Poli­tik: Bun­des­tag will Sicher­heits­po­li­tik neu aufstellen

Deutscher Bundestag - Reichstagsgebäude - Berlin - Wiese - Menschen - Flaggen - Deutschland Fahnen Foto: Sicht auf den Deutschen Bundestag (Berlin), Urheber: dts Nachrichtenagentur

Im Bun­des­tag gibt es kon­kre­te Initia­ti­ven für einen umfas­sen­den Neu­an­satz in der stra­te­gi­schen Planung.

Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te aus ver­schie­de­nen Frak­tio­nen arbei­te­ten an einem neu­en sicher­heits­po­li­ti­schen Gre­mi­um, berich­tet die „Welt” (Mitt­wochs­aus­ga­be) unter Beru­fung auf eige­ne Infor­ma­tio­nen. Ein „Sach­ver­stän­di­gen­rat für stra­te­gi­sche Vor­aus­schau” sol­le zu einer Schnitt­stel­le zwi­schen Par­la­ment und Exper­ten aus unab­hän­gi­gen Denk­fa­bri­ken werden.

Die­se Par­la­ments­in­itia­ti­ve soll es der Poli­tik ermög­li­chen, prä­ven­tiv auf Ent­wick­lun­gen zu reagie­ren, um Kri­sen zu ver­hin­dern. Die Idee: Abge­ord­ne­te tref­fen sich in dem neu­en Gre­mi­um regel­mä­ßig mit Wis­sen­schaft­lern aus Denk­fa­bri­ken, um zu mög­lichst objek­ti­ven Bewer­tun­gen außen­po­li­ti­scher Kri­sen­her­de zu gelan­gen und auf die­ser Basis gang­ba­re Stra­te­gien zu ent­wi­ckeln. Im Kern fin­det der Vor­schlag brei­te Zustim­mung: Ein sol­cher Rat kön­ne „zu einer Art Seis­mo­graf wer­den über Wahl­pe­ri­oden hin­aus für Ereig­nis­se in der Zukunft, die unse­re Sicher­heit betref­fen”, sag­te der CDU-Außen­po­li­ti­ker Peter Bey­er, Koor­di­na­tor für die trans­at­lan­ti­sche Zusam­men­ar­beit im Aus­wär­ti­gen Amt. Auch der Ver­tei­di­gungs­exper­te der SPD-Bun­des­tags­frak­ti­on, Fritz Fel­gen­treu, sag­te, er sehe einen sol­chen Sach­ver­stän­di­gen­rat, ange­sie­delt beim Bun­des­tag, als „guten Bei­trag zur Ver­bes­se­rung der stra­te­gi­schen Vor­aus­schau der Bundesrepublik”.

Laut dem stell­ver­tre­ten­den Vor­sit­zen­den der FDP-Bun­des­tags­frak­ti­on, Alex­an­der Graf Lamb­s­dorff, wäre der Sach­ver­stän­di­gen­rat „der Ver­such, die stra­te­gi­sche Com­mu­ni­ty in Deutsch­land zu erwei­tern, indem man Abge­ord­ne­te mit Aka­de­mi­kern zusam­men­bringt, die auf dem ent­spre­chen­den Gebiet arbei­ten”. Die zwei­te Inno­va­ti­on sei die Idee der Vor­aus­schau: „Die Exper­ten sol­len über­le­gen: Wel­che Ent­wick­lun­gen kön­nen mit­tel­fris­tig ein­set­zen? Was müss­te Deutsch­land tun, um auf bestimm­te Situa­tio­nen zu reagie­ren?”, so der FDP-Außen­po­li­ti­ker weiter.

Fran­zis­ka Brant­ner, euro­pa­po­li­ti­sche Spre­che­rin der Grü­nen-Bun­des­tags­frak­ti­on, sag­te, sie unter­stüt­ze eben­falls „den Grund­ge­dan­ken eines Sach­ver­stän­di­gen­rats für stra­te­gi­sche Vor­aus­schau”. Gleich­wohl gibt es in Details Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten über das ange­streb­te Gre­mi­um. Wenn man den unlängst von Bun­des­ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­rin Anne­gret Kramp-Kar­ren­bau­er (CDU) ins Gespräch gebrach­ten Natio­na­len Sicher­heits­rat „mit die­sem Sach­ver­stän­di­gen­rat des Par­la­ments zusam­men­bräch­te, wäre das eine pro­fes­sio­nel­le, zeit­ge­mä­ße Auf­stel­lung des Bun­des­tags zu stra­te­gi­schen Her­aus­for­de­run­gen”, sag­te Bey­er. Fel­gen­treu lehnt hin­ge­gen den Vor­stoß von Kramp-Kar­ren­bau­er ab: Ent­we­der gebe es im Kabi­nett „Einig­keit über ein bestimm­tes Vor­ge­hen, dann ist der Natio­na­le Sicher­heits­rat über­flüs­sig, oder es gibt kei­ne Einig­keit, und dann nützt er nichts”, so der SPD-Poli­ti­ker. Da sei der Sach­ver­stän­di­gen­rat beim Par­la­ment „auf jeden Fall sinn­vol­ler”. Das Kon­zept des Sach­ver­stän­di­gen­rats wur­de maß­geb­lich ent­wi­ckelt vom Poli­tik­pro­fes­sor und frü­he­ren US-Diplo­ma­ten James D. Bindenagel.

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