NRW: Neu­jahrs­an­spra­che von Minis­ter­prä­si­dent Armin Laschet

Armin Laschet - CDU - Ministerpräsident Nordrhein-Westfalen - Politiker - NRW Foto: Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet, Urheber: dts Nachrichtenagentur

In sei­ner Neu­jahrs­an­spra­che wünscht Minis­ter­prä­si­dent Armin Laschet allen ein gutes, ein glück­se­li­ges und bes­se­res Jahr 2021.

Die Neu­jahrs­an­spra­che im Wortlaut:

„Am ers­ten Tag des neu­en Jah­res grü­ße ich Sie alle sehr herz­lich. Nun ist das kein nor­ma­ler Jah­res­an­fang. Nor­ma­ler­wei­se liegt gera­de eine Nacht mit Fei­ern, Par­tys und Feu­er­werk hin­ter uns. Und heu­te vor einem Jahr blick­ten die meis­ten mit Zuver­sicht nach vor­ne, vie­le freu­ten sich auf die Gol­de­nen Zwan­zi­ger Jahre.

Und dann kam die­ses mikro­sko­pisch klei­ne, unsicht­ba­re aber höchst gefähr­li­che Virus. Die­ses Virus, das uns mit einem Fin­ger­streich gezwun­gen hat, unse­re Wirt­schaft run­ter­zu­fah­ren, Schu­len und Kitas zu schlie­ßen, Geschäf­te dicht zu machen, das etli­che Men­schen vor exis­ten­zi­el­le Her­aus­for­de­run­gen gestellt hat. Das dafür gesorgt hat, dass nichts mehr nor­mal war. Das uns zwingt, Men­schen nicht mehr die Hand zu geben und Kon­takt zu mei­den. Unvor­stell­bar am letz­ten Neujahrstag.

Und das alles geschieht in einer Zeit, die ohne­hin von Bedro­hun­gen, Her­aus­for­de­run­gen, Wan­del geprägt ist: Mit dem drit­ten Dür­re­som­mer in Fol­ge ist der Kli­ma­wan­del real bei uns ange­kom­men, die Arten­viel­falt nimmt in einer nie dage­we­se­nen Wei­se ab. Krie­ge, Hun­ger, Flucht und Ver­trei­bung gibt es immer noch auf der Welt, sie haben nicht mit Coro­na auf­ge­hört. Gleich­zei­tig drif­ten die Men­schen immer wei­ter aus­ein­an­der. Der Sozio­lo­ge Armin Nas­sehi warnt uns vor einer infi­zier­ten Gesellschaft.

Wir ler­nen im Moment so ein­dring­lich wie nie zuvor, wie stark alle Berei­che Wirt­schaft, Schu­le, Gesund­heit von­ein­an­der abhän­gig sind. Eine Ent­schei­dung für Gesund­heits­schutz löst anders­wo Schä­den aus. Des­halb ist das Abwä­gen so wich­tig. Las­sen wir es nicht zu, dass unse­re Gesell­schaft von Hass und Aggres­si­on im Streit über die rich­ti­gen Maß­nah­men infi­ziert wird. Gera­de jetzt brau­chen wir Respekt und Zusammenhalt.

Ich brau­che Ihnen nicht zu sagen, dass wir jetzt noch dis­zi­pli­niert durch­hal­ten müs­sen, denn Sie tun es ja zual­ler­meist. Aber es gibt Hoff­nung. Der Impf­stoff – erforscht, ent­wi­ckelt, geprüft, geneh­migt und aus­ge­lie­fert in nur 10 Mona­ten – ist eine Meis­ter­leis­tung unse­rer For­scher. Wir sind stolz, dass den Impf­stoff Ugur Sahin mit sei­ner Frau Özlem Türe­ci ent­wi­ckelt hat. Ugur Sahin, der in der Tür­kei gebo­ren wur­de und als Vier­jäh­ri­ger mit sei­ner Mut­ter zu sei­nem Vater nach Nord­rhein-West­fa­len zog, der hier bei Ford arbei­te­te, besuch­te als ers­tes tür­kei­stäm­mi­ges Gast­ar­bei­ter­kind das Erich-Käst­ner-Gym­na­si­um, wur­de Jahr­gangs­bes­ter und stu­dier­te danach an der Uni­ver­si­tät zu Köln.

Jetzt ent­wi­ckel­te er mit sei­ner Ehe­frau – die viel zu sel­ten erwähnt wird – einen Impf­stoff für die gan­ze Welt. Hof­fent­lich hilft sein Vor­bild, dass wir Men­schen mit einer Ein­wan­de­rungs­ge­schich­te mehr Respekt ent­ge­gen­brin­gen und den Res­sen­ti­ments offen­si­ver ent­ge­gen­tre­ten, die von zu vie­len immer noch geschürt werden.

Eine Neu­jahrs­an­spra­che rich­tet sich tra­di­tio­nell an die „Lie­ben Mit­bür­ge­rin­nen und Mit­bür­ger”. Nor­ma­ler­wei­se sagt man das ohne wei­te­re Beach­tung – es klingt wie ein Ritu­al. Doch in die­sem Jahr hat das Wort „Mit­bür­ge­rin oder Mit­bür­ger” für mich einen ganz neu­en Klang bekom­men. Ich habe in die­sem Jahr so vie­le Men­schen ken­nen­ge­lernt und gese­hen, wie sie ech­te Mit­bür­ger­lich­keit leben: Pfle­ge­per­so­nal, Ärz­tin­nen und Ärz­te, Leh­re­rin­nen und Leh­rer, Erzie­he­rin­nen und Erzie­her, die sich krea­tiv um Kin­der geküm­mert haben und nie­man­den zu ver­lie­ren; Ver­käu­fe­rin­nen und Ver­käu­fer, die unse­re Lebens­mit­tel­ver­sor­gung sichern; unzäh­li­ge Mit­ar­bei­ter in den Ämtern und Minis­te­ri­en, die im Manage­ment die­ser Kri­se Unglaub­li­ches geleis­tet haben. Ich den­ke, wir kön­nen mit eini­gem Stolz sagen, dass wir das alle mit­ein­an­der in die­sem Jahr gut hin­be­kom­men haben.

Das neue Jahr kann und muss bes­ser wer­den. Die­se Chan­ce soll­ten wir nut­zen. Alle zusam­men. Mit den Men­schen in Nord­rhein-West­fa­len – in all ihrer Ver­schie­den­heit sind sie ein­fach groß­ar­tig. In die­sem Sin­ne: Machen Sie es gut im Neu­en Jahr, hal­ten Sie durch, geben Sie nicht auf und den­ken Sie immer dar­an: die größ­te Kraft liegt im Mit­ein­an­der. Las­sen Sie uns in die­ses neue Jahr gehen, in dem wir die Welt ver­än­dern, in dem wir unser Land gestal­ten und in dem alles bes­ser wird. Und in dem wir das tun als ech­te Mit­bür­ge­rin­nen und Mit­bür­ger. Ich wün­sche Ihnen allen ein gesun­des, ein glück­se­li­ges, ein gutes, – ja – ein bes­se­res Jahr 2021”.

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