Gewerk­schaft beklagt kata­stro­pha­le Zustän­den in Wohngeldstellen

Um die Aus­wei­tung des Wohn­gel­des bewäl­ti­gen zu kön­nen, müss­te die Zahl der Sach­be­ar­bei­ter in deut­schen Wohn­geld­stel­len ver­drei­facht wer­den. Zu die­sem Ergeb­nis kommt eine Umfra­ge der Fach­ge­werk­schaft für Beam­te und Beschäf­tig­te der Kom­mu­nen (kom­ba) in Behör­den. Dem­nach feh­len allei­ne in Köln 140 Sach­be­ar­bei­ter, in Dres­den 85. „Es bräuch­te deutsch­land­weit drei­mal so vie­le Sach­be­ar­bei­ter, die sich nur mit der Bear­bei­tung der Wohn­geld­an­trä­ge beschäf­ti­gen”, sag­te der kom­ba-Bun­des­vor­sit­zen­de Andre­as Hem­sing der „Bild am Sonntag”. 

„Die Kon­se­quen­zen spü­ren Beschäf­tig­te in den Behör­den, der Druck ist bru­tal. Die Poli­tik hat ein­fach eine rie­si­ge Reform umge­setzt, ohne vor­her die Grund­la­gen für die Umset­zun­gen abzu­stim­men.” Seit 1. Janu­ar haben nach Anga­ben der Bun­des­re­gie­rung rund zwei Mil­lio­nen Men­schen Anspruch auf Wohn­geld, 1,4 Mil­lio­nen mehr als bis­lang. Um den Andrang auf die Wohn­geld­stel­len bewäl­ti­gen zu kön­nen bräuch­te die Stadt Bonn z.B. 50 Sach­be­ar­bei­ter, die sich nur mit Wohn­geld­an­trä­gen beschäf­ti­gen. Tat­säch­lich sei­en es aktu­ell aber nur 18. Die Stadt habe den Mehr­be­darf früh erkannt und Jobs aus­ge­schrie­ben. Doch auf 32 offe­ne Stel­len gab es nur zehn annehm­ba­re Bewer­bun­gen, von der ledig­lich eine zu einer Anstel­lung zum ers­ten Janu­ar führ­te. „Die Aus­wei­tung des Wohn­gel­des ist rich­tig und not­wen­dig. Aber sie wur­de schlecht vor­be­rei­tet”, sagt Hem­sing. „Es fehlt an Per­so­nal. Und die Antrag­stel­lung im Inter­net ist so kom­pli­ziert, dass sie kei­ne Ent­las­tung, son­dern ein zusätz­li­cher Mehr­auf­wand für die Behör­den ist.” Der Per­so­nal­eng­pass füh­re auch auf Sei­ten der Antrag­stel­ler zu einer star­ken Gereizt­heit. „Den Men­schen wur­de ver­spro­chen, dass sie ab Janu­ar das neue Wohn­geld bekom­men. In der Rea­li­tät gehen die War­te­zei­ten deut­lich über ein hal­bes Jahr hin­aus. Teil­wei­se wer­den die Men­schen bis Sep­tem­ber war­ten müs­sen”, sag­te Hem­sing. „Vie­le Antrag­stel­len­de sind frus­triert und wütend. Die Zahl der Über­grif­fe hat deut­lich zuge­nom­men.” Um zu ret­ten, was zu ret­ten ist, for­dert Hem­sing eine Wohn­geld-Taskforce: „Bund, Län­der, kom­mu­na­le Spit­zen­ver­bän­de und Gewerk­schaf­ten müs­sen an einen Tisch und so schnell wie mög­lich Lösun­gen auf den Weg brin­gen.” Für Jan-Mar­co Luc­zak (CDU), wohn­po­li­ti­scher Spre­cher der Uni­on, waren die Pro­ble­me „abseh­bar”. „Rich­tig wäre gewe­sen, einen Über­gangs­me­cha­nis­mus zu eta­blie­ren, der eine recht­zei­ti­ge Aus­zah­lung des Wohn­gel­des sicher­ge­stellt hät­te. Doch das hat die Ampel eben­so abge­lehnt wie unse­re For­de­rung, das Berech­nungs­ver­fah­ren radi­kal zu ver­ein­fa­chen”, so Luc­zak. „Die Wohn­geld­re­form der Ampel wird vie­le bit­te­re Ent­täu­schun­gen nach sich zie­hen.” (dts Nachrichtenagentur)

Foto: Rat­haus von Offen­bach, über dts Nachrichtenagentur

Anmer­kun­gen zum Bei­trag? Hin­weis an die Redak­ti­on sen­den.