Lind­ner und Fae­ser gegen stär­ke­re Betei­li­gung an Flüchtlingskosten

Die Bun­des­re­gie­rung ist For­de­run­gen der Kom­mu­nen nach einer Über­nah­me der Kos­ten für die Unter­brin­gung Geflüch­te­ter ent­ge­gen­ge­tre­ten. „Die Mög­lich­kei­ten des Bun­des sind limi­tiert”, sag­te Bun­des­fi­nanz­mi­nis­ter Chris­ti­an Lind­ner (FDP) dem „Han­dels­blatt” (Mon­tag­aus­ga­be). Er ver­wies dabei auf bereits erfolg­te Ent­las­tun­gen für die Län­der etwa dadurch, dass Geflüch­te­te aus der Ukrai­ne Bür­ger­geld und nicht Leis­tun­gen nach dem Asyl­be­wer­ber­leis­tungs­ge­setz beziehen. 

„Wir haben zudem trotz der im ver­gan­ge­nen Jahr noch gerin­gen Zahl an Geflüch­te­ten hohe zusätz­li­che Mit­tel für die Län­der zur Wei­ter­ga­be an die Kom­mu­nen bereit­ge­stellt, eben­so Bun­des-Lie­gen­schaf­ten als Unter­künf­te”, sag­te Lind­ner. Der Bun­des­fi­nanz­mi­nis­ter sag­te zudem, dass die Län­der inzwi­schen eine „wesent­lich bes­se­re Ein­nah­men­ent­wick­lung als der Bund” hät­ten. Auch Fae­ser lehnt wei­te­re Finanz­hil­fen ab: Die „Finan­zie­rungs­ver­ant­wor­tung für die Auf­nah­me und Betreu­ung von Schutz­su­chen­den” lie­ge bei den Län­dern, sag­te ein Spre­cher ihres Minis­te­ri­ums dem „Han­dels­blatt”. „Der Bund darf hier kei­ne Auf­ga­ben finan­zie­ren, für die er nach dem Grund­ge­setz über kei­ne Ver­wal­tungs­kom­pe­tenz ver­fügt.” Außer­dem habe der Bund die Län­der und die Kom­mu­nen bereits „in erheb­li­chem Umfang durch zusätz­li­che Umsatz­steu­er­mit­tel finan­zi­ell ent­las­tet, um die zusätz­li­chen Belas­tun­gen abzu­fe­dern”. Der baden-würt­tem­ber­gi­sche Finanz­mi­nis­ter Dan­y­al Bayaz (Grü­ne) sag­te dem „Han­dels­blatt”, es gehe jetzt nicht dar­um, ein­fach reflex­haft mehr Geld vom Bund zu for­dern: „Wenn wir die­se gesamt­ge­sell­schaft­li­che Auf­ga­be aber gut bewäl­ti­gen wol­len, dann muss sich auch der Bund stär­ker enga­gie­ren”, sag­te Bayaz. Beim Bund betont man hin­ge­gen, dass die Län­der finan­zi­ell gut dastün­den und für die Aus­stat­tung der Kom­mu­nen zustän­dig sei­en. „Wir als Land unter­stüt­zen unse­re Kom­mu­nen bereits mas­siv”, sagt Bayaz dazu. „Jetzt soll­te von einem Flücht­lings­gip­fel auch das Signal aus­ge­hen, dass auch der Bund der aktu­el­len Situa­ti­on gerecht wird”, for­der­te der Grü­nen-Poli­ti­ker. Zuvor hat­te unter ande­rem der baye­ri­sche Innen­mi­nis­ter Joa­chim Herr­mann (CSU) mit Blick auf den Flücht­lings­gip­fel von Bund, Län­dern und Kom­mu­nen in der kom­men­den Woche eine erheb­li­che Auf­sto­ckung der Bun­des­hil­fen gefor­dert: „Die Kos­ten allein im Zustän­dig­keits­be­reich des baye­ri­schen Innen­mi­nis­te­ri­ums für Asyl und Inte­gra­ti­on belau­fen sich sowohl in 2022 als auch in 2023 auf rund 1,5 Mil­li­ar­den Euro – da sind die zusätz­li­chen Kos­ten für die Beschu­lung, für Kin­der­be­treu­ung, für die pfle­ge­be­dürf­ti­ge Men­schen und, und, und noch gar nicht ein­ge­rech­net”, sag­te er dem „Redak­ti­ons­netz­werk Deutsch­land”. „Die Zusa­gen der Bun­des­re­gie­rung zur Betei­li­gung an den flücht­lings­be­zo­ge­nen Kos­ten belau­fen sich hin­ge­gen für alle Län­der in 2022 auf 3,5 Mil­li­ar­den Euro, in 2023 auf 2,75 Mil­li­ar­den Euro.” Dabei betra­ge der baye­ri­sche Anteil für das ver­gan­ge­ne Jahr rund 555 Mil­lio­nen Euro und 2023 sogar nur rund 436 Mil­lio­nen Euro – also knapp ein Drit­tel der tat­säch­li­chen Kos­ten. Herr­mann füg­te hin­zu: „Eine Ver­drei­fa­chung der Bun­des­be­tei­li­gung wäre daher ohne wei­te­res sach­lich gerecht­fer­tigt. Inso­fern ist die Grö­ßen­ord­nung von acht Mil­li­ar­den Euro, die ich schon beim letz­ten Kom­mu­nal­gip­fel der Bun­des­in­nen­mi­nis­te­rin gefor­dert habe, wei­ter­hin ange­mes­sen. Der Bund muss sich mit sei­ner finan­zi­el­len Zusa­ge noch­mals deut­lich nach oben bewe­gen.” Auf Druck vor allem der Kom­mu­nen hat Bun­des­in­nen­mi­nis­te­rin Nan­cy Fae­ser (SPD) einen wei­te­ren Flücht­lings­gip­fel für den 16. Febru­ar ein­be­ru­fen. Sei­tens der Städ­te, Gemein­den und Land­krei­se gibt es eben­falls For­de­run­gen nach mehr Unter­stüt­zung des Bun­des bei der Unter­brin­gung und Ver­sor­gung von Kriegs­flücht­lin­gen aus der Ukrai­ne und ande­ren Schutz­su­chen­den. Auch die Fra­ge, wie Fae­ser die irre­gu­lä­re Migra­ti­on nach Deutsch­land begren­zen und Rück­füh­run­gen abge­lehn­ter Asyl­be­wer­ber vor­an­brin­gen will, dürf­te bei dem Tref­fen zur Spra­che kom­men. (dts Nachrichtenagentur)

Foto: Hilfs­gü­ter für Flücht­lin­ge aus der Ukrai­ne in Deutsch­land, über dts Nachrichtenagentur

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