Nach Einschätzung des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen ist die Gefahr eines „harten Brexits” nach der Wahl von Boris Johnson als neuer Vorsitzender der Tories und künftiger britischer Premierminister gestiegen.
„Mit der Wahl von Hardliner und Brexiteer Boris Johnson als Nachfolger von Theresa May wächst die Gefahr eines No-Deal-Brexits”, sagte BGA-Präsident Holger Bingmann am Dienstag. Bei einem „harten Brexit” drohten überall an den Grenzen zu Großbritannien Kontrollen.
Dies würde den Warenfluss stoppen und das abrupte Ausscheiden aus dem gemeinsamen Regelwerk würde in allen Bereichen Chaos verursachen. „Sollte es Ende Oktober zum Brexit kommen, ist eine Übergangsphase unabdingbar, um schnellstmöglich die künftigen wirtschaftlichen und rechtlichen Beziehungen festzulegen und diese so tiefgehend und eng wie möglich zu gestalten”, so Bingmann weiter.
Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) äußerte sich nach der Johnson-Wahl besorgt. „Die Wirtschaft braucht jetzt dringend eine Regierung im Vereinigten Königreich, die durchsetzbare Entscheidungen fällt”, ließ sich BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang zitieren. Drohungen aus London, ungeordnet aus der EU auszuscheiden, seien schädlich und kämen wie ein Bumerang zurück. „Sie verstärken die bereits eingetretenen Schäden in der Wirtschaft.” Der künftige Premierminister müsse sich für einen geordneten Übergang einsetzen, so Lang weiter. Das Austrittsabkommen dürfe nicht nachverhandelt werden, da es für möglichst wenig Friktion im Außenhandel, stabile Verhältnisse an den Außengrenzen und für Sicherheit in Arbeitnehmerfragen stehe. Das Risiko eines „harten Brexit” bleibe „sehr hoch”, fügte der BDI-Hauptgeschäftsführer hinzu.