Poli­tik: See­ho­fers Plan zur Auf­nah­me von Flücht­lin­gen stößt auf Kritik

Horst Seehofer - Bundesinnenminster - CDU - Pressekonferenz Foto: Bundesinnenminister Horst Seehofer auf einer Pressekonferenz, Urheber: dts Nachrichtenagentur

Mit sei­nem Vor­stoß, dass Deutsch­land ein Vier­tel der aus See­not geret­te­ten Flücht­lin­ge auf­neh­men soll, stößt Bun­des­in­nen­mi­nis­ter Horst See­ho­fer (CSU) auf Wider­stand in der eige­nen Partei.

„Wir kön­nen nicht pau­schal die Auf­nah­me von 25 Pro­zent einer unbe­kann­ten Zahl von Migran­ten zusi­chern, nach­dem wir eine Ober­gren­ze fest­legt haben, die in die­sem Jahr erreicht wer­den könn­te. Das ist kei­ne vor­aus­schau­en­de Migra­ti­ons­po­li­tik”, sag­te die Vor­sit­zen­de des Innen­aus­schus­ses, Andrea Lind­holz (CSU), der „Frank­fur­ter All­ge­mei­nen Zei­tung” (Don­ners­tags­aus­ga­be).

Im Übri­gen lägen die Asyl­be­wer­ber­zah­len in Deutsch­land schon seit Jah­ren ein Viel­fa­ches über den Asyl­be­wer­ber­zah­len in Ita­li­en. Auch CDU-Poli­ti­ker äußer­ten sich kri­tisch zu See­ho­fers Vor­schlag. Zwar sei es gut, dass sein Vor­stoß Dyna­mik in die Dis­kus­si­on über die Ver­tei­lung der Flücht­lin­ge in den EU-Staa­ten brin­ge, doch dür­fe man „damit kei­ne neu­en Pull-Fak­to­ren für ille­ga­le Migran­ten schaf­fen”, sag­te der CDU-Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Phil­ipp Amt­hor. Die See­not­ret­tung sei für „huma­ni­tä­re Not­si­tua­tio­nen gedacht” und dür­fe „nicht zum Migra­ti­ons­tritt­brett nach Deutsch­land” wer­den, so der CDU-Poli­ti­ker weiter.

Der CDU-Innen­po­li­ti­ker Chris­toph Bern­stiel warn­te davor, „dass wir mit der Ankün­di­gung wei­te­re See­not­mi­gran­ten auf­zu­neh­men, neue Fluch­t­an­rei­ze schaf­fen, die letzt­lich genau das Gegen­teil bewir­ken”. Lei­der spiel­ten sol­che Ankün­di­gun­gen auch den kri­mi­nel­len Schlep­per­ban­den in die Hän­de, wel­che aus dem Leid der Men­schen ein Geschäft mach­ten, so Bern­stiel weiter.

Meh­re­re CDU-Innen­po­li­ti­ker des Bun­des­tags ver­tei­dig­ten hin­ge­gen See­ho­fers Vor­ge­hen. Es gebe nun end­lich die Chan­ce auf eine Ver­tei­lung der Flücht­lin­ge, sag­te der CDU-Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Armin Schus­ter. Er hof­fe, dass sich noch mehr Län­der sich anschlie­ßen wol­len, so der CDU-Poli­ti­ker wei­ter. Bis­her wol­len Deutsch­land, Frank­reich, Ita­li­en und Mal­ta am 23. Sep­tem­ber eine Rege­lung bei einem Tref­fen mit dem EU-Rats­vor­sit­zen­den Finn­land ver­ein­ba­ren. „Ich hät­te kri­ti­siert, wenn See­ho­fer die­se Chan­ce nicht ergrif­fen hät­te”, sag­te Schus­ter der „Frank­fur­ter All­ge­mei­nen Zei­tung”. Schließ­lich bedeu­te sein Vor­schlag, das „drei von vie­ren nicht nach Deutsch­land” kämen.

„Die dra­ma­ti­schen Ret­tungs­ak­tio­nen mit welt­wei­ter Auf­merk­sam­keit brin­gen erheb­lich mehr Anrei­ze für Schlep­per und ihre Opfer als ein geord­ne­tes Ver­fah­ren”, sag­te der CDU-Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Micha­el Brand. Das sei deut­lich bes­ser als das bis­he­ri­ge Cha­os, die Auf­nah­me sei „sowohl ver­ant­wort­lich wie ver­kraft­bar”, so der CDU-Poli­ti­ker wei­ter. Im Lau­fe eines Jah­res hat Deutsch­land 561 aus See­not geret­te­te Migran­ten auf­ge­nom­men. „Man soll­te auch nicht jedes Mal in Hys­te­rie ver­fal­len, wenn ein ernst­haf­ter Ver­such unter­nom­men wird, Ord­nung in die unge­re­gel­te Migra­ti­on zu brin­gen”, so Brand.

Der innen­po­li­ti­sche Spre­cher der Uni­ons­frak­ti­on, Mathi­as Mid­del­berg (CDU), sag­te, es sei rich­tig, dass sich See­ho­fer mit sei­nen euro­päi­schen Kol­le­gen auf einen – vor­über­ge­hen­den – Ver­teil­me­cha­nis­mus für aus See­not geret­te­te Migran­ten eini­gen wol­le. „Das unwür­di­ge Gescha­cher bei jedem ein­zel­nen Schiff muss been­det wer­den”, sag­te Mid­del­berg der „Frank­fur­ter All­ge­mei­nen Zeitung”.

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