Weiß­russ­land: Poli­ti­ker wol­len mehr Schutz für Flüchtlinge

BAMF - Bundesamt für Migration und Flüchtlinge - Tor - Gebäude - Schild Foto: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Urheber: dts Nachrichtenagentur

Diet­mar Bartsch hat ange­sichts der gerin­gen Schutz­quo­te von Flücht­lin­gen aus Weiß­russ­land in Deutsch­land Kor­rek­tu­ren in der Asyl­po­li­tik gefordert.

„Die gerin­ge Schutz­quo­te für Men­schen aus Bela­rus steht in einem kla­ren Wider­spruch zu den Aus­sa­gen der Bun­des­re­gie­rung zur aktu­el­len Lage dort”, sag­te Bartsch dem „Redak­ti­ons­netz­werk Deutsch­land” (Sams­tag­aus­ga­ben). „Wenn ich die Bil­der aus Bela­rus sehe, dann soll­te Deutsch­land sei­ne Maß­stä­be bei der Aner­ken­nung von Flücht­lin­gen jeden­falls noch ein­mal über­prü­fen. Das gilt zumin­dest so lan­ge, wie Alex­an­der Lukaschen­ko regiert.”

Außen­mi­nis­ter Hei­ko Maas (SPD) hat­te am Mitt­woch mehr Druck der Euro­päi­schen Uni­on auf Weiß­russ­land ange­kün­digt. Der Geschäfts­füh­rer der Flücht­lings­hilfs­or­ga­ni­sa­ti­on Pro Asyl, Gün­ter Burk­hardt, sag­te dem RND: „Die Men­schen­rechts­si­tua­ti­on in Bela­rus ist in der deut­schen Öffent­lich­keit und der Ent­schei­dungs­pra­xis des Bun­des­am­tes bis­her nicht aus­rei­chend wahr­ge­nom­men wor­den.” Und wei­ter: „Die Ereig­nis­se der letz­ten Tage erfor­dern eine Neu­be­wer­tung.” Aller­dings habe die Oppo­si­ti­on offen­bar lan­ge Zeit auf eine Ver­än­de­rung im Land selbst gesetzt, füg­te Burk­hardt hin­zu. Zudem blei­be Weiß­russ­land aus deut­scher Sicht „eine Blackbox”.

Wie sich die Lage in dem Land ent­wick­le, las­se sich nicht vor­her sagen, so der Pro-Asyl-Chef. Asyl­be­wer­ber aus Weiß­russ­land wer­den in Deutsch­land sehr sel­ten als poli­tisch Ver­folg­te aner­kannt. Das hat­te zuvor ein Spre­cher des Bun­des­am­tes für Migra­ti­on und Flücht­lin­ge (BAMF) dem RND mit­ge­teilt. „Die Gesamt­schutz­quo­te liegt zwi­schen 1,3 und 4,4 Pro­zent”, so der Spre­cher. Die Gesamt­schutz­quo­te umfasst eine Aner­ken­nung als poli­tisch Ver­folg­ter nach Arti­kel 16a Grund­ge­setz, den Sta­tus als Flücht­ling nach UN-Flücht­lings­kon­ven­ti­on, den so genann­ten sub­si­diä­ren Schutz oder den Schutz vor Abschie­bung, der unter ande­rem dann greift, wenn die Lebens­be­din­gun­gen im Her­kunfts­land als unzu­mut­bar gelten.

Zum Ver­gleich: Bei Flücht­lin­gen aus der Tür­kei beträgt die Gesamt­schutz­quo­te laut dem BAMF-Spre­cher zufol­ge knapp 50 Pro­zent. Dabei gilt Weiß­russ­land seit Jahr­zehn­ten ein­deu­tig als Dik­ta­tur, wäh­rend die Tür­kei immer noch Mit­glied der NATO und zumin­dest offi­zi­ell wei­ter Bei­tritts­kan­di­dat zur Euro­päi­schen Uni­on ist. Hier stieg die Schutz­quo­te erst in den letz­ten Jah­ren nach dem von Prä­si­dent Recep Tayyip Erdo­gan nie­der­ge­schla­ge­nen Putsch­ver­such und sei­nem zuneh­mend auto­ri­tä­ren Kurs deut­lich an.

Ins­ge­samt bewegt sich die Zahl der Antrag­stel­ler aus Weiß­russ­land laut BAMF auf einem bis­her eben­falls nied­ri­gen Niveau. So begehr­ten im vori­gen Jahr 264 Per­so­nen von dort poli­ti­sches Asyl in Deutsch­land und im Jahr davor 178. Im Janu­ar 2020 waren es 14, im Febru­ar 21, im März 23, im Juni null und im Juli sechs. Zah­len für August lie­gen noch nicht vor. Bei Antrag­stel­lern aus der Ost-Ukrai­ne und der Krim ver­hielt es sich trotz der dor­ti­gen poli­ti­schen Tur­bu­len­zen ähnlich.

Die Aus­nah­me unter den Nach­fol­ge­staa­ten der ehe­ma­li­gen Sowjet­uni­on war zuletzt Geor­gi­en. Es lag in der Rang­lis­te der Haupt­her­kunfts­län­der zuletzt auf Platz neun. In Weiß­russ­land gibt es der­zeit mas­si­ve Pro­tes­te gegen Staats­chef Alex­an­der Lukaschen­ko, auf die des­sen Regime mit Gewalt reagiert.

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