Die neue Zinswelt verschafft dem Bundeshaushalt unverhoffte Einnahmen. Dank der Minuszinsen habe der deutsche Staat in diesem Jahr durch die Ausgabe neuer Schulden bereits fünf Milliarden Euro eingenommen.
Die „Welt am Sonntag” berichtete am Sonntag darüber unter Berufung auf Berechnungen des Analysehauses Barkow Research. Bis zum Jahresende könnte die Summe auf über sechs Milliarden Euro anwachsen.
Das wäre ein neuer Einnahmerekord und würde selbst das Jahr 2016 in den Schatten stellen, als das Phänomen negativer Zinsen erstmals auftauchte. Zudem läge diese Summe auch deutlich über den Budgetplanungen, berichtet die Zeitung weiter. Der Haushaltsentwurf für das laufende Jahr sieht bislang vor, durch Anleihenverkäufe lediglich 412 Millionen Euro einzunehmen.
Inzwischen liegen sämtliche Renditen von Bundesanleihen im Minus, der Staat macht also mit jeder verkauften Anleihe einen Gewinn. Berlin wird von den Investoren fürs Schuldenmachen bezahlt. In dieser Woche hatte der Bund erstmals eine 30-jährige Anleihe mit einem Minuszins verkauft und damit einen Gewinn von 29,75 Millionen Euro erzielt.
Nach Berechnungen des Analysehauses Barkow hat Deutschland seit 2012 mit Anleiheverkäufen einen Gewinn von insgesamt gut 27 Milliarden Euro gemacht. Doch das ist nicht ohne Risiko: „Da der Bund aktuell sogar für 30-jährige Schulden keine Zinsen zahlt, sondern damit Geld verdient, entsteht die Illusion, Schuldenmachen bleibe folgenlos”, sagte Wolfgang Schnorr, Volkswirt bei Barkow Consulting, der „Welt am Sonntag”. Wenn die Zinsen aber wieder steigen, werde das „schnell zum Bumerang, weil die fiskalischen Gewinne sofort in Belastungen umschlagen.”