Poli­to­lo­ge: Umgangs­ton seit AfD-Grün­dung rau­er geworden

Nach Ein­schät­zung des Main­zer Poli­to­lo­gen Kai Arzhei­mer ist der Umgangs­ton in der deut­schen Poli­tik seit der AfD-Grün­dung vor zehn Jah­ren deut­lich rau­er gewor­den. „Die AfD hat eine Spra­che in die Par­la­men­te gebracht, die vor­her als unpar­la­men­ta­risch galt”, sag­te er dem SWR. Zudem habe sich der Umgang zwi­schen den Par­tei­en ver­än­dert, der in den Land­ta­gen sonst kol­le­gia­ler gewe­sen sei. „Im Reichs­tag in Ber­lin ist es zum Bei­spiel so, dass man nach einer Aus­schuss­sit­zung mal essen gegan­gen oder ein Bier trin­ken gegan­gen ist – zusam­men über Frak­ti­ons­gren­zen hin­weg”, so Arzheimer. 

Seit der Par­tei­grün­dung habe sich auch die Gesell­schaft ver­än­dert, und gera­de die CDU sei in die­ser Zeit etwas libe­ra­ler gewor­den. Die AfD habe den Platz am rech­ten Rand ein­ge­nom­men, der von der CDU nicht mehr glaub­wür­dig ver­tre­ten wer­den kön­ne, ohne in der Mit­te zu ver­lie­ren. „Ich glau­be, man kann das fest­ma­chen an der Per­son von Hans-Georg Maa­ßen, der genau mit die­sem Pro­gramm ange­tre­ten, aber damit in der CDU nicht mehr mehr­heits­fä­hig ist, und letz­ten Endes ja auch nicht erfolg­reich war”, sag­te der Poli­tik­wis­sen­schaft­ler. Was die Spra­che betrifft, habe die AfD ein Voka­bu­lar nor­ma­li­siert, wie es sonst im öffent­li­chen Raum nicht vor­ge­kom­men sei. Dabei gebe es einen Abnut­zungs­ef­fekt, wenn For­mu­lie­run­gen über­nom­men wer­den, ohne groß dar­über nach­zu­den­ken. In der poli­ti­schen Dis­kus­si­on, etwa zur Zuwan­de­rung, ist laut Arzhei­mer eine Pola­ri­sie­rung zu beob­ach­ten. Ob das ein „Mit­ein­an­der­spre­chen” sei, bezwei­fe­le er aber – „weil die AfD sich durch ihre Radi­ka­li­sie­rung so in den Par­la­men­ten iso­liert hat, dass ich da kei­nen ech­ten Dia­log zwi­schen den Par­tei­en sehe”, so der Poli­to­lo­ge. Dem Exper­ten zufol­ge gibt es bei der AfD in ihrer Außen­wir­kung auch eini­ge regio­na­le Unter­schie­de. In Rhein­land-Pfalz prä­sen­tie­re sie sich zum Bei­spiel etwas gemä­ßig­ter und bür­ger­li­cher als in Baden-Würt­tem­berg, was sich in einem Ver­gleich der Wahl­pro­gram­me zei­ge. (dts Nachrichtenagentur)

Foto: Grün­dungs­par­tei­tag der AfD, über dts Nachrichtenagentur

Anmer­kun­gen zum Bei­trag? Hin­weis an die Redak­ti­on sen­den.