AfD: Ver­fas­sungs­schutz wirbt V‑Leute in der Par­tei an

Alternative für Deutschland - Journalisten - Personen - AfD - Stand Foto: Ein Stand der AfD mit Journalisten, Urheber: dts Nachrichtenagentur

Der Ver­fas­sungs­schutz hat damit begon­nen, V‑Leute in der AfD und ihrer Par­tei­ju­gend Jun­ge Alter­na­ti­ve anzuwerben.

Das wur­de der „Frank­fur­ter All­ge­mei­nen Sonn­tags­zei­tung” von der AfD und dem Ver­fas­sungs­schutz bestä­tigt. Der Prä­si­dent des Bran­den­bur­ger Ver­fas­sungs­schut­zes, Jörg Mül­ler, sag­te der FAS, dass in sei­nem Bun­des­land V‑Leute in der AfD aktiv sei­en. „Das Gesetz will, dass wir das AfD-Milieu auch mit nach­rich­ten­dienst­li­chen Mit­teln erfas­sen. Also machen wir das – auch mit „Ver­deckt Infor­ma­ti­ons­ge­ben­den””, sag­te Mül­ler. Über die „Zugangs­la­ge” kön­ne er sich aktu­ell nicht bekla­gen, sag­te er. In man­chen Bun­des­län­dern dien­ten sich AfD-Mit­glie­der dem Geheim­dienst frei­wil­lig als Quel­len an. Sol­che Ange­bo­te wur­den bis­wei­len aus­ge­schla­gen, weil es Zwei­fel an den Moti­ven gab.

Der Lei­ter der Arbeits­grup­pe Ver­fas­sungs­schutz in der AfD, Roland Hart­wig, sag­te der FAS, ihm sei­en etwas weni­ger als fünf Fäl­le bekannt, in denen Mit­glie­der der Par­tei­ju­gend es abge­lehnt hät­ten, als soge­nann­te V‑Leute für den Geheim­dienst aktiv zu sein. Der Vor­sit­zen­de der Par­tei­ju­gend, Dami­an Lohr, berich­te­te von einem Anwer­be­ver­such bei einem Mit­glied, das spä­ter aus ande­ren Grün­den aus­ge­schlos­sen wur­de. Meh­re­re Fäl­le geschei­ter­ter Anwer­be­ver­su­che soll es in Baden-Würt­tem­berg gege­ben haben. Wie vie­le hin­ge­gen in eine Zusam­men­ar­beit ein­ge­wil­ligt haben, ist der AfD nicht bekannt. Ande­re Bun­des­län­der ver­zich­ten noch auf die Anwer­bung von V‑Leuten.

Der Prä­si­dent des thü­rin­gi­schen Ver­fas­sungs­schut­zes, Ste­phan Kra­mer, ver­weist bei der Zurück­hal­tung mit for­ma­le Grün­de. Der Geheim­dienst müs­se erst ande­re Mög­lich­kei­ten der Beob­ach­tung aus­ge­schöpft haben, bevor ein V‑Leu­te-Ein­satz ver­hält­nis­mä­ßig sei, und die­ser bedeu­te einen gro­ßen Auf­wand. „Quel­len zu fin­den dau­ert am längs­ten. Sie kön­nen die nicht auf der Stra­ße anhal­ten, und sagen: Ich geb dir ein Eis aus, erzähl mal.” Da ste­cke man auch die meis­te Arbeit rein, sag­te Kra­mer der FAS. Zum Ein­schleu­sen von Spio­nen in Par­tei­en sag­te Kra­mer wegen des hohen Auf­wan­des: „Ver­ges­sen Sies”.

Der Grü­nen-Abge­ord­ne­te Kon­stan­tin von Notz – der im Par­la­men­ta­ri­schen Kon­troll­gre­mi­um des Bun­des­ta­ges die Geheim­diens­te beauf­sich­tigt – wand­te sich gegen die Vor­stel­lung, der Ver­fas­sungs­schutz zöge­re bei der Anwen­dung nach­rich­ten­dienst­li­cher Mit­tel. „Mein Ein­druck ist, dass der Ver­fas­sungs­schutz das sehr ernst nimmt. Die wis­sen schon, was sie machen”, sag­te von Notz der FAS. Die Ver­fas­sungs­schutz­be­hör­den berei­ten eine bun­des­ein­heit­li­che Ein­stu­fung der AfD vor.

Momen­tan wird die Par­tei in man­chen Län­dern als „Prüf­fall”, in ande­ren als „Ver­dachts­fall” geführt. Für die Par­tei­ju­gend und den offi­zi­ell auf­ge­lös­ten „Flü­gel” gibt es auch ver­schie­de­ne Ein­stu­fun­gen. Im Dezem­ber wol­len die Behör­den zu einer ein­heit­li­chen Ein­schät­zung gelan­gen und die­se aller Vor­aus­sicht nach im Janu­ar oder Febru­ar verkünden.

Erwar­tet wird, dass die AfD dann als Gesamt­par­tei zum „Ver­dachts­fall” hoch­ge­stuft wird. Das bedeu­tet, dass sie über­all obser­viert wer­den darf. Der Vor­sit­zen­de des Par­la­men­ta­ri­schen Kon­troll­gre­mi­ums in Baden-Würt­tem­berg, Hans-Ulrich Sckerl von den Grü­nen, sag­te der FAS, das sei „kei­ne poli­ti­sche Ent­schei­dung”, son­dern eine allein der Behör­den, nach „fach­lich und recht­lich rela­tiv stren­gen Kriterien”.

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