In Düsseldorf ist der erste Mi Store eröffnet worden. Mit teils krassen Aktionen lockte der Store trotz der Coronakrise Kunden an. Ein Kommentar dazu.
Hardcore-Fans und Xiaomi-Anhänger feierten den Tag heute groß und hatten im Kalender schon lange ein rotes Kreuz für den 23.07.2020 stehen. Denn Xiaomi eröffnete in Düsseldorf den ersten Mi Store in Deutschland. Wer das aktuell etwas merkwürdig findet, muss sich da keine Gedanken machen. Während andere Geschäfte während der Coronakrise um ihre Existenz kämpfen oder sogar schließen müssen, wird hier ein komplett neues Geschäft eröffnet. Mutig, könnte man sich denken. Soweit aber nichts besonderes.
Was mich persönlich aber etwas nervt ist die Tatsache, dass der Store hier eine Aktion nach der anderen schmeißt, um (potentielle) Kunden anzulocken. In der Theorie nichts unübliches, aber während der Coronakrise doch eher fragwürdig bis moralisch verwerflich, dass man sowas überhaupt konsequent durchzieht. So animiert man nicht nur Düsseldorfer, sondern bundesweit die Menschen dazu, dorthin zu reisen.
Eine der Aktion ist, dass man zehn Prozent Rabatt auf alle Smartphones – bis auf das Mi 10 – erhält. Ok, jetzt nichts super krasses, weswegen man hinreisen muss. Bei der zweiten Aktion spielt man aber schon mit den Gedanken, es zu tun. Denn hier gibt es nicht nur 100 Euro Rabatt auf den Kauf des Mi 10-Smartphones, sondern noch ein E‑Scooter (Mi Eletronic Scooter 1S) im Wert von 399 Euro kostenlos obendrauf. Wer hier sowieso mit einem neuen Smartphone liebäugelt, wird garantiert nicht abgeneigt sein, bei dieser Aktion zuzuschlagen. Um der Aktion aber nochmal Druck auszuüben, werden nur die ersten 200 Kunden von diesem Angebot profitieren.
Nun kann man sich ja mal ausmalen, was für ein Ansturm zu erwarten ist. Menschen, die bundesweit so früh wie möglich dorthin reisen, um ja einer von den ersten 200 zu sein, um den kostenfreien E‑Scooter einzukassieren. Menschen, wovon erfahrungsgemäß viele sich nicht an die in der NRW geltenden Coronaschutzverordnung (CoronaSchVO) halten werden, wie zum Beispiel der Mindestabstand von 1,5 Meter – und das alles mitten in der Düsseldorfer Einkaufsmeile. Achja, ein Gewinnspiel unter allen anwesenden Personen gibt es ja auch noch, wenn man ein Foto vom Store macht und auf Instagram hochlädt – und die ersten 30 haben einen Temperatursensor bekommen, 70 danach eine Lampe.
Geil gemacht, Xiaomi. Gerade ihr solltet doch wissen, dass man das Coronavirus nicht unterschätzen sollte. Und mit dieser Meinung bin ich nicht alleine, Gott sei Dank. In diversen Blogs und Foren hatte ich mich dazu reingelesen und fand Kommentare wie „[…] klingt nach einer zünftigen Corona-Party für Freunde chinesischer Consumer-Elektronik”, „Die Aktion, einen Laden zu eröffnen und auch noch zu provozieren, dass sich die Leute in den ersten Minuten dort drängen…” oder „Aktionen mit „die ersten 100” gehören in Zeiten von Corona verboten. Die Behörden sollten den Laden gleich dicht machen!” vor, die diese Aktion von Xiaomi genauso kritisch sehen wie ich.
Ebenfalls amüsant finde ich, dass man nur mit Bargeld bezahlen konnte. Als wäre die hervorgerufene Corona-Party nicht schon schlimm genug, akzeptiert ein Technologiekonzern ausschließlich Bargeld – und natürlich hat man mal locker mehrere Hunderteuroscheine dabei. Vor allem in der Coronakrise, wo jeder Händler freundlich darum bittet, per Karte zu zahlen.
Das Geschehen hier erinnert mich an die McFit-Geschichte. Kurzfassung: Das Fitnessstudio in Köln-Kalk öffnete nach dem Lockdown um Mitternacht und verloste eine Reise für zwei Personen nach Los Angeles unter den ersten Einhundert, die eincheckten. Endlich wieder pumpen können und dafür noch eine USA-Reise (Chance 1:100) geschenkt bekommen? Geil. Dachten sich auch hunderte andere McFit-Kunden, die hofften – wie bei Xiaomi hier – unter den ersten 100 (200) zu sein.