Ber­lin: Coro­na­in­fi­zier­te konn­ten unkon­trol­liert einreisen

Flughafen - Koffer - Touristen - Check-In Foto: Touristen beim Check-in am Flughafen, Urheber: dts Nachrichtenagentur

Meh­re­re Poli­ti­ker kri­ti­sie­ren das BMI, weil Spät­aus­sied­ler unge­tes­tet und ohne Qua­ran­tä­ne ins Grenz­durch­gangs­la­ger Fried­land rei­sen durften.

„Es kann nicht sein, dass Men­schen aus Risi­ko­län­dern unge­tes­tet oder gar mit Krank­heits­sym­pto­men quer durch das Land nach Fried­land rei­sen. Der Bund muss für kla­re, sinn­vol­le Ver­hält­nis­se unter Coro­na-Bedin­gun­gen sor­gen, dem­zu­fol­ge ist eine unge­steu­er­te Ein­rei­se zu ver­hin­dern”, sag­te Kreis­rä­tin Mar­lies Dor­nie­den (CDU), die den Kri­sen­stab im Land­kreis Göt­tin­gen lei­tet, der „Welt am Sonn­tag”. Seit Mit­te Juni waren im Grenz­durch­gangs­la­ger Fried­land, das die Spät­aus­sied­ler im Auf­nah­me­pro­zess durch­lau­fen müs­sen, 63 Men­schen an Covid-19 erkrankt.

Nach Anga­ben der Lan­des­auf­nah­me­be­hör­de Nie­der­sach­sen waren dar­un­ter 53 Spät­aus­sied­ler, drei Asyl­su­chen­de und sie­ben Mit­ar­bei­ter des Lagers. Wie das BMI der „Welt am Sonn­tag” mit­teil­te, muss­ten sich 42 Bun­des­po­li­zis­ten in Qua­ran­tä­ne bege­ben, weil sie in Kon­takt mit den im Nach­hin­ein posi­tiv getes­te­ten Spät­aus­sied­lern gekom­men waren. „Es ist nicht hin­nehm­bar, dass der Bund sei­ne Ver­ant­wor­tung für die Auf­nah­me bestimm­ter Grup­pen auf die loka­len Ver­ant­wort­li­chen und die Lan­des­be­hör­den abwälzt. Gera­de in Zei­ten einer Pan­de­mie endet die Ver­ant­wor­tung des Bun­des nicht mit der Ein­rei­se”, sag­te der innen­po­li­ti­sche Spre­cher der FDP-Bun­des­tags­frak­ti­on Kon­stan­tin Kuh­le der „Welt am Sonntag”.

Der frü­he­re Umwelt­mi­nis­ter Jür­gen Trit­tin (Grü­ne) bezeich­net die Orga­ni­sa­ti­on des Zuzugs der Spät­aus­sied­ler wäh­rend der Pan­de­mie als dilet­tan­tisch. „Es ist völ­lig unver­ständ­lich, war­um man sich im BMI nicht mit Vor­keh­run­gen befasst hat, wie die Auf­nah­me von Spät­aus­sied­lern aus Risi­ko­ge­bie­ten wäh­rend einer so schwe­ren Virus-Kri­se gefahr­los gelin­gen kann”.

BMI-Spre­cher Ste­ve Alter sag­te der „Welt am Sonn­tag”, dass sich der Bund nach dem Auf­tre­ten von Covid-19-Fäl­len in Fried­land umge­hend um wei­te­re Unter­brin­gungs­mög­lich­kei­ten zur Qua­ran­tä­ne bemüht habe. Da Spät­aus­sied­ler in der Regel in Deutsch­land kei­ne Woh­nung besä­ßen, wür­den sie auf staat­lich bereit­ge­stell­te Unter­künf­te ver­teilt. „Zudem erfolgt eine Tes­tung auf Covid-19”, so Alter.

Der Aus­sied­ler-Beauf­trag­te der Bun­des­re­gie­rung, Bernd Fabri­ti­us (CSU), warnt davor, die Spät­aus­sied­ler wegen des Infek­ti­ons­ge­sche­hens zu stig­ma­ti­sie­ren. „Als deut­sche Volks­zu­ge­hö­ri­ge zie­hen sie auf­grund ihres auch heu­te noch nach­wir­ken­den Kriegs­fol­gen­schick­sals zu. Die Vor­fäl­le in Fried­land sind unse­ren Lands­leu­ten unan­ge­nehm”, sag­te er der „Welt am Sonn­tag”. Inzwi­schen gebe es in dem Lager kei­ne Virus-Fäl­le mehr. „Ihr Auf­nah­me­pro­zess läuft geord­net und sicher ab”.

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