SPD schlägt Kom­pro­miss im Auto­bahn­streit der Ampel vor

Im Ampel-Streit zwi­schen Grü­nen und FDP über eine Pla­nungs­be­schleu­ni­gung für Stra­ßen­bau­pro­jek­te schlägt die SPD eine Kon­zen­tra­ti­on auf nur „eini­ge” Vor­ha­ben an beson­ders neur­al­gi­schen Punk­ten vor. Nach­dem sich die Koali­ti­on schon in vie­len ande­ren Berei­chen auf eine Pla­nungs­be­schleu­ni­gung geei­nigt habe, ste­he für die SPD in den wei­ter­hin strit­ti­gen Berei­chen Stra­ße und Schiff­fahrt fest, „dass es auch in die­sen Berei­chen Pro­jek­te gibt, die von über­ra­gen­der Bedeu­tung sind, weil sie an neur­al­gi­schen Punk­ten der jewei­li­gen Ver­kehrs­we­ge für ent­schei­den­de Ver­bes­se­run­gen sor­gen”, sag­te SPD-Frak­ti­ons­vi­ze Det­lef Mül­ler der „Welt” (Don­ners­tags­aus­ga­be). „Für die­se Pro­jek­te soll­ten wir jetzt Kri­te­ri­en defi­nie­ren, um für sie eine zusätz­li­che Pla­nungs­be­schleu­ni­gung zu ermöglichen.” 

Doch die Zahl sol­cher Vor­ha­ben sei klein. „Das sind nicht Hun­der­te von Pro­jek­ten, son­dern eini­ge”, sag­te Mül­ler. Bun­des­ver­kehrs­mi­nis­ter Vol­ker Wis­sing (FDP) hat­te bei der am Ende ergeb­nis­lo­sen Sit­zung des Koali­ti­ons­aus­schus­ses am ver­gan­ge­nen Don­ners­tag über das The­ma laut „Spie­gel” eine Lis­te von 144 Stra­ßen­aus­bau­pro­jek­ten vor­ge­legt, die in den Aus­bau­ge­set­zen der Vor­gän­ger­re­gie­rung ver­an­kert sind und nach Mei­nung von Wis­sing per Pla­nungs­be­schleu­ni­gung deut­lich schnel­ler rea­li­siert wer­den soll­ten. Dies hat­ten die Grü­nen nicht akzep­tiert. Sie hat­ten auf den Koali­ti­ons­ver­trag gepocht und auf EU-Ver­ord­nun­gen ver­wie­sen, die bei­spiels­wei­se Aus­gleichs­flä­chen für den Umwelt­schutz vor­se­hen. Mül­ler setzt sich mit dem SPD-Vor­schlag nicht nur von der umfang­rei­chen Lis­te Wis­sings ab, son­dern auch von dem Wunsch der Grü­nen, die Stra­ßen­bau­vor­ha­ben in den bestehen­den Aus­bau­ge­set­zen der Vor­gän­ger­re­gie­rung noch ein­mal auf den Prüf­stand zu stel­len. „Es wäre völ­lig falsch, jetzt noch ein­mal den bestehen­den Bun­des­ver­kehrs­we­ge­plan auf­zu­schnü­ren”, sag­te Mül­ler. Statt­des­sen gel­te es nun, bestehen­de Stra­ßen­bau­pro­jek­te für wirk­lich neur­al­gi­sche Punk­te zu iden­ti­fi­zie­ren und hier­für wegen ihrer über­ra­gen­den öffent­li­chen Bedeu­tung eine Pla­nungs­be­schleu­ni­gung vor­zu­neh­men, so der SPD-Frak­ti­ons­vi­ze. „Den zusätz­li­chen Effekt einer Pla­nungs­be­schleu­ni­gung für Pro­jek­te im über­ra­gen­den öffent­li­chen Inter­es­se soll­ten wir für die­je­ni­gen Stra­ßen­bau­vor­ha­ben reser­vie­ren, die tat­säch­lich einen sehr gro­ßen Nut­zen haben”, sag­te Mül­ler. „Wenn wir uns hier­auf kon­zen­trie­ren, wer­den wir bald eine geschlos­se­ne Posi­ti­on in der Koali­ti­on fin­den kön­nen.” Ver­kehrs­mi­nis­ter Wis­sing begrün­det sei­nen Ein­satz für eine umfang­rei­che Pla­nungs­be­schleu­ni­gung bei Stra­ßen­bau­vor­ha­ben damit, dass auch in Zukunft mit einem Zuwachs des Stra­ßen­ver­kehrs zu rech­nen sei. Von wel­chem Anstieg das Minis­te­ri­um hier­bei der­zeit aus­geht, geht aus einem inter­nen Ver­merk auf der Refe­rats­ebe­ne des Minis­te­ri­ums her­vor, über den die „Welt” berich­tet. Dem­nach wür­de das Güter­ver­kehrs­auf­kom­men auf der Stra­ße bis 2051 um 34 Pro­zent noch wei­ter stei­gen. Beim Schie­nen­gü­ter­ver­kehr soll der Zuwachs nur 14 Pro­zent betra­gen. Der Auto­ver­kehr, auf den schon jetzt mehr als zwei Drit­tel aller Per­so­nen­trans­por­te ent­fal­len, wür­de bis 2051 um gut drei Pro­zent zule­gen. Das FDP-geführ­te Minis­te­ri­um will Kli­ma­neu­tra­li­tät weni­ger durch Ver­kehrs­ver­la­ge­rung als durch eine Abkehr von fos­si­len Treib­stof­fen bei Stra­ßen­fahr­zeu­gen errei­chen. (dts Nachrichtenagentur)

Foto: Umlei­tungs­schild, über dts Nachrichtenagentur

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