Der Bundesnachrichtendienst und die CIA sollen laut eines Berichts des ZDF-Magazins „Frontal 21” von 1970 bis 1993 gemeinsam die verschlüsselte Kommunikation von mehr als 100 Staaten abgehört haben.
Das Magazin beruft sich auf bisher unveröffentlichte Dokumente, die führende BND- und CIA-Mitarbeiter verfasst haben sollen. Grundlage des Berichts ist eine gemeinsame Recherche von ZDF, „Washington Post”, dem Schweizer Fernsehen SRF und dem Forschungsinstitut für Friedenspolitik.
In den Akten soll es heißen: „Diplomatische und militärische Verkehre vieler wichtiger Länder der Dritten Welt, aber auch europäischer Staaten […] konnten […] flächendeckend mitgelesen werden.” Auf den rund 280 Seiten werde die sogenannte „Operation Rubikon” als „eine der erfolgreichsten nachrichtendienstlichen Unternehmungen der Nachkriegszeit” bezeichnet, berichtet „Frontal 21”.
Der frühere Kanzleramtsminister Bernd Schmidbauer (CDU) bestätigte dem Magazin die Geheimdienstoperation. „Die Aktion Rubikon hat sicher dazu beigetragen, dass die Welt ein Stück sicherer geblieben ist”, sagte Schmidbauer dem ZDF. Der BND habe diese Zusammenarbeit mit der CIA aber 1993 beendet.
Der Bundesnachrichtendienst teilte auf Anfrage des ZDF mit, er nehme „zu Angelegenheiten, welche die operative Arbeit betreffen, grundsätzlich nicht öffentlich Stellung.” Die vorliegenden Dokumente sollen zeigen, dass sich BND und CIA für ihre Abhöroperation einer Schweizer Firma bedienten. Seit 1970 seien die beiden Geheimdienste zu je 50 Prozent Eigentümer der Firma gewesen, heißt es in dem Bericht.
Das Unternehmen stellte demnach Verschlüsselungstechnik für abhörsichere Kommunikation her und verkaufte diese weltweit. Die Kunden sollen nicht gewusst haben, dass BND und CIA die Technik manipulieren ließen. Die Dokumente sollen unter anderem erstmals belegen, dass BND und CIA frühzeitig über den Sturz des chilenischen Präsidenten Allende 1973 und die schweren Menschenrechtsverletzungen durch die argentinische Militär-Junta informiert waren.
Die von Deutschen und Amerikanern weitergeleiteten entschlüsselten Funksprüche der argentinischen Marine trugen demnach 1982 entscheidend zum Sieg Großbritanniens im Falklandkrieg bei.