Regie­rungs­frak­tio­nen wol­len kom­mu­na­le Alt­schul­den nicht begleichen

Ruhrgebiet - Stadt - Häuser - Wolken - Hügel Foto: Sicht auf eine Stadt im Ruhrgebiet, Urheber: dts Nachrichtenagentur

Die Regie­rungs­frak­tio­nen Uni­on und SPD haben sich mit Blick auf die von der Bun­des­re­gie­rung in Aus­sicht gestell­te teil­wei­se Über­nah­me kom­mu­na­ler Alt­schul­den skep­tisch gezeigt.

„Der Beschluss der Bun­des­re­gie­rung bedeu­tet nicht, dass der Bund sofort in die Alt­schul­den­til­gung der Kom­mu­nen ein­steigt”, sag­te der haus­halts­po­li­ti­sche Spre­cher der CDU/C­SU-Bun­des­tags­frak­ti­on, Eck­hardt Reh­berg, dem „Redak­ti­ons­netz­werk Deutsch­land” (Frei­tag­aus­ga­ben). „Im Gegen­teil: Zunächst sind die Län­der in der Pflicht, ihre Kom­mu­nen auf eine soli­de finan­zi­el­le Grund­la­ge zu stellen.”

Die Län­der wie­sen hohe Finanz­über­schüs­se aus, füg­te Reh­berg hin­zu. In Nord­rhein-West­fa­len sei es im vori­gen Jahr bei­spiels­wei­se eine Mil­li­ar­de Euro gewe­sen, in Rhein­land-Pfalz 867 Mil­lio­nen und im Saar­land 147 Mil­lio­nen. Auch in den kom­men­den Jah­ren wür­den sich die Steu­er­ein­nah­men der Län­der bes­ser ent­wi­ckeln als die des Bun­des. Der CDU-Poli­ti­ker beton­te: „Der Bund hat kei­ne Spiel­räu­me mehr im Haus­halt für wei­te­re Hil­fen an die Kom­mu­nen.” Ohne­hin habe er Län­der und Kom­mu­nen in den letz­ten Jah­ren bei den Sozi­al­aus­ga­ben mas­siv entlastet.

Der haus­halts­po­li­ti­sche Spre­cher der SPD-Bun­des­tags­frak­ti­on, Johan­nes Kahrs, äußer­te sich ähn­lich. „Die Haus­halts­la­ge des Bun­des ist nicht berühmt”, sag­te er dem RND. „Zudem ist ein Groß­teil der Steu­er­mehr­ein­nah­men zuletzt an die Län­der gegan­gen.” Die Betei­li­gung des Bun­des hän­ge auch stark davon ab, was die Län­der und die rei­chen Kom­mu­nen selbst zu geben bereit sei­en, fuhr der SPD-Poli­ti­ker fort. „Am Ende sind die Län­der in der Pflicht.” Der Bund hat­te bei der Vor­stel­lung des Berichts zur Her­stel­lung gleich­wer­ti­ger Lebens­ver­hält­nis­se eine „fai­re Lösung” ange­kün­digt. Bun­des­in­nen­mi­nis­ter Horst See­ho­fer (CSU) hat­te aller­dings zugleich erklärt, dass der Bund gewiss nicht alle kom­mu­na­len Alt­schul­den über­neh­men werde.

Der Prä­si­dent des Deut­schen Städ­te­ta­ges, Burk­hard Jung (SPD), sprach gegen­über dem RND von etwa 48 Mil­li­ar­den Euro kom­mu­na­ler Kas­sen­kre­di­te. Die­se mach­ten es den von Alt­schul­den betrof­fe­nen Städ­ten „kaum mög­lich, sich ange­mes­sen um ihre Schu­len, Schwimm­bä­der, Stra­ßen und den ÖPNV zu küm­mern”, so Jung. „Das bekom­men auch die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger zu spü­ren.” Der Bund sehe die­se Not offen­bar. Jung beklag­te jedoch: „Über die Höhe von Bun­des­hil­fen wird in dem jetzt vor­lie­gen­den Papier der Regie­rung nichts gesagt. Außer­dem knüpft der Bund mög­li­che Hil­fen bei Zins- und Til­gungs­las­ten der Kom­mu­nen an Bedin­gun­gen, vor allem an einen natio­na­len Kon­sens.” Dar­über müs­se in den vom Bund ange­kün­dig­ten Gesprä­chen im Sep­tem­ber gespro­chen wer­den. „Wir brau­chen eine gro­ße gemein­sa­me Kraft­an­stren­gung des Bun­des, der jewei­li­gen Län­der und der betrof­fe­nen Kom­mu­nen, um das Alt­schul­den­pro­blem zu lösen”, sag­te der Leip­zi­ger Ober­bür­ger­meis­ter. Dazu zäh­le vor allem die hohe Belas­tung der Kom­mu­nen mit Sozialausgaben.

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