Poli­tik: Grü­ne wol­len beim Kli­ma mitregieren

Bündnis 90 - Die Grünen - Parteitag - Politik - Tribüne - Aufsteller Foto: Sicht auf einen Parteitag der Bündnis 90/Die Grünen, Urheber: dts Nachrichtenagentur

Die Grü­nen wol­len das Kli­ma­pa­ket der Bun­des­re­gie­rung im Bun­des­rat umge­stal­ten und verschärfen.

Das berich­tet die „Frank­fur­ter All­ge­mei­ne Sonn­tags­zei­tung”. Die Par­tei­vor­sit­zen­de Anna­le­na Baer­bock und ein­fluss­rei­che Grü­nen-Poli­ti­ker aus meh­re­ren Lan­des­ver­bän­den wol­len dem­nach vor allem die wach­sen­de Macht ihrer Par­tei in den Län­dern nutzen.

Die Grü­nen sind an neun Lan­des­re­gie­run­gen betei­ligt und kön­nen jedes zustim­mungs­be­dürf­ti­ge Gesetz im Bun­des­rat stop­pen. Baer­bock sag­te der FAS, die Bun­des­re­gie­rung habe mit ihren Vor­schlä­gen die jun­ge Gene­ra­ti­on „tief ent­täuscht” und „eine his­to­ri­sche Chan­ce ver­spielt”. Sie sei sich mit ihren Par­tei­freun­den in den Regie­run­gen der Län­der des­halb einig, dass jeder zustim­mungs­pflich­ti­ge Gesetz­ent­wurf, der aus dem Kli­ma­pa­ket der Regie­rung ent­ste­hen wer­de, im Bun­des­rat „genau über­prüft” wer­den müs­se. „Wir wer­den jede Chan­ce nut­zen, aus dem Weni­gen ein Mehr an Kli­ma­schutz herauszuholen.”

Füh­ren­de Poli­ti­ker aus den Län­dern mit Grü­nen-Regie­rungs­be­tei­li­gung äußer­ten sich in der FAS ähn­lich. Der baden-würt­tem­ber­gi­sche Minis­ter­prä­si­dent Win­fried Kret­sch­mann zeig­te sich von den Beschlüs­sen der Bun­des­re­gie­rung „ent­täuscht”. Die Regie­rung neh­me zwar viel Geld in die Hand, doch brin­ge das wenig, solan­ge das Ent­schei­den­de feh­le: „näm­lich ein ehr­li­cher und ambi­tio­nier­ter CO2-Preis”. Fast wort­gleich mit Baer­bock teil­te er mit, die Grü­nen wür­den die zustim­mungs­pflich­ti­gen Tei­le des künf­ti­gen Kli­ma­schutz­ge­set­zes des­halb im Bun­des­rat genau prü­fen. Jetzt kom­me es dar­auf an, dass „jede Chan­ce genutzt wird, mehr für den Kli­ma­schutz herauszuholen”.

Auch der star­ke Mann der hes­si­schen Grü­nen, der stell­ver­tre­ten­de Minis­ter­prä­si­dent Tarek Al-Wazir, zeig­te sich der FAS „sehr ent­täuscht”, ließ aber offen, ob die Grü­nen auf die­ser Grund­la­ge einem Kli­ma­schutz­ge­setz im Bun­des­rat zustim­men wür­den. Um das zu ent­schei­den, müs­se er erst ein­mal einen Gesetz­ent­wurf sehen.

Der Ham­bur­ger Umwelt­se­na­tor Jens Ker­stan sag­te, er kön­ne sich „nicht vor­stel­len, dass das Paket der Bun­des­re­gie­rung in die­ser Form die Zustim­mung Ham­burgs im Bun­des­rat bekommt”. Ähn­lich ent­schie­den äußer­te sich auch der kli­ma­po­li­ti­sche Spre­cher der Grü­nen-Frak­ti­on im säch­si­schen Land­tag, Gerd Lip­pold. Er stell­te fest, eine säch­si­sche Lan­des­re­gie­rung mit Grü­nen-Betei­li­gung kön­ne „die­sem Paket im Bun­des­rat nicht zustimmen”.

Vie­le Grü­ne erken­nen zwar an, dass das Paket vom Frei­tag eini­ges ent­hält, was dem Kli­ma nutzt. Durch­gän­gig aber kri­ti­sie­ren sie das Kon­zept der Bun­des­re­gie­rung zur Ein­füh­rung eines Prei­ses für den Aus­stoß von Koh­len­di­oxid in den Sek­to­ren Ver­kehr und Wär­me. Hier hat­ten füh­ren­de deut­sche Wis­sen­schaft­ler Ein­stiegs­quo­ten von 35 bis 50 Euro je Ton­ne und danach ein schnel­les Wachs­tum gefor­dert. Die Bun­des­re­gie­rung will aller­dings nur einen Ein­stiegs­preis von zehn Euro und einen rela­tiv lang­sa­men Anstieg bis auf 35 Euro im Jahr 2025. Baer­bock, Al-Wazir und ande­re füh­ren­de Grü­nen-Poli­ti­ker sind damit nicht ein­ver­stan­den. Sus­an Szi­bor­ra-Seid­litz, die Lan­des­vor­sit­zen­de in Sach­sen-Anhalt, sag­te der FAS in Bezug auf das grü­ne Abstim­mungs­ver­hal­ten im Bun­des­rat: „Die­ser Preis kann so nicht bleiben.”

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