Grü­ne drän­gen Fae­ser zu Integrationsoffensive

Ange­sichts des wach­sen­den Zuzugs von Flücht­lin­gen erhe­ben die Grü­nen For­de­run­gen an Bun­des­in­nen­mi­nis­te­rin Nan­cy Fae­ser (SPD). Neben der Ver­tei­lungs- und der Auf­nah­me­fra­ge sei bei der Inte­gra­ti­ons­of­fen­si­ve noch mehr drin, sag­te die par­la­men­ta­ri­sche Geschäfts­füh­re­rin der Grü­nen-Bun­des­tags­frak­ti­on, Filiz Polat, der „Welt” (Mon­tags­aus­ga­be). „Wir wol­len end­lich, dass Geflüch­te­te nicht mehr ver­pflich­tet wer­den, in Erst­auf­nah­me­ein­rich­tun­gen zu woh­nen, obwohl sie bei Ver­wand­ten unter­kom­men könnten.” 

Damit wür­den zügig freie Kapa­zi­tä­ten geschaf­fen, die Inte­gra­ti­on erleich­tert und die Unter­brin­gung in Turn­hal­len ver­mie­den. „Wir wol­len, dass Arbeits­ver­bo­te für Geflüch­te­te – gera­de in Zei­ten des Arbeits­kräf­te­man­gels – end­lich der Ver­gan­gen­heit ange­hö­ren”, so Polat. „Die ent­spre­chen­de Geset­zes­re­form muss die Innen­mi­nis­te­rin nun zügig auf den Weg brin­gen.” Ein „Flücht­lings­gip­fel” mit dem Kanz­ler, den die Kom­mu­nen und auch die Uni­ons-Frak­ti­on gefor­dert haben, sei rich­tig. Dabei dür­fe es jedoch nicht dar­um gehen, das Grund­recht auf Asyl infra­ge zu stel­len, so Polat. Die jüngs­ten Zah­len zeig­ten, dass neben der Ukrai­ne die wich­tigs­ten Her­kunfts­län­der von Asyl­zu­wan­de­rern die Haupt­kriegs­ge­bie­te Syri­en, Afgha­ni­stan, Irak und Iran sei­en und zudem vie­le poli­ti­sche Ver­folg­te aus der Tür­kei kämen. Belit Onay (Grü­ner), Ober­bür­ger­meis­ter von Han­no­ver, for­der­te eine bes­se­re und dau­er­haf­te Unter­stüt­zung durch Bund und Län­der für Städ­te und Land­krei­se. „Aller­dings darf eine aku­te Belas­tungs­si­tua­ti­on der Kom­mu­nen nicht dazu füh­ren, dass eine zeit­ge­mä­ße und moder­ne Zuwan­de­rungs­po­li­tik dis­kre­di­tiert wird”, sag­te Onay der Zei­tung. „Wir brau­chen mehr Migra­ti­on von Men­schen aus Dritt­staa­ten, die sich in Deutsch­land nie­der­las­sen wol­len – allein schon aus wirt­schaft­li­chen und demo­gra­fi­schen Gesichts­punk­ten. Und wir brau­chen bes­se­re Inte­gra­ti­ons­an­ge­bo­te für Geflüch­te­te.” Bei den Flücht­lin­gen aus der Ukrai­ne habe sich gezeigt, wie wich­tig es sei, dass sie finan­zi­ell bes­ser­ge­stellt wor­den sei­en als nach den Regeln des Asyl­be­wer­ber­leis­tungs­ge­set­zes. „Auch eine mensch­lich gebo­te­ne Fami­li­en­zu­sam­men­füh­rung darf nicht an man­geln­den Kapa­zi­tä­ten der Kom­mu­nen schei­tern.” Die FDP wer­te­te die Rufe aus der Uni­on nach einem „Flücht­lings­gip­fel” als Ablen­kungs­ma­nö­ver. „Schließ­lich haben die vie­len Gip­fel von der Uni­on unter Frau Mer­kel uns die Sup­pe erst ein­ge­brockt, die wir heu­te aus­löf­feln müs­sen”, kri­ti­sier­te der innen­po­li­ti­sche Spre­cher Manu­el Höfer­lin. Der Bund wer­de mit dem zwei­ten Migra­ti­ons­pa­ket den nächs­ten Schritt zur Neu­ord­nung des Ein­wan­de­rungs­rechts gehen, das lega­le Ein­wan­de­rung ermög­licht, ille­ga­le begrenzt und auch „kon­se­quent abschiebt”, sag­te Höfer­lin der „Welt”. AfD-Frak­ti­ons­chefin Ali­ce Wei­del nann­te die For­de­rung aus der Uni­on nach einem Gip­fel­tref­fen „unnüt­zes Blend­werk von einer Par­tei, die spä­tes­tens seit 2015 in der Fra­ge ohne­hin jede Glaub­wür­dig­keit ver­lo­ren hat”. Die Bun­des­re­gie­rung müs­se zual­ler­erst an der Gren­ze han­deln: Ille­ga­le Grenz­über­trit­te aus siche­ren Dritt­staa­ten sei­en gemäß der Dub­lin-Ver­ein­ba­rung zu unter­bin­den und nicht auf­ent­halts­be­rech­tig­te Aus­län­der unver­züg­lich abzu­schie­ben. „Das ist nach gel­ten­der Rechts­la­ge pro­blem­los mög­lich und wür­de sofort Druck von den Kom­mu­nen neh­men.” Die Lin­ke wand­te sich klar gegen eine Begren­zung der Migra­ti­on. Statt­des­sen sol­le nach dem Vor­bild der Regeln für die Ukrai­ne-Flücht­lin­ge ein unbü­ro­kra­ti­scher Zugang zu Unter­brin­gung, zum Arbeits­markt und zu Kin­der­be­treu­ung und Bil­dung geschaf­fen wer­den – „für alle Geflüch­te­ten”, sag­te Cla­ra Bün­ger, Spre­che­rin der Lin­ke-Frak­ti­on für Flucht­po­li­tik. Jetzt wäre der rich­ti­ge Zeit­punkt, „einen Para­dig­men­wech­sel hin zu einer offe­nen und soli­da­ri­schen Asyl­po­li­tik ein­zu­läu­ten”. (dts Nachrichtenagentur)

Foto: Ankunft von Flücht­lin­gen aus der Ukrai­ne in Deutsch­land, über dts Nachrichtenagentur

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