Köln: Reker fürch­tet Ent­frem­dung zwi­schen Bür­gern und Staat

Polizei - Videoüberwachung - Polizisten - Bahnsteig - Deutsche Bahn - S-Bahn - Köln Hauptbahnhof Foto: Polizisten am Bahnsteig des Kölner Hauptbahnhofs, Urheber: Bundespolizei Köln

Hen­ri­et­te Reker warnt nach den gewalt­tä­ti­gen Aus­schrei­tun­gen von Stutt­gart vor einer bedroh­li­chen Ent­frem­dung zwi­schen Bür­gern und Staat.

„Men­schen, die Schei­ben ein­schla­gen und plün­dern; Men­schen, die die Poli­zei angrei­fen – das ist, so fürch­te ich, die Spit­ze eines Eis­bergs”, schreibt die par­tei­lo­se Poli­ti­ke­rin in einem Gast­bei­trag für den „Köl­ner Stadt-Anzei­ger” (Mon­tags­aus­ga­be). Sie for­der­te ein har­tes Durch­grei­fen gegen Kri­mi­na­li­tät durch den „sank­tio­nie­ren­den Rechts­staat”, aber auch eine Stär­kung des Gemein­sinns und der Mitverantwortung.

Die poli­ti­schen und gesell­schaft­li­chen Anstren­gun­gen müss­ten sich hier auf die Kom­mu­nen als Keim­zel­len der Demo­kra­tie kon­zen­trie­ren. Von den Städ­ten und Gemein­den als der unters­ten staat­li­chen Ebe­ne zu spre­chen, beinhal­te einen Denk­feh­ler, so Reker. „Ich mei­ne, wir brau­chen ein Den­ken, das die Kom­mu­ne als den wich­tigs­ten Ort im Ver­hält­nis von Bür­ger und Staat aner­kennt. Die Kom­mu­ne ist nicht die unters­te Ebe­ne des Staa­tes. Sie ist die nächs­te Ebe­ne – der Ort, an dem der Staat ganz nah dran ist an den Bür­ge­rin­nen und Bürgern”.

Reker, die sich im Sep­tem­ber zur Wie­der­wahl als Ober­haupt der viert­größ­ten Stadt Deutsch­lands stellt, appel­liert an Unter­neh­men und Betrie­be, ihr Enga­ge­ment für das kul­tu­rel­le oder sport­li­che Leben vor Ort auch in der gegen­wär­tig schwie­ri­gen Zeit fort­zu­set­zen. „Blei­ben Sie Part­ner Ihrer Kom­mu­ne, damit wir gemein­sam aus der Kri­se gehen.” Den im Inter­net geschür­ten For­men von Radi­ka­li­tät und Hass müss­ten sich alle Bür­ger wider­set­zen. „Radi­ka­li­tät im Netz ist oft­mals der Schritt vor der Gewalt­tat. Das muss­te ich selbst erle­ben”, schreibt die Poli­ti­ke­rin, die 2015 Ziel eines rechts­extre­mis­tisch moti­vier­ten Mes­ser­an­griffs wurde.

Für eine stär­ke­re Mit­wir­kung der Bür­ger an der Poli­tik plä­diert Reker dafür, die in der Coro­na­kri­se ein­ge­üb­te vir­tu­el­le Kom­mu­ni­ka­ti­on zu ver­ste­ti­gen. „Die Digi­ta­li­sie­rung soll­ten wir dazu nut­zen, auch die Kom­mu­nal­po­li­tik grund­sätz­lich zugäng­li­cher zu machen. Die Ver­ein­bar­keit von Fami­lie und poli­ti­schem Enga­ge­ment etwa kann durch digi­ta­le For­ma­te erheb­lich ver­bes­sert werden.”

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