Iran: Anna­le­na Baer­bock will Druck auf das Land erhöhen

Annalena Charlotte Alma Baerbock - Grüne-Politikerin Foto: Grüne-Politikerin Annalena Charlotte Alma Baerbock, Urheber: dts Nachrichtenagentur

Außen­mi­nis­te­rin Anna­le­na Baer­bock will den Druck auf die ira­ni­sche Regie­rung wei­ter erhöhen.

„Tag für Tag ver­schlech­tert sich die Men­schen­rechts­la­ge in Iran”, sag­te sie am Mitt­woch. Die Sicher­heits­kräf­te gin­gen immer „bru­ta­ler” gegen Bür­ger auf der Stra­ße vor, die nichts ande­res ein­for­der­ten als ihre uni­ver­sel­len Men­schen­rech­te. „Schon über 13.000 Men­schen sol­len ver­haf­tet und über 250 erschos­sen oder zu Tode geprü­gelt wor­den sein”, so Baer­bock. „Die sys­te­ma­ti­sche Unter­drü­ckung von Frau­en und eth­ni­schen, reli­giö­sen und sexu­el­len Min­der­hei­ten in Iran ist nicht neu, aber sie erreicht im Moment eine bei­spiel­lo­se neue Härte”.

Auch für deut­sche Staats­an­ge­hö­ri­ge wer­de die Lage in Iran „immer gefähr­li­cher”. Mit einem Staat, der der­art „men­schen­ver­ach­tend” mit sei­nen eige­nen Bür­gern umge­he, kön­ne es kein „Wei­ter so” in den bila­te­ra­len Bezie­hun­gen geben, füg­te die Minis­te­rin hin­zu. Das geplan­te EU-Men­schen­rechts­sank­ti­ons­pa­ket sei nur ein ers­ter Schritt. „Mit wei­te­ren Maß­nah­men in ins­ge­samt vier Berei­chen pas­sen wir jetzt unse­re bila­te­ra­len Bezie­hun­gen der aktu­el­len Situa­ti­on an”, kün­dig­te die Grü­nen-Poli­ti­ke­rin an. Auch über die Sank­tio­nen hin­aus wol­le man natio­nal han­deln. So wür­den zum Bei­spiel künf­tig natio­na­le Visa an Inha­ber von Dienst- und Diplo­ma­ten­päs­se nur noch im „nötigs­ten Umfang” aus­ge­stellt. „Auch gegen Ange­hö­ri­ge von EU-gelis­te­ten ira­ni­schen Orga­ni­sa­tio­nen sol­len zusätz­li­che natio­na­le Ein­rei­se­be­schrän­kun­gen ver­hängt werden”.

Die „bru­ta­le Gewalt und Unter­drü­ckung” dür­fe für die Ver­ant­wort­li­chen nicht ohne „Kon­se­quen­zen” blei­ben, so Baer­bock wei­ter. Da es zuletzt in wich­ti­gen Fra­gen in den zustän­di­gen inter­na­tio­na­len Gre­mi­en wie des UN-Men­schen­rechts­rats immer wie­der Blo­cka­den gege­ben habe, ver­fol­ge man jetzt einen zwei­glei­si­gen Ansatz: „Wir set­zen uns für einen Son­der-Men­schen­rechts­rat in Genf ein, arbei­ten an einer star­ken Reso­lu­ti­on in der Gene­ral­ver­samm­lung und unter­stüt­zen den UN-Son­der­be­richt­erstat­ter für den Iran”. Bis zur Ein­rich­tung eines UN-Mecha­nis­mus wer­de man aber auch Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen bei der Auf­ga­be unter­stüt­zen, Bewei­se für Men­schen­rechts­ver­bre­chen zu doku­men­tie­ren und zu sam­meln, sag­te die Ministerin.

Wei­te­re Maß­nah­men umfas­sen die Unter­stüt­zung der ira­ni­schen Zivil­ge­sell­schaft. „Auch wenn es aktu­ell kaum mög­lich ist, Men­schen­rechts­pro­jek­te in Iran selbst zu unter­stüt­zen, ist es wich­tig, dass unse­re Soli­da­ri­tät mit den Pro­tes­tie­ren­den auf Irans Stra­ßen auch kon­kret spür­bar wird”. Man habe daher einen Auf­ruf in Nach­bar­staa­ten des Irans für Men­schen­rechts­pro­jek­te mit der ira­ni­schen Exil­ge­mein­de gestar­tet und suche auch mit dem Büro des Hoch­kom­mis­sars der Ver­ein­ten Natio­nen für Men­schen­rech­te nach Mög­lich­kei­ten, zu einer Ver­bes­se­rung der Men­schen­rechts­la­ge bei­zu­tra­gen, so Baerbock.

Für „beson­ders gefähr­de­te Per­so­nen” aus den Berei­chen Kul­tur, Wis­sen­schaft, Medi­en und Zivil­ge­sell­schaft stel­le man zudem Plät­ze in spe­zi­el­len Schutz­pro­gram­men bereit. Auch für die bila­te­ra­len Kon­tak­te kün­dig­te Baer­bock Kon­se­quen­zen an. Durch die bis­he­ri­gen Sank­ti­ons­re­gime sei­en die Wirt­schafts­kon­tak­te bereits ohne­hin mas­siv ein­ge­schränkt. „Die letz­ten Wochen wur­den inten­siv genutzt, kri­tisch zu über­prü­fen, wel­che Instru­men­te im Han­dels- und Finanz­be­reich noch bestehen, auch mit Blick auf noch bestehen­de Geschäfts­be­zie­hun­gen ira­ni­scher Ban­ken”. Wo noch bila­te­ra­le Dia­log­for­ma­te bestün­den, etwa im Wirt­schafts- und Ener­gie­be­reich, wer­de man die­se aus­set­zen. „Glei­ches gilt für die in Iran täti­gen deut­schen Kul­tur­mitt­ler und Leh­rer, deren Prä­senz wir deut­lich redu­zie­ren wer­den, schon aus Für­sor­ge­grün­den”, sag­te die Minis­te­rin. Wo nötig, wer­de man noch wei­te­re Maß­nah­me ergreifen.

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