Bundeskanzlerin Angela Merkel will sich am Mittwochabend wegen der Corona-Krise offenbar erstmals in einer Fernsehansprache direkt an die Bürger in Deutschland wenden.
Laut eines Berichts der „Süddeutschen Zeitung” (Donnerstagsausgabe) will Merkel keine weiteren tiefgreifenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens bekannt geben, wohl aber einen dringenden Appell an die Bevölkerung richten, die geltenden Vorsichtsmaßnahmen zu befolgen. Merkel wird die Ansprache, die jeweils nach den Hauptnachrichtensendungen von ARD und ZDF ausgestrahlt werden soll, demnach am späten Nachmittag aufzeichnen.
Mehrere Staats- und Regierungschefs westlicher Staaten hatten zuletzt Reden zur Corona-Krise im Fernsehen gehalten, der französische Präsident Emmanuel Macron sogar schon zweimal, zuletzt am Sonntagabend.
Merkel hat sich – jenseits der traditionellen Neujahrsansprache – noch nie in ihrer mehr als 14-jährigen Amtszeit per Fernsehansprache zu einer besonderen politischen Situation geäußert. Ihr Vorgänger Gerhard Schröder hatte zwei TV-Ansprachen gehalten, zuerst zu Beginn des Kosovo-Krieges mit deutscher Beteiligung am 24. März 1999, dann zu Beginn des von der Bundesregierung damals abgelehnten Irak-Krieges am 20. März 2003. Helmut Kohl sprach zur Einführung der gesamtdeutschen Währungsunion im Juli 1990 sowie am Vorabend der Wiedervereinigung am 02. Oktober 1990 im Fernsehen. Helmut Schmidt wandte sich im Oktober 1977 im Zusammenhang mit der Entführung von Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer an die Bürger.