Daten­schutz­be­auf­trag­ter kri­ti­siert digi­ta­le Patientenakte

Krankenhausbett Foto: Sicht auf ein Bett in einem Krankenhaus, Urheber: dts Nachrichtenagentur

Der Bun­des­be­auf­trag­te für den Daten­schutz, Ulrich Kel­ber, kri­ti­siert dro­hen­de Män­gel an der für 2021 geplan­ten digi­ta­len Patientenakte.

„Es wird zu prü­fen sein, ob die Pati­en­ten­ak­te den Erfor­der­nis­sen der euro­päi­schen Daten­schutz-Grund­ver­ord­nung ent­spricht”, sag­te Kel­ber dem Nach­rich­ten­ma­ga­zin Focus. Nach bis­he­ri­gem Pla­nungs­stand wür­den die Ver­si­cher­ten anfangs nicht ent­schei­den kön­nen, wel­che Ärz­te, The­ra­peu­ten oder Apo­the­ker auf wel­che Befun­de oder Ver­ord­nun­gen zugrei­fen können.

Bei­spiels­wei­se kön­ne eine Ver­si­cher­te dann nicht ver­hin­dern, dass ihr Zahn­arzt von einem Schwan­ger­schafts­ab­bruch oder einer Psy­cho­the­ra­pie erfährt. Sie kön­ne nur ent­schei­den, ob bestimm­te sen­si­ble Daten über­haupt gespei­chert wer­den, berich­tet das Nach­rich­ten­ma­ga­zin wei­ter. Dies kön­ne die Akzep­tanz der digi­ta­len Pati­en­ten­ak­te bei den Ver­si­cher­ten beein­träch­ti­gen, so der Daten­schutz­be­auf­trag­te. Er gab zu beden­ken, dass sich Ver­si­cher­te bei einer „Friss oder stirb”-Lösung mög­li­cher­wei­se nicht über die Trag­wei­te ihrer Ein­wil­li­gung zur Daten­spei­che­rung im Kla­ren sei­en. Manch einer wis­se bei gen­dia­gnos­ti­schen Befun­den außer­dem nicht, dass die Spei­che­rung nicht nur sei­ne Rech­te, son­dern auch die von Ver­wand­ten berüh­ren kön­ne, sag­te Kel­ber dem Nach­rich­ten­ma­ga­zin Focus.

Das Bun­des­jus­tiz­mi­nis­te­ri­um äußer­te bereits Beden­ken gegen die Aus­ge­stal­tung der Pati­en­ten­ak­te. Aktu­ell plant Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn (CDU) ein Gesetz zu den Details des Vor­ha­bens. Nach der Som­mer­pau­se will er es vor­le­gen. Vie­le Ärz­te wün­schen sich einen umfas­sen­den Zugriff auf sämt­li­che Pati­en­ten­da­ten. Wie zu hören sei, wol­le Spahn am Prin­zip des Alles-oder-nichts fest­hal­ten. Andern­falls fürch­te er Ver­zö­ge­run­gen bei der Umset­zung des Pro­jekts, berich­tet das Nach­rich­ten­ma­ga­zin. Für die gesetz­li­chen Kas­sen ist die tech­ni­sche Umset­zung der Pati­en­ten­ak­te auch ohne dif­fe­ren­zier­ten Daten­schutz eine Her­aus­for­de­rung. Erschwe­rend kom­me hin­zu, dass Bit­m­arck, das IT-Gemein­schafts­un­ter­neh­men der Kas­sen, auf­grund kom­ple­xer Ver­ga­be­richt­li­ni­en erst kürz­lich einen exter­nen Part­ner beauf­tra­gen konn­te. Soll­ten die Kas­sen die Anbin­dung der Pati­en­ten­ak­te nicht recht­zei­tig schaf­fen, dro­hen Ver­trags­stra­fen. Sie betrü­gen bei­spiels­wei­se für die AOKs nach heu­ti­gem Stand über 109 Mil­lio­nen Euro im ers­ten Jahr, in dem die digi­ta­le Pati­en­ten­ak­te nicht rea­li­siert wer­den kön­ne, berich­tet das Nach­rich­ten­ma­ga­zin Focus. Ab dem zwei­ten Jahr sei­en es 327 Mil­lio­nen Euro.

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