FDP-Gene­ral­se­kre­tär nennt Atom­aus­stieg im April „frag­wür­dig”

Ber­lin (dts Nach­rich­ten­agen­tur) – Die FDP ver­stärkt den Druck auf die Koali­ti­ons­part­ner in der Ampel, die deut­schen Atom­kraft­wer­ke über das Früh­jahr hin­aus am Netz zu las­sen. „Die FDP ist nach wie vor offen für eine Debat­te über eine wei­te­re Lauf­zeit­ver­län­ge­rung”, sag­te Gene­ral­se­kre­tär Bijan Djir-Sarai den Zei­tun­gen der Fun­ke-Medi­en­grup­pe (Frei­tags­aus­ga­ben). „Jede Kilo­watt­stun­de, die wir zusätz­lich erzeu­gen, dämpft die Strom­prei­se und hilft der E‑Mobilität aus den Start­lö­chern. Auch vor die­sem Hin­ter­grund ist es frag­wür­dig, war­um wir ab dem 15. April auf sau­be­re und siche­re Kern­kraft ver­zich­ten sollen.” 

Zuvor hat­te bereits Ver­kehrs­mi­nis­ter Vol­ker Wis­sing die Ver­kehrs­wen­de als Grund für einen Wei­ter­be­trieb der Atom­kraft­wer­ke genannt. „Der Strom­be­darf wird mit dem Hoch­lauf der Elek­tro­mo­bi­li­tät rapi­de stei­gen. Dabei darf es kei­ne Tabus geben, auch nicht bei den Atom­lauf­zei­ten”, sag­te der FDP-Poli­ti­ker den Fun­ke-Zei­tun­gen. Elek­tro­mo­bi­li­tät sei nur mit sau­be­rem Strom ein Bei­trag zum Kli­ma­schutz, so Wis­sing. „Mit Strom aus Koh­le oder Gas, der auch noch wahn­sin­nig teu­er ist, fährt die Elek­tro­mo­bi­li­tät in eine Sack­gas­se.” Deutsch­land kom­me beim Aus­bau der Erneu­er­ba­ren Ener­gien nicht schnell genug vor­an, um die aus der Reser­ve gehol­ten Koh­le­kraft­wer­ke im April wie­der vom Netz zu neh­men. „Wür­den unse­re Kern­kraft­wer­ke über das Früh­jahr hin­aus lau­fen, wären wir in einer ande­ren Lage”, sag­te Wis­sing. „Wir kön­nen den Men­schen nicht zumu­ten, für viel Geld auf Elek­tro­mo­bi­li­tät umzu­stei­gen, solan­ge der Staat sie mit Koh­lestrom ver­sorgt.” Den Hin­weis, er igno­rie­re das Macht­wort von Bun­des­kanz­ler Olaf Scholz (SPD), quit­tier­te der FDP-Poli­ti­ker mit der Bemer­kung: „Unse­re gemein­sa­me Auf­ga­be ist es, zu einer kli­ma­neu­tra­len Ener­gie­ver­sor­gung bei­zu­tra­gen.” Scholz hat­te den Koali­ti­ons­streit um die Atom­po­li­tik mit einem Macht­wort gemäß sei­ner Richt­li­ni­en­kom­pe­tenz been­det und den Weg für eine befris­te­te Wei­ter­nut­zung der drei letz­ten deut­schen Kern­kraft­wer­ke über den Jah­res­wech­sel hin­aus frei gemacht. Spä­tes­tens am 15. April 2023 soll der Betrieb aber end­gül­tig ein­ge­stellt werden.

Foto: Atom­kraft­werk, über dts Nachrichtenagentur

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