SPD will Whist­le­b­lower-Schutz­ge­setz nach Schei­tern nicht ändern

Die SPD lehnt es ab, das soge­nann­te Whist­le­b­lower-Gesetz nach der Ableh­nung im Bun­des­rat ent­spre­chend den Vor­be­hal­ten aus der Uni­on zu ändern. „Die Kri­tik­punk­te der Uni­on sind an den Haa­ren her­bei­ge­zo­gen”, sag­te der Innen­ex­per­te der SPD-Bun­des­tags­frak­ti­on, Sebas­ti­an Fied­ler, dem „Han­dels­blatt” (Mon­tag­aus­ga­be). Er sehe kei­nen Raum für Verhandlungen. 

„Denk­bar wäre daher, dass wir den Gesetz­ent­wurf inhalts­gleich so schnell wie mög­lich in einer nicht zustim­mungs­pflich­ti­gen Form erneut in den Bun­des­tag ein­brin­gen.” Der Bon­ner Rechts­wis­sen­schaft­ler Gre­gor Thü­sing sieht indes wie die Uni­on Nach­bes­se­rungs­be­darf an dem Gesetz: „Wer schuld­haft etwas Fal­sches mel­det, und dadurch ande­ren scha­det, der muss – wie auch sonst im Zivil­recht – dafür ein­ste­hen und den Scha­den gege­be­nen­falls erset­zen”, sag­te Thü­sing dem „Han­dels­blatt”. Auch feh­le bis­lang jeder Anreiz im Gesetz dafür, dass sich der Hin­weis­ge­ber zunächst bei der inter­nen Mel­de­stel­le wen­det. Dies sei „ein schwe­rer Feh­ler”, denn weil es an den erfor­der­li­chen Anrei­zen zur Nut­zung inter­ner Mel­de­ka­nä­le feh­le, sei mit einer Arbeits­be­las­tung exter­ner Mel­de­stel­len zu rech­nen. Für die Wirt­schaft könn­te ein bes­se­rer Schutz von Hin­weis­ge­bern gro­ße Vor­tei­le haben. Die Ver­si­che­rer ver­spre­chen sich davon lang­fris­tig einen Rück­gang der Wirt­schafts­kri­mi­na­li­tät: „Zum einen erhö­hen Whist­le­b­lo­wing-Sys­te­me das Risi­ko, ent­deckt zu wer­den, und schre­cken poten­zi­el­le Täter ab”, sag­te Jörg Asmus­sen, Haupt­ge­schäfts­füh­rer des Gesamt­ver­ban­des der Deut­schen Ver­si­che­rungs­wirt­schaft (GDV), dem „Han­dels­blatt”. Außer­dem wür­den Taten frü­her erkannt und kön­nen so weni­ger Scha­den anrich­ten. Das wer­de „posi­ti­ve Effek­te für die deut­sche Wirt­schaft” haben. Kri­tik an der Ableh­nung im Bun­des­rat kam dage­gen von der Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­ti­on Trans­pa­ren­cy Deutsch­land. „Eini­ge Uni­on-geführ­te Län­der haben heu­te mit fach­lich frag­wür­di­gen und zum Teil schlicht unrich­ti­gen Argu­men­ten das Gesetz zum Schutz von Hin­weis­ge­ben­den blo­ckiert”, sag­te Sebas­ti­an Oel­rich von Trans­pa­ren­cy Deutsch­land dem „Redak­ti­ons­netz­werk Deutsch­land” (Sams­tag­aus­ga­ben). Oel­rich ist Co-Lei­ter der Arbeits­grup­pe Hin­weis­ge­ber­schutz der Orga­ni­sa­ti­on. „Ins­be­son­de­re die von der Uni­on kri­ti­sier­te Ver­pflich­tung zum Nach­ge­hen auch anony­mer Hin­wei­se ist essen­ti­ell für Hin­weis­ge­ber­schutz – und in vie­len Unter­neh­men bewähr­te Pra­xis”, sag­te Oel­rich. „Durch die Blo­cka­de im Bun­des­rat müs­sen die betrof­fe­nen Per­so­nen, die auf Miss­stän­de hin­wei­sen und damit Zivil­cou­ra­ge bewei­sen, wei­ter auf einen ver­läss­li­chen Schutz­schirm war­ten”, kri­ti­sier­te er. Das besche­re in Unter­neh­men und Behör­den sowie für Hin­weis­ge­ben­de wei­ter­hin gro­ße recht­li­che Unsi­cher­heit. „Für Deutsch­land ist das auch im inter­na­tio­na­len Ver­gleich ein Armuts­zeug­nis, schließ­lich ist die Frist zur Umset­zung der EU-Whist­le­b­lo­wing-Richt­li­nie bereits Ende 2021 ver­stri­chen”, so Oel­rich. (dts Nachrichtenagentur)

Foto: Medi­en­nut­zer betrach­tet das Ergeb­nis der Goog­le-Bil­der­su­che zu Edward Snow­den, über dts Nachrichtenagentur

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