Die Weltgesundheitsorganisation erwartet das Ende der Corona-Pandemie für Anfang 2022.
„Ich gehe davon aus, dass 2021 ein weiteres Covid-Jahr wird”, sagte Europas Regionaldirektor Hans Kluge der „Welt”. „2020 war Terra Incognita. Ein Jahr später wissen wir viel mehr. Deshalb gehe ich davon aus, dass die Pandemie Anfang 2022 vorbei ist. Was nicht heißt, dass das Virus weg ist. Aber hoffentlich braucht es dann keine der disruptiven Interventionen mehr”.
Kluge warnte davor, Corona-Mutationen nicht ernst genug zu nehmen, weil sich manche sehr schnell verbreiten könnten und schwere Krankheitsverläufe auslösten. „Wenn dies nun zusammenfällt mit einer nur langsamen Impfkampagne, dann verlieren wir Momentum. Dann kann das Virus wieder die Oberhand gewinnen”. Jetzt sei noch nicht die Zeit für die Menschen in Europa, sich zurückzulehnen. Die WHO hatte am Donnerstag mitgeteilt, dass Corona-Neuinfektionen in Europa nach einem sechswöchigen Rückgang um neun Prozent gestiegen seien.
Der gebürtige Belgier appellierte an Mitarbeiter im Gesundheits- und Pflegebereich, bei der Impfkampagne voranzugehen. „Mitarbeiter im Gesundheitsbereich sollten als Vorbild vorangehen und bezeugen, dass Impfen Leben rettet”. Gleichzeitig lehnt die Weltgesundheitsorganisation die von der EU-Kommission geplanten Impfpässe ab. Die für den Sommer angekündigte Einführung sei aber „wohl unvermeidlich”, sagte Kluge. „Aber es ist keine Empfehlung der WHO. Wir verstehen, dass Regierungen mit der politischen Realität konfrontiert sind. Trotzdem gibt es ernste Bedenken”. So sei unsicher, wie lang eine Immunität anhält. Auch könne ein Impfstoff „nicht unbedingt die Ansteckung anderer Menschen verhindern”, so Kluge.