Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk hat schwere Vorwürfe gegen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erhoben.
„Für Steinmeier war und bleibt das Verhältnis zu Russland etwas Fundamentales, ja Heiliges, egal was geschieht, auch der Angriffskrieg spielt da keine große Rolle”, sagte Melnyk dem „Tagesspiegel”. „Aus Putins Sicht gibt es kein ukrainisches Volk, keine Sprache, keine Kultur, und daher auch keinen Staat”. Steinmeier scheine „den Gedanken zu teilen, dass die Ukrainer eigentlich kein Subjekt sind”, so Melnyk. „Die Sache mit dem Konzert war kein Fehler”, sagte der Botschafter mit Blick auf ein von ihm boykottiertes Ukraine-Solidaritätskonzert des Bundespräsidenten, bei dem auch russische Musiker auftreten sollten. „Das Konzert war aus meiner Sicht ein klares Signal Richtung Moskau, vielleicht sogar, um Putin zu zeigen: Ich halte hier die Stellung”. Steinmeier wisse, wie die Ukrainer ticken und „wie sensibel das Thema ist”. Feingefühl sei für Steinmeier ein „Fremdwort”, zumindest in Bezug auf die Ukraine.
Der ukrainische Botschafter machte unterdessen auch der Bundesregierung Vorwürfe. Er forderte von Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht dringend eine bessere Zusammenarbeit bei geplanten Waffenlieferungen an die Ukraine. „In dieser Woche haben wir mit Verwunderung aus den Medien erfahren, dass die Ampel nach sehr langer Geheimhaltung angeblich eine Liste mit Waffen vorlegt, die geliefert werden könnten”, sagte Melnyk dem „Tagesspiegel”. Dabei gehe es um 308 Millionen Euro. Das Verteidigungsministerium habe die ukrainische Seite aber nicht informiert über diese Liste.