­te und Kom­mu­nen ihre Sicher­heit und Ord­nung gefähr­det sehen, ste­hen ihnen Mög­lich­kei­ten zur Ver­fü­gung, um dar­auf zu reagie­ren.” Wie Gün­ther und Spahn lehnt auch der Par­la­men­ta­ri­sche Geschäfts­füh­rer der Uni­ons­frak­ti­on, Thors­ten Frei, ein gene­rel­les Böl­ler­ver­bot ab. Es stel­le alle Ein­woh­ner unter Gene­ral­ver­dacht, sag­te er T‑Online. „Maß­stab für unse­re frei­heit­li­che Gesell­schaft sind das Grund­ge­setz sowie der all­ge­mei­ne Ver­hält­nis­mä­ßig­keits­grund­satz. Letz­te­rem dürf­te ein all­ge­mei­nes Böl­ler­ver­bot nicht stand­hal­ten”, so Frei.

Foto: Ber­lin am 31.12.2022, über dts Nachrichtenagentur

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