Köln: Kom­men­tar zur aktu­el­len Situa­ti­on der Worrin­ger Rheinaue

Rheinaue Worringen-Langel - Blickrichtung Monheim - Köln-Worringen Foto: Rheinaue Worringen-Langel mit Blickrichtung Monheim (Köln-Worringen)

Det­lef Bey­er von der Bür­ger­initia­ti­ve „Unser Worrin­gen” erklärt in einem Gast­bei­trag, war­um er mit 15 ande­ren Bür­ger und Bür­ge­rin­nen die Initia­ti­ve gegrün­det hat und wel­che Zie­le dahinterstecken.

Am am 05. Juli 2019 wur­de die Bür­ger- und Bür­ge­rin­nen-Initia­ti­ve „Unser Worrin­gen” (unserworringen.de) von 16 Worrin­ger Bür­ger- und Bür­ge­rin­nen gegrün­det. In der Zwi­schen­zeit ist die Zahl der akti­ven Mit­glie­der wei­ter gewach­sen. Die Grün­dung einer Initia­ti­ve war die not­wen­di­ge Kon­se­quenz, nach­dem eine ver­un­glück­te Pla­nung der Stadt die Worrin­ger von einem Teil ihrer Iden­ti­tät abge­schnit­ten hat. Immer­hin ist Worrin­gen ein jahr­hun­der­te­al­tes Fischer­dorf mit ent­spre­chend frei­em Zugang zum Rhein.

Die Ein­zäu­nung von fast 350.000 Qua­drat­me­tern der Worrin­ger Rhein­aue stellt eine mas­si­ve Beschrän­kung der Grund­rech­te der hier leben­den Bür­ger dar. Durch einen zwi­schen dem Vor­stand des Worrin­ger Bür­ger­ver­eins und der Stadt aus­ge­han­del­ten Kom­pro­miss, ist der Zustand nicht bes­ser, son­dern schlech­ter gewor­den. Es steht jetzt noch mehr Zaun in der Rhein­aue, einen frei­en Zugang zum Rhein gibt es wei­ter­hin nicht und der Trei­del­pfad in Rich­tung Lan­gel ist nun prak­tisch für Hun­de­be­sit­zer, Men­schen mit einer kör­per­li­chen Behin­de­rung oder Eltern mit Kin­der­wa­gen gesperrt. Dazu kommt die mas­si­ve Dro­hung, dass bei einer Nicht­be­ach­tung der Regeln die gesam­te Rhein­aue gesperrt wird (die Stadt nennt das: „[…] ist eine kom­plet­te Beru­hi­gung des Gebie­tes unum­gäng­lich.”). Die­se Dro­hung hat es vor dem „Kom­pro­miss” nicht gege­ben und sie kann einem rich­tig Angst machen. Unser Hin­weis an den Behin­der­ten­be­auf­trag­ten der Stadt, dass die Rhein­aue für Men­schen mit einer Geh­be­hin­de­rung nicht mehr erreich­bar ist, wur­de mit „Bar­rie­re­frei kann das Rhein­vor­land vom Deich aus erlebt wer­den” beant­wor­tet. Hof­fent­lich wird das nicht ein­mal für alle Bür­ger- und Bür­ge­rin­nen gelten.

Lei­der hat es durch die bis­he­ri­gen Maß­nah­men bereits erheb­li­che Schä­den im Natur­schutz­ge­biet gege­ben. Am Rhein­ufer ist in wei­ten Tei­len die Gras­nar­be voll­stän­dig zer­stört wor­den. Durch den mas­si­ven Nähr­stoff­ein­trag ist dar­über hin­aus mit einer nega­ti­ven Ent­wick­lung der Pflan­zen­welt im Natur­schutz­ge­biet zu rech­nen. Bereits heu­te sucht man die geschütz­ten Vogel­ar­ten in die­sem Teil der Rhein­aue nun vergeblich.

„Unser Worrin­gen” will den Arten­reich­tum und die Arten­viel­falt im Lebens­um­feld der Men­schen in Worrin­gen erhal­ten und för­dern. Unser Worrin­gen lehnt einen „Zoo” – den die Bür­ger nur noch durch einen Zaun betrach­ten kön­nen – grund­sätz­lich ab.

„Unser Worrin­gen” hat sich zum Ziel gesetzt, alter­na­ti­ve Ideen und Kon­zep­te für mehr Natur­schutz zu ent­wi­ckeln. Die Worrin­ger Bür­ger haben schon oft zum Aus­druck gebracht, dass sie die Natur in der Rhein­aue schät­zen und erhal­ten wol­len. Das jähr­li­che „Worrin­gen putzt sich” ist nur eine Maß­nah­me unter vie­len. Mit und nicht gegen die Worrin­ger will die Initia­ti­ve aktiv den Natur­schutz ver­bes­sern. Da geht sicher eine Men­ge und das ohne Sta­chel­draht oder Elektrozaun.

Am Mon­tag, den 15. Juli 2019 hat sich ein Ver­tre­ter der Rats­grup­pe „GUT Köln”, auf Ein­la­dung von Unser Worrin­gen, mit rund 20 Worrin­ger Bür­ger- und Bür­ge­rin­nen zu einem Spa­zier­gang durch die Rhein­aue ein­ge­fun­den. Bis­her gab es bei kei­ner Frak­ti­on in der Bezirks­ver­tre­tung Chor­wei­ler (CDU, SPD, Grü­ne) auch nur ein Min­dest­maß an Inter­es­se zu unse­rem Pro­blem mit der Ein­zäu­nung. Auf unse­re Anfra­gen an die Frak­tio­nen haben wir bis heu­te kei­ne Reak­ti­on erhal­ten. Dis­kus­sio­nen in der Bezirks­ver­tre­tung zum The­ma Ein­zäu­nung fan­den bis heu­te nicht statt oder wer­den sogar aktiv ver­hin­dert. Umso mehr hat sich die Initia­ti­ve dar­über gefreut, dass die im Rat ver­tre­te­ne Grup­pe „GUT Köln” reagiert hat.

Seit kur­zer Zeit kann man die Ver­än­de­run­gen durch den „Kom­pro­miss” zwi­schen Bür­ger­ver­ein und Stadt bestau­nen. Das Mehr an Zaun in der Aue ist schon bedrü­ckend. Wir haben Mar­cel Hövel­mann, dem Ver­tre­ter von GUT Köln, von der his­to­risch engen Bin­dung der Worrin­ger Bür­ger zu ihrer Rhein­aue berich­tet und ihm die Fol­gen die­ses unver­ant­wort­li­chen Ein­griffs in das Natur­schutz­ge­biet aufgezeigt.

Auf dem Trei­del­pfad in Rich­tung Lan­gel bleibt gera­de ein­mal ein cir­ca drei Meter brei­ter Weg zurück – der Rest der Aue ist hier eine „No Go Area”. Dazu kom­men grob­schläch­tig gebau­te Drän­gel­gat­ter, die kaum pas­sier­bar sind. Der Worrin­ger Bruch ist die geo­gra­phisch tiefs­te Stel­le in Köln, die Ein­zäu­nung der Rhein­aue dürf­te den Tief­punkt für eine bür­ger­na­he Ver­wal­tung in Köln darstellen.

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