Kabi­nett beschließt Reform der Ersatzfreiheitsstrafe

Ber­lin (dts Nach­rich­ten­agen­tur) – Die Bun­des­re­gie­rung hat eine Reform der Ersatz­frei­heits­stra­fe auf den Weg gebracht. Das Kabi­nett beschloss am Mitt­woch einen Gesetz­ent­wurf des Bun­des­jus­tiz­mi­nis­te­ri­ums, der unter ande­rem eine Hal­bie­rung der Maß­nah­me vor­sieht. Statt einem sol­len zukünf­tig zwei Tages­sät­ze einem Tag Ersatz­frei­heits­stra­fe entsprechen. 

„Seit vie­len Jah­ren haben Fach­leu­te kri­ti­siert, dass der Gegen­wert von sechs bis acht Stun­den Erwerbs­ar­beit, die etwa einem Tages­satz Geld­stra­fe ent­spre­chen, und 24 Stun­den Ersatz­frei­heits­stra­fe nicht zusam­men­pas­sen”, sag­te Bun­des­jus­tiz­mi­nis­ter Mar­co Busch­mann (FDP). Er sprach von einer „his­to­ri­schen” Reform. Die Neu­re­ge­lung ist Bestand­teil einer Rei­he von ver­schie­de­nen Ände­run­gen im deut­schen Sank­tio­nen­rechts. Dazu zäh­len auch Neue­run­gen im Maß­re­gel­recht, bei der Straf­zu­mes­sung und bei ambu­lan­ten Maß­nah­men. Kri­tik an dem Beschluss kam vom „Bünd­nis zur Abschaf­fung der Ersatz­frei­heits­stra­fe”. Eine Hal­bie­rung sei ein „unzu­rei­chen­der Vor­schlag der Bun­des­re­gie­rung”, sag­te Bünd­nis­spre­cher Antho­ny Obst den Zei­tun­gen der Fun­ke-Medi­en­grup­pe (Don­ners­tags­aus­ga­ben). „Das bedeu­tet ja immer noch, dass genau­so vie­le Men­schen von die­ser absur­den Maß­nah­me betrof­fen sind. Wir brau­chen eine Abschaf­fung der Ersatz­frei­heits­stra­fe.” Mehr als 50.000 Men­schen wür­den jähr­lich inhaf­tiert, weil sie ihre Geld­stra­fe nicht zah­len könn­ten. Das sei eine enor­me Belas­tung für die Betrof­fe­nen. Ersatz­frei­heits­stra­fe sei ein „beson­ders ver­werf­li­cher Aspekt des Straf­sys­tems”, sie betref­fe vor allem Men­schen in Armut, die Geld­stra­fen nicht zah­len könn­ten, so Obst. Es gehe um das Fah­ren ohne Fahr­schein, um gering­fü­gi­gen Dieb­stahl, um Dro­gen­de­lik­te. Das Bünd­nis hob her­vor: „Die­se Delik­te las­sen sich nicht mit Geld­stra­fen oder Haft­an­dro­hung bekämp­fen. Die Ursa­chen, die zu Ersatz­frei­heits­stra­fen füh­ren, bekämpft nur, wer Per­so­nen­nah­ver­kehr kos­ten­los macht, wer bes­se­re Hil­fe für Dro­gen­ab­hän­gi­ge anbie­tet und sozia­len Wohn­raum schafft, damit Men­schen nicht in Armut leben müs­sen”, sag­te Obst.

Foto: Wach­meis­ter schließt ein Gefäng­nis­tor auf, über dts Nachrichtenagentur

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