Rufe nach „gen­der­ge­rech­tem” Pflicht­text bei Arzneimittelwerbung

Ber­lin (dts Nach­rich­ten­agen­tur) – Aus der Ärz­te- und Apo­the­ker­schaft kom­men Rufe an die Ampel­ko­ali­ti­on, den Pflicht­text bei der Arz­nei­mit­tel­wer­bung, wonach zu Risi­ken und Neben­wir­kun­gen „Arzt oder Apo­the­ker” gefragt wer­den sol­len, umzu­for­mu­lie­ren. „Die gesetz­lich vor­ge­ge­be­ne For­mu­lie­rung passt nicht mehr in die Zeit”, sag­te Ärz­te­prä­si­dent Klaus Rein­hardt dem „Redak­ti­ons­netz­werk Deutsch­land” (Mon­tag­aus­ga­ben). Heu­te sei rund die Hälf­te der Ärz­te­schaft weib­lich, argu­men­tier­te er. 

„Der Pflicht­text soll­te durch eine neu­tra­le und den­noch leicht ver­ständ­li­che For­mu­lie­rung ersetzt wer­den”, reg­te er an. Auch die Prä­si­den­tin der Bun­des­ver­ei­ni­gung Deut­scher Apo­the­ker­ver­bän­de (ABDA), Gabrie­le Regi­na Over­wi­ening, sprach sich für eine Neu­fas­sung aus. Fast 90 Pro­zent der in öffent­li­chen Apo­the­ken täti­gen Beschäf­tig­ten sei­en Frau­en, sag­te Over­wi­ening dem RND und wen­det sich damit gegen das gene­ri­sche Mas­ku­li­num, das im Deut­schen tra­di­tio­nell Män­ner und Frau­en mit ein­schließt: „Ein rein männ­li­cher Sprach­ge­brauch kann da kei­nes­wegs als eine fai­re Sprach­pra­xis bewer­tet wer­den”, sag­te sie. Der Hin­weis: „Zu Risi­ken und Neben­wir­kun­gen lesen Sie die Packungs­bei­la­ge und fra­gen Sie Ihren Arzt oder Apo­the­ker”, ist durch das Heil­mit­tel­wer­be­ge­setz (HWG) gesetz­lich vor­ge­ge­ben und darf von Wer­bern nicht ver­än­dert wer­den. Die Prä­si­den­tin des Deut­schen Ärz­tin­nen­bun­des, Chris­tia­ne Groß, mach­te einen kon­kre­ten Vor­schlag für eine Neu­for­mu­lie­rung: Der über­ar­bei­te­te Pflicht­text müs­se leicht ver­ständ­lich blei­ben und Pati­en­ten an die rich­ti­gen Stel­len ver­wei­sen, die kom­pe­tent und evi­denz­ba­siert auf­klä­ren könn­ten, sag­te sie dem RND. Groß schlug daher vor: „Zu Risi­ken und Neben­wir­kun­gen lesen Sie die Packungs­bei­la­ge oder fra­gen Sie in Ihrer ärzt­li­chen Pra­xis oder Apo­the­ke nach.” ABDA-Che­fin Over­wi­ening sprach sich für eine gesetz­li­che Lösung aus, bei der meh­re­re Vari­an­ten erlaubt sind. Neben dem bis­he­ri­gen Hin­weis „Fra­gen Sie Ihren Arzt oder Apo­the­ker” soll nach ihrem Vor­schlag zuläs­sig sein: „Fra­gen Sie Ihre Ärz­tin oder Ihre Apo­the­ke­rin”, „Fra­gen Sie Ihren Arzt oder Ihre Apo­the­ke­rin” oder „Fra­gen Sie Ihre Ärz­tin oder Ihren Apo­the­ker”. Over­wi­ening: „Jede und jeder Wer­be­trei­ben­de könn­te dann frei und fle­xi­bel eine die­ser For­mu­lie­run­gen ein­set­zen und damit auch eine öffent­lich sicht­ba­re Selbst­aus­kunft über das eige­ne Unter­neh­men hin­sicht­lich einer geschlech­ter­ge­rech­ten Spra­che geben.”

Foto: Apo­the­ke, über dts Nachrichtenagentur

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