Sicher­heit: Kas­sen­arzt-Chef Gas­sen ist für ein Ver­bot von E‑Scooter

E-Scooter - Bird - Stromkasten - Apotheke - München Foto: E-Scooter von Bird im öffentlichen Raum, Urheber: dts Nachrichtenagentur

Nur drei Mona­te nach der Zulas­sung von E‑Tretrollern hat Kas­sen­arzt-Chef Andre­as Gas­sen einen Rol­ler-Bann gefordert.

„E‑Tretroller soll­ten kom­plett ver­bo­ten wer­den. Nur das wür­de hel­fen, Ver­let­zun­gen zu ver­mei­den”, sag­te der Vor­stands­vor­sit­zen­de der Kas­sen­ärzt­li­chen Bun­des­ver­ei­ni­gung (KBV) der „Neu­en Osna­brü­cker Zeitung”.

Über­all dort, wo die Fahr­zeu­ge inzwi­schen rum­fah­ren, habe man „deut­lich mehr Ver­letz­te”, sag­te Gas­sen, der selbst Unfall­chir­urg ist. Das begin­ne bei kom­ple­xen Brü­chen von Armen und Bei­nen und rei­che bis zu Kopf­ver­let­zun­gen und Todesfällen.

„Die schlimms­ten Befürch­tun­gen sind ein­ge­tre­ten. Aus unfall­chir­ur­gi­scher Sicht sind E‑Tretroller eine Kata­stro­phe.” Die Gefahr gehe oft vom Ver­hal­ten der Fah­rer aus, die blind­lings Kreu­zun­gen quer­ten, zu zweit füh­ren und sich rück­sichts­los ver­hiel­ten. „Aber das war abseh­bar. Aus ärzt­li­cher Per­spek­ti­ve war es unver­ant­wort­lich, grü­nes Licht für E‑Tretroller zu geben”, beklag­te der Mediziner.

Rol­ler-Füh­rer­schei­ne oder der Ein­bau von Blin­kern wür­den dar­an nichts ändern. „Es gibt auch kei­ne Not­wen­dig­keit für die­se Gefähr­te. Sie gehö­ren nicht auf die Stra­ße und schon gar nicht auf den Geh­weg”, sag­te Gas­sen. „Aus medi­zi­ni­scher Sicht sind sie ein­fach zu gefähr­lich, also weg damit. Die Ret­tungs­stel­len sind schon voll genug.”

Der Unfall­for­scher Sieg­fried Brock­mann vom Gesamt­ver­band der Ver­si­che­rer (GdV) wider­sprach Gas­sen: „Ein Ver­bot der E‑Tretroller so kurz nach der Ein­füh­rung zu for­dern ist „Quatsch””, sag­te Brock­mann der NOZ. „Es war von vorn­her­ein klar, dass, wenn wir die­ses zusätz­li­che Ver­kehrs­mit­tel auf unse­ren Stra­ßen zulas­sen, es zu Unfäl­len kom­men wird. Wir stel­len auch schwe­re Unfäl­le unter Betei­li­gung von Rad­fah­rern fest – aber es wür­de nie­mand auf die Idee kom­men, sie im Stra­ßen­ver­kehr zu verbieten.”

Es kom­me jetzt viel­mehr dar­auf an, die Fehl­ent­wick­lun­gen der ver­gan­ge­nen Mona­te zu besei­ti­gen, for­dert Brock­mann. „Was wir brau­chen, ist mehr poli­zei­li­che Kon­trol­le. Es gibt zu vie­le Nut­zer von E‑Tretrollern, die zu zweit oder auf dem Geh­weg fah­ren oder unter Alko­hol­ein­fluss unter­wegs sind.”

Da die Poli­zei nur begrenz­te Res­sour­cen habe, müss­ten Buß­gel­der ein­schlä­gig erhöht wer­den, um Ver­bes­se­run­gen her­bei­zu­füh­ren. Aktu­el­le Unfall­sta­tis­ti­ken zu E‑Scootern lie­gen dem GdV laut Brock­mann bis­lang noch nicht vor. Die Poli­zei fängt gera­de erst mit der punk­tu­el­len Erhe­bung an. Ab Janu­ar sol­len die Zah­len dann flä­chen­de­ckend erho­ben werden.

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